Lychener Seenlauf 30.4. 2016: Die 15,5km StreckeSpontan haben meine Familie und ich beschlossen zum Lychener-,Seenlauf nach Lychen zu fahren. Der Alex rief… er sei auch da. Der gemeinsame Lauf der letzte Woche an der Elbe entlang wirkte so positiv in mir nach, dass ich voller Vorfreude auf Alex, Lychen und den zu erwartenden Trail gern auch in Lychen starten wollte.
Das Wetter verhieß großartig zu werden und so schloss sich meine Familie gleich mit an. Selbst der Bub wollte sich auf die 8 km begeben
Wunderschöner Sonnenschein erwartete uns Samstagmorgen. Das frühe Aufstehen war so ganz einfach. Die Autofahrt verlief flott und unkompliziert und schon 1,5h nach Aufbruch, schlugen wir in der Pannwitzalle in Lychen, dem Startpunkt auf. Alex nebst Kind und Kegel waren bereits vor Ort.
Freudige Begrüßung und dann ab mit uns in die hiesige Turnhalle zur Nachmeldung.
Das Prozedere vor Ort verlief unkompliziert und zügig.
Der Lychenlauf einer dieser liebevoll organisierten Läufe – hach ich liebe die!
Es zeichnet sie auch, die kleineren Läufe, es gibt Kuchen, Würstchen, Blumen und so gemütliche Stände – ein bisschen Volksfestatmosphäre lage in der Luft.
Die kleine Stadt schien komplett auf den Beinen zu sein, um Fankulisse zu geben. Alex lief sich warm und schwitzte schon vor dem Start. Er wollte heute unbedingt gewinnen.

Er schleuste mich am Start mit nach vorn, eine letzte Umarmung, schnell gute Wünsche ausgetauscht und schon fiel bei herrlichstem Sonnenschein der Startschuss.
Ich war hier heute zum Spaß und irgendwie ging es dann so schnell los, dass ich kurz die Übersicht beim starten verlor. Irgendjemand rammte mich von hinten, oder stolperte, fiel gegen mich… Ich kam ins straucheln und wie in Zeitlupe legte sich mein Körper, zunächst meine rechte Schulter, gefolgt von der rechten Hüfte mitsamt eines heftigen Knieaufpralls auf das Pflaster. Mit den Händen versuchte ich abzufangen, was noch so ging. Andere Läufer übersprangen mich oder liefen an mir vorbei. Ich rappelte mich hoch, und dachte immerzu, keine Verletzung, oh bitte keine Verletzung jetzt!
Ich bewegte, schon im Weiterlaufen einmal die rechte Seite durch und kam zu dem Schluss, dass offensichtlich außer Prellungen und blutenden Schürfwunden keine größeren Defekte zu verzeichnen waren. Jetzt hieß es, sich schnell zu beruhigen und zu sammeln. Dafür benötigte ich noch die ersten 2 km. Langsam überholte ich Läufer für Läufer. Endlich konnte ich die ergrünte Flora um mich herum ein bisschen genießen, trotzdem: Ich war innerlich doch recht verblüfft, dass man mich, nach meinem Sturz einfach so überrannt hat. Keiner reichte mir eine Hand oder übernahm die Verantwortung mir einen kleinen Sicherheitsraum zu gewähren, so dass ich wieder auf die Füße kam.
Helfer hätten dies übernehmen können – meine Güte – schoss es mir durch den Kopf, was hätte alles passieren können! Alles gut gegangen – Konzentration jetzt und los! Bei km 3 zog ich das Tempo an und lief meine selbst definierte zügige Komfortpace (4:55 – 5:00). Ach war das schööööön hier

