Nachdem ich stundenlang das Internet durchforstet habe und nicht fündig wurde, kam mir in den Sinn, dass sich ja hier im Forum einige Experten tummeln. Darf ich euch kurz um Rat fragen?
Mein Anliegen:
Meine 12-jährige Tochter ist begeisterte Skilangläuferin und ist auch in einem Leistungskader. Es läuft eigentlich alles prima, zumindest bis diesen Dienstag.
Folgendes ist passiert:
Beim Trainingslager diese Woche, welches von Montag bis Freitag ging, wurde am Dienstag ein Laktatstufentest (Feldtest) auf Rollski durchgeführt.
Das erste, was mir merkwürdig vorkommt: Am Montag wurde 2,5h GA1 trainiert. Wir Eltern wurden zwar dazu aufgefordert, darauf zu achten, am Sonntag trainingsfrei zu machen, aber am Montag haben die richtig viel gemacht.
Bisher wurden wir vor einem Stufentest immer dazu aufgefordert, dass 1-2 Tage davor gar nichts gemacht wird. Das zwar nur am Rande, aber kennt vielleicht jemand einen möglichen Grund?
Dann zum Laktatstufentest: Der ging leider voll in die Hose. Grund dafür ist, dass meine Tochter diesmal nicht mehr als 1,2mmol/L Laktat produzieren konnte. Ihre anarobe Schwelle liegt sonst so bei 4,1mmol/L.
Jetzt werden wahrscheinlich einige unter euch sein, die denken, niedriges Laktat ist doch gut und andere, die meinen, es müsste ein Übertraining vorliegen, weil die Glykogenspeicher viel zu leer waren.
Zu den ersteren: Ein so niedriges Laktat weist auf "leere" Glykogenspeicher hin.
Zu den zweiteren: Es gibt sonst überhaupt keine Symptome. Ihre Leistung war beim Test richtig gut, auch im anaeroben Bereich hatte sie richtig Power, keine vorzeitige Erschöpfung, volle Belastung war problemlos möglich, so spritzig und schnell wie immer und es gibt auch sonst in keinster Weise irgendwelche Symptome, die auf ein Übertraining hinweisen würden.
Sie ist immer gut drauf, trainiert sehr gerne, hat Appetit, schläft gut, usw.
Naja Schlaf: Ich habe festgestellt, dass (nur bei den Trainingslagern) häufig viel zu lange aufgeblieben wird. Über WhatsApp sieht man ja die letzte Onlinezeit. Das war diesmal nicht so schlimm (22:45 Uhr), aber man weiss ja nicht, wie lange nach WhatsApp noch wach geblieben wurde.
Eine Möglichkeit, an die ich dachte war daher, dass sie viel zu lange aufblieb und daher die Regeneration vom Vortag fehlte, da haben die ja doch ordentlich was gemacht.
Eine andere Möglichkeit: Ich gebe ihr für "Notfälle" immer hoch dosiertes Vitamin C mit, also wenn sie merkt, dass eine Kollegin Schnupfen hat, krank wird oder so, soll sie vorsichtshalber eine nehmen. Das war bisherher noch nie notwendig, aber am Dienstag Morgen meinte sie einen sich anbahnenden Schnupfen verspürt zu haben, also nahm sie ~2-2,5h vor dem Test eine 600mg Vitamin C. Das sind diese von Abtei, die eine Langzeitwirkung haben sollen, falls jemand die Dosierung zu hoch finden sollte. Ach ja: Schnupfen kam dann übrigens keiner. Müsste sie ja sonst jetzt noch haben.
Inzwischen habe ich irgendwo gelesen, dass Vitamin C die Laktatproduktion hemmen kann. Aber gleich so?
Ob das realistisch ist? Gleiches beim Schlaf: Ob beides wirklich sooo ins Gewicht fallen kann?
Der Trainer machte am nächsten Tag noch ein Tempotraining, wo er ebenfalls eine Laktatmessung durchführte und auch da war ihr Wert so extrem niedrig.
Einen Fehler des Gerätes schließe ich aus, da auch 9 andere Athletinnen gemessen wurden, wo es passte. Ein Messfehler ist doch auch irgendwie auszuschließen, wenn doch an 2 Tagen gemessen wurde. Ausserdem macht der Trainer das schon seit vielen Jahren.
Sie hat aber auch am Mittwoch eine Vitamin C am Morgen genommen und es wäre auch denkbar, dass sie auch an dem Tag nicht allzu lange geschlafen hat.
Der Trainer wollte aber von meinen Thesen alles nichts wissen, sondern will auf Nummer Sicher gehen und hat ihr 1 Woche Trainingspause verschrieben. Sicher ist sicher und das ist für mich auch völlig in Ordnung.
Trotzdem möchte ich gerne wissen, was Sache ist und habe schon gefühlt das halbe Internet ausgelesen

Ich möchte einfach verstehen... Ich hatte auch Gelegenheit einen Sportmediziner kurz und knapp diesbzgl. zu befragen. Der meinte, dass nur die Glykogenspeicher "geleert" waren, was im Leistungssport sehr häufig vorkommt. Nach 2-3 Tagen Pause wäre seiner Meinung nach wieder alles in Ordnung. Eine Woche Pause hält er für unnötig, wenn doch sonst alles passt.
Als ich dann den Trainer darauf ansprach, was der Sportmediziner sagte, meinte er, dass die Werte viel zu tief waren. Wenn sie nur auf z.B. 3mmol/L gekommen wäre, würde er von nicht ganz gefüllten Speichern sprechen, aber bei 1,2mmol/L hat sie praktisch ja überhaupt nichts aufgebaut. Seltsam, dem Sportmediziner habe ich die niedrigen Werte nicht vorenthalten. Der Trainer ist ein ehemaliger Trainer des Nationalteams, der kennt sich aus. Allerdings hat auch der Sportmediziner schon Weltspitzeathleten betreut.
Der Trainer meint, dass sich möglicherweise ein Übertraining anbahnen könnte, wenn man jetzt nicht aufpasst. Wenn man jetzt 1 Woche nichts trainiert, müsste alles wieder passen. Falls nicht, müssten wir noch eine Woche dran hängen.
Die Kaderathletinnen führen auch ein Trainingstagebuch, welches der Trainer auswertet. Er meinte, dass das Verhältnis von Be- und Entlastung zwar sehr gut passt, aber Übertraining könnte auch durch andere Faktoren entstehen, gerade in dem Alter, wo die Hormone verrückt spielen.
Irgendwie klingt das alles für mich auch schlüssig. Allerdings findet man im Internet betreffend Übertraining überall, dass sich ein Übertraining immer mit klaren Symptomen wie Leistungsstagnation oder Rückgang, Schlafmangel, erhöhter Ruhepuls, Gereiztheit, Schwindel, usw. bemerkbar macht. Kann es denn wirklich sein, dass kein einziges Symptom auftritt? Also bis auf das extrem niedrige Belastungslaktat kein einziges Symptom? Das erstaunt mich doch sehr, muss ich sagen.
Also wie gesagt: Es geht mir nur darum zu verstehen. Die Woche Pause werde ich sie sowieso machen lassen. Sicher ist sicher.
Bin schon gespannt, was ihr dazu meint...