Danke.
Der Berlin M hatte mir schon zu denken gegeben, der Lauf gestern hat nun aber gnadenlos, potenziert die Fehler der letzten beiden Monate aufgedeckt. Alles bekannte Sachen, die man (ich) aber nur allzugern mal übergeht / ignoriert. Somit war der Lauf gestern sehr lehrreich für mich, manche (ich) müssen es eben auf die harte Tour lernen. Aber von vorn.
Dresden Marathon 2017
Vorbereitung
Mit dem Gewicht habe ich nun schon seit dem Frühling gehadert, auch beim Berlin M war ich damit so gar nicht zufrieden. Die Abnehmerei hat einfach nicht funktioniert, ging teilweise sogar nach oben, auch wenn es vermutlich Wassereinlagerungen waren. Ziel war es nun, dieses bis zum Dresden M noch mal ordentlich zu drücken, egal wie. Letztendlich hat dieses durch eine "radikale" Methode auch gut funktioniert, diese
langsam angefangen und immer weiter gesteigert. Am WK Tag waren es dann 2 kg weniger als in Berlin, einen BMI von 20.45 hatte ich bei einem WK auch noch nie, sah gut aus.
Habe mich die beiden Wochen vor Berlin schon gewundert, warum der Puls der Uhr beim lockeren Loslaufen öfters gleich im orangenen Bereich (~80%) war, hatte ich noch nie, seitdem ich die Uhr habe. Bei dem 30er nach dem Berlin M war es sogar um die 90% und roter Bereich. Klare Sache, die Uhr hat ne Macke, sämtliche Hardreset's brachten aber keine Besserung. Also die Anzeige einfach abgeschaltet.
Die beiden Taperwochen vor Dresden habe ich mich zurückgehalten, Berlin war mir eine Warnung. Trotzdem hat in den wenigen Läufen jegliche Leichtigkeit gefehlt, war vor Berlin auch schon so, kein gutes Zeichen.
Der WK Tag
Am Vortag gab's Pizza und am Morgen ein für mich großes Frühstück. Geschlafen habe ich auch gut, im eigenen Bett. Wie immer ging es nach der Laufvorbereitung, leicht verspätet, mit dem Auto nach Dresden. Ging sehr schnell, Sonntags ist auf den Straßen relativ wenig los, auch gleich einen Parkplatz gefunden. Die Nummer angetackert und die Schuhe, wie immer, noch mal richtig geschnürt. Das Schnüren wollte nicht so recht klappen, sodass ich eine Weile in der Hocke war. Dabei ist mir gleich aufgefallen, dass die Muskeln der Oberschenkel leicht hart waren und sich bei der Aktion gemeldet haben. Sh*t, das ist gar nicht gut ... egal, lässt sich nun eh nicht mehr ändern. Vom Wetter her sah es sehr gut aus, geschätzte 13 Grad, bewölkt und wenig Wind, top.
Die Uhr eingeschaltet, am Vorabend gab es noch ein Update, die Pulsanzeige war dadurch wieder aktiv ... bleibt nun halt so. Bis zum Startbereich war es ein guter Km, also mal ein Stück ganz locker losgelaufen, war etwas frisch an den Beinen. Bereits nach 30 m der Blick auf die Uhr, orangener Pulsbereich ... also WK Puls. Bl*des Ding, kann doch nicht sein.

Da ich noch Zeit hatte, habe ich dieses mal manuell per Hand überprüft und was soll ich sagen ... habe eine Weile warten müssen, um mit dem Zählen nachzukommen und es hat auf den Puls genau gestimmt. Sh*t, das ist auch gar nicht gut ...was ist, wenn die Uhr die ganze Zeit korrekte Werte angezeigt hat.
Im Startbereich angekommen hieß es die Sachen richten und die beiden, mitgebrachten Strohhalme noch mal richtig zu positionieren. Tja, welche Strohhalme ... diese waren nicht mehr dort, wo ich diese beim Auto hingesteckt hatte ... wird ja immer besser. Mein Puls war beim Stehen nun schon doppelt so hoch wie mein Ruhepuls, "vielleicht" hätte ich besser einfach nach Hause gehen sollen.
