Catch-22 hat geschrieben:
Für die Läuferromantik ist es sicher sehr schön nach Kenia und Äthiopien zu schauen, wie diese Läufer mit einfachster Lebensweise so wahnsinnig gute Leistungen abrufen können. Jedoch dreht sich derweil die Sportwelt weiter. Wenn man genauer schaut, sieht man dass Forschungsergebnisse viel schneller beim Triathlon landen während man sich beim Laufen immer noch auf Daniels & Co beruft. Wie viele top Weltklasse Lauftrainer gibt es schon? Beim Triathlon kommt mir das Umfeld deutlich professionalisierter vor.
Das halte ich für ganz ausgeschlossen. Es ist wohl keine Frage, dass Laufen weltweit eine viel größere Sportart ist, bei der viel mehr Geld umgesetzt wird als Triathlon (selbst wenn Triathlon in den letzten 30 Jahren natürlich stärker gewachsen ist, aber vorher war es eine winzige Nische, ich weiß noch, wie ich in den 80ern als Teenager zum ersten Mal was über Ironman im TV gesehen habe, das war irgendwo zwischen Klippenspringen und Kamelreiten...).
Und Sport/Trainingswissenschaft gibt es schon wesentlich länger, als es Triathlon gibt. (Es gibt ganz sicher weit mehr Weltklasselauftrainer als für Triathlon, da es sicher 10mal mehr Weltklasseläufer gibt.)
Es ist höchst unplausibel, dass in der Sportart mit
weit mehr weltweiter Konkurrenz, mit vielen Jahrzehnten längerer (professioneller) Tradition und mit mehr Geld im Spiel eher weniger professionalisiert trainiert wird. Praktisch alle nichtafrikanischen Läufer auf Topniveau reizen alles soweit aus, wie es geht, um mithalten zu können (Höhenzelt, Eisbäder, low g Laufbänder etc. und dann ggf. graue Bereiche wie Asthmamittel...). Und viele Afrikaner werden inzwischen auch von gut ausgebildeten Trainern betreut, wobei es vielleicht kein Zufall ist, dass einige der stärksten Läufer (Farah, Hassan...) in Europa/USA trainiert wurden. Wobei in Ost-Afrika Radfahren als Alternative anscheinend lebensgefährlich wäre.
Daher s.o.; in einer so kompetitiven und ausgereizten Sporart wie Laufen glaube ich nicht, dass seit Jahr/zehnt/en so viel leicht erreichbares Verbesserungspotential liegen gelassen wird. (Dass in einer kaum 40 Jahre alten Sportart wie Triathlon lange und noch immer weit mehr Luft für Verbesserung war/ist, ist auch keine Überraschung.)
Cross-Training wird im Laufen durchaus gemacht (wurde eher zufällig schon in den 20ern von den Skandinaviern gemacht, die im Winter Skilanglauf trieben), besonders bei verletzungsanfälligen Athleten. Es ist aber klar, dass das fast nur für GA taugt. Die dürfte, gerade für Bahnläufer auf höchstem Niveau, meistens nicht das begrenzende Element sein. Sondern eher Spurtfähigkeit, Tempohärte und Laufökonomie und das lässt sich alles nur durch Laufen trainieren, nicht durch Alternativtraining. Und Ökonomie und Tempohärte sind auch beim Marathon zentral.
Ich vermute, dein Eindruck könnte entstanden sein, weil im Breiten- und Subprofi-Bereich die Triathleten vielleicht ambitionierter sind, da es eben eine weit aufwendigere Sportart ist und evtl. Ambitionierte besonders anzieht. Dazu ist in D das Niveau der ambitionierten Läufer in der Breite in den letzten 30 Jahren bekanntlich gesunken. D.h. man hat riesige Felder bei den Stadtmarathons, teils auch kürzeren Läufen, aber es sind halt im Verhältnis viel mehr 4-h-Läufer als sub 3-Läufer. Das liegt zwar auch an einer Verbreiterung (und Alterung), ich vermute aber, dass ein Faktor auch sein könnte, dass besonders Ehrgeizige halt beim Triathlon landen (wobei die natürlich gerade bei 10-HM-Volksläufen dennoch oft (erfolgreich) starten).
Mein Schulweg war zu kurz...