RunnersMax hat geschrieben:Nur weils grad Spaß macht...jetzt begebe ich mich mal auf dünnes Eis:
Ich meine Neutrinos sind nur virtuell, nicht messbar. Trotzdem werden sie durch ihre nachweisbare Wirkung von der Physik als existent anerkannt.
Warum dünnes Eis, weil dies schon ein paar Jährchen her ist, als ich dies so gelernt hatte und man inzwischen möglicherweise bereits weiter ist.
Das Eis ist schon lange gebrochen, es ist schon Hochsommer. Selbstverständlich kann man Neutrinos nachweisen, sonst würden sie als nichtexistent betrachtet (wie etwa Tachyonen, ein hypothetisches überlichtschnelles Teilchen, nicht mehr als ein Rechenexempel mit komplexen Zahlen).
Neutrinos wurden erstmals 1930 postuliert, als man beim radioaktiven Beta-Zerfall bemerkte, dass den dabei entstehenden Teilchen ein Spin (eine Art Drehimpuls) abhanden kam. Da der Spin eine Erhaltungsgröße ist, wurde ein neues Teilchen postuliert, das Neutrino, das den Spin forttrug, ohne sich anderweitig bemerkbar zu machen. Aber schon 1958 wurde das Neutrino nachgewiesen, denn es gibt auch die umgekehrte Beta-Zerfallsreaktion, wo ein Neutrino mit einem Atomkern reagiert. Dabei entstehen ein Neutron und ein Positron, die leicht nachzuweisen sind. Nur reagiert ein Neutrino nur äußerst selten mit einem Kern (nennt sich daher "schwache Wechselwirkung"). Man müsste ein Neutrino durch eine 7 Lichtjahre dicke Bleiplatte jagen, damit es statistisch gesehen eine Chance bekommt, mit einem Kern schwach zu wechselwirken.
Da man so ein Platte nicht hat, nimmt man riesige Volumina eines geeigneten Mediums, z.B.
Eis in der Antarktis oder eine
geeignete Flüssigkeit in einem sehr großen Behälter, durch die hinreichend viele Neutrinos hindurch fliegen. Diese Behälter durchsetz man mit lichtempfindlichen Detektoren, die dann die Lichtblitze der Positronen oder Neutronen einzelner inverser Beta-Zerfälle nachweisen können und dabei auch die Richtung ermitteln können, aus der das Teilchen kam. Meistens kommen sie von der Sonne, da gibt es sogar
eine Aufnahme , die den Kern der Sonne zeigt, wo Neutrinos durch Kernfusion entstehen.
Durch die Erde hindurch aufgenommen! Bei einer Supernova 1987 in der 160.000 Lichtjahre entfernten Großen Magellanschen Wolke wurden
einige Neutrinos gefunden, die entstanden, als der Stern zum Neutronenstern kollabierte und seine Hülle explodierte. Und in Japan am Superkamiokande
gelang auch der Nachweis durch Detektion von Neutrinos aus einem nahe gelegenen Beschleuniger, dass sich die drei bekannten Neutrinoarten ineinander umwandeln können, was das Rätsel löste, warum man von der Sonne weniger Neutrinos beobachtet hatte, als erwartet (2/3 von ihnen nehmen unterwegs zu uns eine schwierger nachzuweisende Form an).
Ein besseres Beispiel wären die bisher unbekannten Teilchen der Dunklen Materie. 4/5 der Masse im Universum, die sich durch ihre Schwerkraft verrät, ist nicht sichtbar zu machen und sämtliche Ideen, die man hatte, was es an normaler Materie sein könnte (dunkle Sterne, schwarze Löcher, Planeten, Staub etc.) konnte man durch fehlenden Nachweis ausschließen (es gibt für alle diese Dinge eine Nachweismöglichkeit, und sei es das Vorüberziehen vor einem fernen Stern, von denen es genug gibt, dass dies gelegentlich vorkommt; nur viel zu selten, um als Dunkle Materie in Frage zu kommen). Man kann aus dem Verhältnis der Mengen an Wasserstoff, Helium und Lithium, die beim Urknall entstanden und in unverändertem Gas zwischen den Galaxien noch in diesem Verhältnis zu finden sind, sogar ableiten, wie viel normale Materie damals bei ihrer Entstehung vorhanden gewesen sein muss, und aus der Expansion des Universums, wie viel Materie durch ihre Schwerkraft wirkt, und auch da ergibt sich, dass nur 1/5 der Materie aus normalen Kernteilchen bestehen kann. Aber ganz offensichtlich muss da mehr sein, sonst würden Galaxien auseinander fliegen, Galaxienhaufen ebenso, und in Simulationen entstehen sie überhaupt nur dann, wenn 4/5 mehr Materie hinein gegeben wird, als beobachtet.
