wAv3 hat geschrieben:Das kann man auch freundlicher sagen, oder? Schließlich ist das hier ein Forum wo doch ein gewisser Umgang herschen sollte der es allen ermöglicht hier mit Spaß teilzunehmen
Ich habe nicht dich als Person kritisiert, sondern deine Aussage. Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Und ja, bei manchen halbwahren oder falschen Aussagen, die hier so herumschwirren, bin ich mittlerweile unduldsam. Die Crux ist: Einer schreibt was, der nächste zitiert ihn, und irgendwann sind es 10, die das gleiche behaupten, obwohl es dadurch nicht wahrer geworden ist. Das Paradebeispiel ist die unselige HFmax-Formel.
wAv3 hat geschrieben:
Er sollte bis HfMax laufen, bis wirklich nichts mehr ging
Warst du dabei, oder hast du das von ihm erzählt bekommen? Das wäre der allererste Test im Rahmen einer Leistungsdiagnostik, der so verläuft. Ziel und Methodik von HFmax-Ermittlung und Leistungsdiagnostik sind ganz unterschiedlich.
HFmax-Ermittlung:
Ziel ist hier einzig und allein die Bestimmung der HFmax.
Methodisch wird bewusst eine Vorermüdung herbeigeführt, um dann das maximale Tempo zu laufen und darüber die HFmax zu erreichen.
Leistungsdiagnostik:
Das Ziel ist die Festlegung von Trainingszonen, insbesondere über Ermittlung der aerob/anaeroben Schwelle.
Dazu wird in Stufen vorgegangen: Starttempo z. B. 6 km/h (die Geräte sind auf diese Einheit eingestellt), 2, 3 oder 4 min laufen (je nach Stufenlänge), dann Erhöhung um einen fixen Wert (z. B. 2 km/h). Nach jeder Stufe wird Laktat gemessen, dann erneut erhöht. Wenn z. B. bei 16, 18, 20 km/h oder wann auch immer der Laktatwert nach oben geht, wird abgebrochen. Natürlich ist das am Ende hoch belastend. Das hat aber nichts mit dem HFmax-Wert zu tun, sondern mit der Laktatakkumulation.
Aus den diskreten Werten (5, 6, 7, vielleicht auch mehr) wird dann die aerob/anaerobe Schwelle errechnet. Manche SW extrapoliert die Kurve und wirft einen HFmax-Wert aus. Das ist dann aber ein errechneter Wert, keiner, den ein Arzt "gemessen" oder "bestimmt" hätte!
wAv3 hat geschrieben:
Und wie wird er dann bestimmt? Gar nicht oder wie?
Die Frage, ob man diesen Wert braucht oder ob insbesondere der Anfänger ihn braucht, lasse ich mal außen vor. Wenn man den Wert bestimmen will, dann erfolgt das über persöniche Ausbelastung. Das war in der Zeit, bevor Institute zur Leistungsdiagnostik aus dem Boden schossen und sich ein lukratives Betätigungsfeld erschlossen, gang und gäbe. Viele ambitionierte Läufer haben das auch von Zeit zu Zeit gemacht. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden, und ein (sehr erfolgreicher) Läufer hat seinerzeit sogar eine Dissertation darüber geschrieben, welche der Methoden für welche Zielgruppen am geeignetsten sind.
Balder hat geschrieben:Dort haben sie mich aber sehr wohl rennen lassen bis ich absolut nicht mehr konnte (ehrlich, da ging wirklich nix mehr!).
"Absolut nicht mehr können" hat aber nichts mit der HFmax zu tun. Wenn du ein engagierter Wettkämpfer bist, wirst du in kaum einem Wettkampf deine HFmax erreichen, aber am Ende genau das Gefühl haben, dass nichts mehr ging.
Bei der Diagnostik läufst du ja in der Regel so lange (so viele Stufen), bis du im anaeroben Bereich bist. Wenn du die Schwelle überschritten hast, die Laktatkurve steil ansteigt, so dass du am Ende 8, 9 oder 10 mmol/L erreicht hast, dann ist das ungefähr so, als wenn du einen 800 m-Lauf machst, bei dem du schon zu Beginn zu viel Laktat im Blut hast. Wegen einer anderen Sache war ich mal in Freiburg. Da haben die auch eine Diagnostik mit gemacht. In die letzte Stufe bin ich mit 4,65 mmol/L gegangen, nach 2,5 min wurde abgebrochen bei 8,43 mmol/L! Natürlich ist sowas höchst belastend, und am Ende meint man, da geht nix mehr. Aber nochmal: Deswegen hast du nicht unbedingt deine HFmax erreicht.
Bernd