Wohlwissend, was mir auf dieser Strecke noch blühte, Mental bereite ich mich bereits darauf vor, dass dieses entspannte Gelaufe, spätestens ab km 8 eine richtig harte Angelegenheit wird! Den Streckenverlauf kenne ich ja schließlich, bin ja im letzten Sommer schon aus Spaß mit Kamera hier gelaufen.
Nach den damaligen 15,5 km hing ich gefühlt "tot überm Gartenzaun", ahnungslos wie Wurzelreich, holprig, bergig und eng dieser Trail hier in Lychen ist! Aha, Verpflegungspunkt auf km 7, dann die Wende und der Weg zurück.
Ohoh, gleich wird´s ernst! Und richtig: Auf km 8: schmalster Pfad! Wurzeln mit Warnschildern gekennzeichnet, Wege, die nur noch zu erahnen waren und Läufer, die gefühlte 100m über mir schwebten! Ach ja, da ging´s HOCH! Der überwiegende Teil der Läufer wanderte diese aufeinander folgenden Anstiege hoch. Nein, also DAS kam nicht für mich infrage!
Ich hopste den Anstieg rauf, laufen ging aufgrund des steilen Aufstieges einfach nicht, und so konnte ich weitere, auch schnelle Läufer überholen. Die Schulterprellung zwickte, die Hüfte zwackte und das Knie… nun ja…
Aber dafür war jetzt keine Zeit! Ich lief und kämpfte und schloss Läufer für Läufer auf.
Anspruchsvoll tänzelten wir nahe dem Seeabhang entlang. Konzentration und Kraft waren gefragt, um dem Gelände im flotten Tempo die Stirn zu bieten. Km 10 und 11 lief ich ruhig und konzentriert, immer wieder auf die Garmin schauend, in der Hoffnung nicht zuviel Zeit einzubüßen.
5:10 – 5:15 hm, na ja, langsamer sollte es jetzt nicht werden! Vor mir lief eine kleinere Läuferin, in interessantem Schuhwerk. Eine Weile lief ich hinter ihr her. Unruhiger werdend versuchte ich sie zu überholen, jedoch wich sie keinen mm zur Seite. Ich rief: „Vorsicht“, ich rief „Vorbei“! Sie rückte kein Stück! Ich wurde ärgerlich! Rief wieder… „Bleib mal ganz ruhig“ rief sie zurück… boah!
Wie unverschämt UND UNSPORTLICH! Ich dachte immer, die Langsameren weichen den Flotteren, hier in Lychen war das anders! Meine Pace inzwischen auf 5:35 gesunken, drohte weiter abzusacken. Km 11 – 13 musste ich so, gefühlt hinter ihr her kriechen. Ich war wirklich verwundert und ärgerlich über solch ein unsportliches Verhalten – und, ich kam einfach nicht vorbei!
Auf km 14 dann DIE Chance, ein Bogen links und rechts um einen Baum herum. Ich schoss vor und VORBEI und mit meiner Wut im Bauch preschte ich los. Wurzeln, Berge und schmalen Pfade schienen jedoch einfach kein Ende zu nehmen!
Oh menno dachte ich… Wenn ich hier jetzt abschmiere und Miss Unsportlich dich am Ende noch überholt… Endlich ging es nach links, Asphalt kam in Sichtnähe. Wie schön! Alex...! da war Alex und feuerte mich an! Er stand auf und lief ein Stück mit mir. Steil ging es den letzten Berg hinauf! Hoffentlich nur noch einmal!

Alex rief mir hinter her: „Meine Güte du flieeeegst ja!“ „Ich bin so sauer! Ich kam nicht vorbei!“ Rief ich zurück. Der Ärger setzte die letzten Energien frei, nichts war mehr von den Schmerzen zu spüren. „Ziiiiiieh, Kirsten, gib Alles“ Hörte ich Alex hinter mir rufen.Ich kämpfte, ich schnaufte und DA war das Ziel!
Ich sah meinen Mann und meinen Buben hinter der Linie, lachend mir entgegen blicken und DANN war es endlich geschafft und ich im Ziel! Letztendlich eine neue Erfahrung für mich. Erstaunt bin ich immernoch, über das unsportliche Verhalten der Mitläufer, am Start bei meinem Sturz, sowie auf der Strecke die wiederholten, misslungenen Überholversuche. Nun ja … Ein schöner Brauchbei diesen kleinen Läufen finde ich die Möglichkeit, sich die Urkunden gleich vor Ort ausdrucken zu lassen.
Alex und ich machten uns auf den Weg zu dieser Stelle. Alex bekam keine Urkunde, ich bekam keine Urkunde?! Nanu??? Der Herr erklärte uns: Die Ersten der jeweiligen Altersklassen bekämen ihre Urkunden auf der Siegerehrung! Hatte doch Alex tatsächlich den 1. Platz erlaufen und ich, trotz der Widrigkeiten noch den 2. Platz erreicht!
Und zum ersten Mal in meinem Leben stand ich auf einem Siegertreppchen

Dies versöhnte mich dann doch mit allem.
Kuchen, Kaffee, Würstchen und Volksfestambiente taten ihr Übriges. Doch! Schön, war es in Lychen und JA, ich komme auch gern wieder! Das war landschaftlich ein so schöner Lauf und auch das anspruchsvolle Gelände forderte mich heraus.
Ich hatte einen tollen Tag und einen hohen Trainingsgewinn – DAS zählt für mich!