Was die Dunkle Materie aber genau ist, welche Teilchen ihr zugrunde liegt, ist ein ungelöstes Rätsel, man hat bisher nichts gefunden.
Aber, und das ist wichtig: die
beobachteten Effekte sind ja da. Und es gibt keine alternative Theorie (etwa ein verändertes Schwerkraftgesetz für schwache Schwerkraft oder große Entfernungen), die die Beobachtungen alle erklären könnte (modifizierte Schwerkrafttheorien haben zum Beispiel Probleme, das schon angesprochene Verhältnis von Wasserstoff zu Helium und Lithium zu erklären). Deswegen ist ein noch unentdecktes Teilchen die beste Theorie, die beobachteten Effekte zu erklären.
Und nun zur Homöopathie:
Da gibt es keinen beobachteten Effekt, der erklärt werden müsste. Es gibt nur das Simile-Prinzip von Hahnemann, dass dasjenige, was dir Schaden bereitet, in hochverdünnter Form (so dünn, dass sich im Volumen des beobachtbaren Universums kein Teilchen mehr in der Tinktur finden lassen dürfte, was physikalisch gar nicht machbar ist) den Schaden heilen soll. Da werden dann unter anderem Hundekot ("
Excrementum caninum") und Krümel aus der Berliner Mauer ("
Murus Berlinensis" gegen Asthma) verdünnt und verkauft. Das scheint absurd, aber die anderen homöopathischen Mittel sind vom Prinzip her genau so absurd. Deren Heilkraft ist ganz offensichtlich nicht plausibler als mit Schamanengesang um einen Baum herum zu hüpfen um damit die bösen Geister zu vertreiben (auch an das glaub(t)en Menschen).
Aber man muss gar keinen Wirkmechanismus haben, die Homöopathen sagen ja gerne, wer heilt, habe Recht. Dazu muss lediglich die Heilwirkung nachgewiesen werden. Aber persönliche Beobachtungen (Deine in Ehren) sind dazu leider reichlich ungeeignet, denn die statistische Basis ist zu klein und man kann dabei weder ausschließen, dass irgendein anderer Stoff, den der Patient zu sich nahm, die Wirkung erzeugte, noch, dass die Krankheit einfach so abheilte - am Ende kann ein Medikament in den allermeisten Fällen die Selbstheilung des Körpers ja ohnehin nur unterstützen, indem sie den Krankheitsverursacher schwächt oder dezimiert, oder die Körperabwehr ankurbelt. Nein, die Wirksamkeit weist man in klinischen Studien unter strenger Beobachtung nach, indem man einer größeren Gruppe von erkrankten Patienten (oder zunächst Versuchstieren) den Wirkstoff verabreicht und einer Kontrollgruppe ein Placebo. Wichtig ist dabei, dass weder die Patienten wissen, in welcher Gruppe sie sich befinden (verblindet), noch die Personen, die den Wirkstoff verabreichen (doppelt verblindet), ob es das Placebo oder der Wirkstoff ist, weil nur dann die Patienten völlig im Unklaren sein können (Stichwort:
Cold Reading), ob sie Wirkstoff bekommen haben oder nicht. Und wenn
dann eine deutlich verbesserte Heilung durch das Medikament nachgewiesen wird,
dann wird es als wirksames Medikament anerkannt.
Und dann nennen es einige "Schulmedizin", denn jedes "normale" Medikament muss diesen Test bestehen, und was ihn reproduzierbar besteht, gehört zur nomalen Medizin, Wirkungsmechanismus bekannt oder nicht. Homöopathika bestehen ihn
in der Regel nicht (die Möglichkeit von Zufallstreffern ist auch hier gegeben und wird von Homöopathen natürlich als bestandener Nachweis gewertet, während Kritiker die Methode an sich als Nachweis
in Zweifel ziehen). Es reicht das Abnicken einiger Homöopathen, genannt "
Binnenkonsens". Ein Unding.
Die ganze Homöopathie basiert auf Gutgläubigkeit und selektiver Wahrnehmung der natürlich vorhandenen Körperabwehr inklusive Placeboeffekt. Das ist einfach die Schlussfolgerung die sich aus der Wissenschaft ergibt. Die zwar nicht alles weiß, aber eine ganze Menge, und dabei so unglaubliche Dinge wie Computer mit Terabyte-großen Festplatten und das Internet hervorgebracht hat (es gibt nur eine Wissenschaft, das ist eine
gewisse Methodik, die man einhält, was immer man erforscht). Wissenschaft wirkt. Nachweislich.