Der Lauf
Der A Block war relativ leer, eine Wohltat nach dem Gedränge in Berlin. Kurz vor dem Startschuss kam per Mikro die Mitteilung, dass sich der Start um gute 4 Minuten verschieben wird. Die Begründung? Ein Kenianer sitzt noch im Zug

... allgemeine Heiterkeit im Startblock, auch dass gibt's. Geplant war klar ein sub 3 Versuch, ist der letzte Lauf dieses Jahr, all in ... kann nur schief gehen.
Der Startschuss erfolgte und bereits nach ein paar hundert Metern absolut freies Laufen möglich, so mag ich das. Gleich zu Beginn ging es die Marienbrücke hoch, ein leichter Anstieg, hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Über die Brücke dann in die Neustadt, die Pace hatte sich bei 4:12 eingependelt, hat gut gepasst, kam mir auch vom Laufgefühl her richtig vor. Ging um diverse Kurven und auch ein paar hundert M über holpriges Kopfsteinpflaster, kein schönes Laufen. Nicht nur gefühlt ging es nun durch diverse, kleine Gassen ganz leicht bergauf und zum Abschluss noch ein kurzer steilerer Anstieg. Das Km 5 Schild war gute 10m vorm Km "Piep" der Uhr entfernt, Km 6 20m, Km 7 40m. Bin da echt ins Grübeln gekommen, sah gar nicht gut aus. Spinnt die GPS Anzeige, oder stimmen die Schilder nicht?
Es ging nun einen guten Km leicht bergab in den Waldschlösschen Tunnel, auch in Hinblick auf die Km Schilder Zeit mal etwas Tempo zu machen, 4:01. Nun ging es wieder bergan und über die Brücke drüber, das Km 8 Schild war zu sehen. Erleichterung pur, stimmte nun wieder fast auf den Meter genau. Das Trinken hat auch ohne Strohhalm super funktioniert. War nicht viel los, es waren Pappbecher die sich gut knicken ließen und die Becher waren auch nur wenig befüllt. Somit ging kaum was daneben und man konnte gut trinken, top.
Kurz vor dem Großen Garten die Anfeuerung durch die Verwandtschaft, die in Dresden fast jedes Jahr dabei ist. Danach um und durch den Großen Garten, die Strecke wurde auch hier leicht geändert, der Wind hatte zwischenzeitlich zugenommen. Erneut an der Verwandtschaft vorbei Richtung 21 Km Marke. Die ~3 Km dorthin war böiger Gegenwind, auf relativ offener Fläche. Es wurde anstrengend und das Stück an der Elbe entlang hatte ich das erste Mal richtig zu kämpfen, roter Pulsbereich. Am M Abzweig links hoch auf die Augustusbrücke, auf der Hälfte noch einen Trinkbecher geschnappt und das letzte Stück hoch. Bei der ersten Hälfte war ich schon arg am Pumpen, das letzte Stück hoch hat mir dann den Rest gegeben ... da war auch kurz die 5 auf der Uhr zu sehen. Egal, beißen und wieder Tempo aufnehmen, geht gleich wieder runter. Am Km 21 Schild vorbei (1:29:xx), von der Zeit her sah das gut aus, vom allgemeinen Zustand her nicht. Wieder ein Stück mit Gegenwind, es wurde wieder schwerer. Mittlerweile war ich auf die beiden 3h Läufer aufgelaufen und nun war ein paar Km Rückenwind angesagt, Hoffnung kam auf ....
Der Einbruch
... und verflog genauso schnell wieder, es war weiter anstrengend. Einen Minihügel hoch, noch einen zweiten ... und das war's. Bei Km 23 hat der Hammermann gnadenlos zugeschlagen, oder "der Stecker wurde gezogen". Innerhalb weniger Meter ein Einbruch der Pace um 20-30 Sekunden auf den Kilometer und man kann rein gar nichts dagegen machen, selbst wenn man es wollte. Nun hatte der "geniale Mix" der "Vorbereitung" voll zugeschlagen: In erster Linie die Abnehmerei direkt vorm M (hab da echt nicht drüber nachgedacht) + allgemeine Überlastung (hoher Puls) + zu wenig Erholung + 3 Wochen vorher der voll gelaufene Berlin M.
