Nachdem ich mich mit meinem Mann also im Januar spontan für den HM in Flensburg angemeldet habe, war es dieses Wochenende endlich soweit. Wer es noch nicht mitbekommen hatte: ich Schlaubischlumpf dachte Flensburg liegt ja nun nördlicher als nördlich und wäre daher flach wie eine Flunder. Was haben wir gelacht, als wir aufgeklärt wurden...


Wir hatten ein tolles Hotel 400 Meter vom Startpunkt entfernt und nach einer erstaunlich gut durchschlafenden Nacht sind wir gegen 8:45 Uhr Richtung Geräuschkulisse aufgebrochen.
Der Himmel war bedeckt und es waren zu dem Zeitpunkt ca. 16 Grad (mehr als 19 wurden es auch nicht). Nach der Hitze der letzten Tage war das wie ein Sechser im Lotto

Der Flensburg-liebt-Dich Marathon wurde zum 2. Mal ausgerichtet und hatte ca. 3000 Anmeldungen. Der Großteil war für den HM gemeldet.
Als wiir ankamen, standen die Marathonis schon in den Startlöchern und die Stimmung erzeugte Gänsehaut. Dann kam der Startschuss und unter vielen aufsteigenden Ballons gingen meine heimlichen Helden on Tour.
Ich besuchte erst noch mal ein Dixie, diese waren zum Zwecke von Gleichgewichtsübungen mal direkt am Hang aufgestellt...
Naja, ich bin heile rausgekommen

Um 9:30 Uhr war nach den Staffelläufern unser Feld dran. Es gab keine Startblöcke, in der die Zeiten vorgegeben wurden und so wurde grob geschätzt. Im Nachhinein fand ich meine Position gut getroffen, da ich viele Läufer immer mal wieder sah.
Der erste km war noch sehr gedrängt, aber dann ging es Richtung Hafen und der Platz wurde freier. (1.Km 6:18) Es war ein sehr angenehmes Laufen und ich war gut drauf. Meine Garmin klaute mir auf den ersten Kilometern gleich mal 300 Meter

Die Versorgungspunkte waren super

Zurück zum Lauf: Gefühlt ging es gaaaaanz seicht bergauf von km3 bis km 5. (Im Schnitt etwas über 5:50) Und dann kam die angedrohte Steigung über knapp 1 km. Da hab ich Körner verloren. Irgendjemand sagte mal was von 10% auf der Strecke; ich weiß es nicht genau, aber viel weniger war es wohl nicht. (5.+6. km 6:52 und 6:29). Dann die Belohnung bergab (5:47 beim 8.km). Es ging an der Marineschule vorbei und über einen Sportplatz mit viel Applaus. Dann wieder am Wasser entlang. Über die Strecke verteilt hatte sich auch jemand die Mühe gemacht und Motivationssprühe auf die Straße gemalt. („Laufen ist wie Urlaub, nur mit Schmerzen“,“Du hast fürs Laufen bezahlt“ oder „Heul nicht- Lauf!“) So hatte man was zum Schmunzeln.
Die ersten 14 km waren eine komplette Runde und nach einer weiteren kurzen fiesen Steigung über Kopfsteinpflaster folgte nach ca. 1 km ein sehnsüchtiger Blick Richtung Ziel. Diese Kopfsteinpflastersteigung habe ich dann auch gehend bewältigt.Es hatte inzwischen angefangen zu regnen und es war dort glitschig. (Na gut, vielleicht hab ich mich auch etwas über eine kleine Pause gefreut

Die zweite Runde verschonte uns Halbmarathonläufer vor einer weiteren Steigung und mir taten die Marathonis wirklich leid.
Am Verpflegungspunkt hinter km 14 sprach mich dann ein junger Mann an, den ich auch schon mal wahrgenommen hatte. „Jetzt nicht stehenbleiben, weiterlaufen! Ich orientiere mich schon die ganze Zeit an Dir!“ Ähhhhh...an mir? Das würde voraussetzen, dass ich einigermaßen konstant laufe oder er genauso unkoordiniert ist wie ich

Gut, ich habe ihm erklärt, dass ich in dem Fall schon kotzend am Rinnstein liegen würde.... Er hat wohl im letzten Jahr den HM in Hamburg in 1:47 beendet. Und so jemand nimmt mich als Pacemaker. Bin ca. 10 cm gewachsen-spontan.

Ich hab ihn dann nach 2-3 Kilometern ziehen lassen, da ich am VP stehen blieb um mein nächstes Traubenzucker rauszuprokeln. Jaaaa, ich würde immer langsamer und manch einer fragt sich, warum ich am Anfang so flott war. Ganz einfach, ich habe die Erfahrung gemacht (natürlich nur beim Training), dass ich mental besser damit fahre am Anfang schneller zu laufen und dann zu retten was zu retten ist. Ich bin kein Endspurter, dafür geht der Puls generell am Ende zu weit nach oben und manchmal tut auch mal was weh; da nutze ich lieber den „Frischekick“. 2 km vorm Ziel ging er junge Mann nur noch und ich bin vorbei und habe noch versucht ihn aufzubauen. Er sagte aber davor schon, dass sein Puls zu hoch wäre.Hab ihn leider nicht wiedergetroffen, aber er ist sicher durchgekommen.

(15. km 6:11 - das junge Blut neben mir hat nochmal beflügelt

Die blöde Steigung mit dem romantisch rutschigem Kopfsteinpflaster noch mal leise fluchend hochgeschlichen und dann wollte ich einfach nicht mehr. Ich konnte partout nix mehr mobilisieren. Das Einzige das mich davon abgehalten zu zu gehen war mein Stolz. 6:42 und bei km 20 dann 6:50.Spätestens da dachte ich: „Nie, nie, niemals Marathon. Das tu ich mir nicht an. Das hier reicht vollkommen aus!“

Ich hab mich aber angemessen beim Zieleinlauf gefreut und hoffe endlich mal ein Finisherfoto zu erhalten, auf dem ich nicht nach Totalzusammenbruch aussehe

Nach meiner Garmin war ich 2:12:15 unterwegs. Offizielle Angaben stehen noch aus. Mein Wunsch war Ankommen=geschafft; gerne mind. in 2:30 Std.=geschafft und gedanklich trainiert auf 2:15 Stunden- Yeahhhhh!



Mein Mann hat seine Wunschzeit sogar um knapp 10 Minuten unterboten und ist in 2:31 Std. im Ziel eingetroffen. Da wir damit nicht gerechnet hatten, brauchte es eine Weile bis wir uns fanden.

Verpflegung danach war auch gut, nur beim ersten Ansturm etwas langsam, da es nur einen relativ kleinen Zugang zum Zelt gab. Da wäre eine kleine Verbesserung toll.
Ansonsten war es nach meiner laienhaften vorurteilsfreien Meinung ein liebevoll ausgerichtetes Event in einer schönen Stadt. Aber über die hohen Berge müssen wir noch mal sprechen....


Fertig!