Aus die Maus, hab mehrmals darüber nachgedacht auszusteigen. Letztendlich haben aber mehrere Gründe dagegen gesprochen. Nach dem Jahr (Ultras) bei Km 23 abzubrechen wäre für mich selber lächerlich gewesen, wäre das erst DNF geworden, die Verwandtschaft hat gewartet und in dem Moment kam für längere Zeit die Sonne richtig raus. Wer A sagt muss auch B sagen, habe schon geahnt was mich erwartet, eine schöne Quälerei ... und so war es dann lange 19 Km auch. Bin mit der gleichen Belastung weitergelaufen, nur halt zwangsweise langsamer. Nach der Waldschlösschen Brücke ging es ein längeres Stück mit Rückenwind in der Nähe der Elbe entlang, war angenehm. Die Muskulatur meldete sich mittlerweile auch heftig, nun ja. Dasselbe Strecken Stück ging es dann aber mit mittlerweile stärkerem Gegenwind und Windböen auch wieder zurück ... grausam. Der Puls ging wieder in den roten Bereich, die Geschwindigkeit wurde langsamer. Hier war mir klar, dass es auch ohne den Einbruch schwierig mit sub 3 geworden wäre. Leichter Regen ok, aber mit Wind habe ich schon immer Probleme.
Endlich runter von der Wind Strecke und ab zum Getränkestand (KM 30). In Ruhe eine Cola getrunken, noch ein Wasser geschnappt und weiter ging es. Kurz vorm Großen Garten (Km 32) habe ich dann kurz bei der Verwandtschaft angehalten, wie schon geschrieben, muss ich ziemlich fertig ausgesehen haben. Körperlich war es auch sehr anstrengend und die Beine taten mittlerweile richtig weh, habe dieses Jahr aber schon ganz andere Sachen durch, weiter ging es. Im Großen Garten kam noch ein Gruß von einem zufällig anwesenden Arbeitskollegen und beim nächsten Getränkestand gab es noch einen letzten Tee. Habe versucht das Tempo soweit es ging zu "halten" (hat nicht so recht funktioniert ~4:45-5:15), keine Gehpausen, und konnte so noch einige Läufer einsammeln, denen es auch sichtbar mies ging. Die letzten Km waren dann noch mal richtig schlimm, wieder voll der Gegenwind und an der Elbe bei Km 40 so auch einer der langsamsten Km (5:17). Ab dem Zeitpunkt war ich nur noch im Tunnel, noch einen kleinen Hügel hoch, zwei Kurven und das Ziel war sichtbar. Versucht noch ein bisschen dem anfeuernden Publikum im Zielbereich zuzuwinken und mit erhobenen Kopf über die Ziellinie. Geschafft ... war einer der schlimmsten Läufe in meinem Läufer Leben.
Fazit
Und nun?
Pause, dringend nötig, besonders für die Orthopädie!
Werde erst mal eine Weile gar nicht laufen und bin selber gespannt, wann der nächste Lauf sein wird. Obwohl und gerade weil der M so beschi**en gelaufen ist, habe ich einiges daraus mitgenommen, dieses werde ich so schnell nicht vergessen!

Die heiße Badewanne gestern hat scheinbar geholfen, der Muskelkater hält sich in Grenzen. Auch von den 4-5 "Problem"stellen hat sich heute morgen nur das Knie leicht gemeldet, da hätte ich insgesamt mehr befürchtet. Somit kann ich mehr als froh sein, dass bis auf 3-4 Sachen die Orthopädie dieses Jahr ruhig geblieben ist, trotz der ganzen Belastungen. Freue mich schon auf nächstes Jahr und werde die Fehler hoffentlich nicht mehr machen.
