winnitouch hat geschrieben: 12.05.2024, 13:35Ist das „normal“, ... ?
Hallo winnitouch,
Individuen, die engagiert Laufsport betreiben kann man nicht über ein und denselben Kamm scheren. Insofern ist "normal" für jeden etwas anderes. Deshalb schneiden Betreuer von Leistungsportlern deren Training auf deren spezielle Belange zu. Das gilt nicht nur körperlich, in hohem Maße auch mental, vor allem nahe der persönlichen Leistungsgrenze. Was - darum geht es bei dir - nach einem "scharf" gelaufenen Marathon möglich ist, hängt u.a. davon ab, wie gut es dir gelungen ist dein Potenzial auszuschöpfen. Wenn die Akkus wirklich komplett geleert wurden, dann wirst du natürlich danach eine Leistungseinbuße für eine gewisse Zeit verzeichnen.
Eine große Rolle spielt auch die Spanne totaler Laufenthaltsamkeit nach dem Marathon. 6 Tage gar nicht mehr zu laufen versetzt das vegetative Nervensystem in einen Zustand tiefer Regeneration. Der Sympathikus übergibt die Regentschaft vollkommen an den Parasympathikus, der alle Körperfunktion in den Modus "Erholen" versetzt. Ich habe das nach persönlichen Bestleistungen ähnlich erlebt, wenn ich eine Weile pausierte. Die ersten Läufe danach fühlten sich "schwer" an. Als hätte ich am Tag davor hart trainiert. Wenn ich dagegen in den Folgetagen "vorsichtig" weiter trainierte, stellte sich dieser Effekt nicht ein.
Nach Auffassung diverser Fachleute kann man pro Jahr bei etwa vier Marathons die persönliche Bestleistung erreichen. Wetterbedingt je zwei im Frühjahr und im Herbst gelaufen, wobei der Abstand zwischen den beiden Marathons ungefähr vier Wochen betragen sollte. Bei einem entsprechenden Versuch zu meiner besten Zeit war es mir leider aus Termingründen nicht möglich die vier Wochen einzuhalten. Ich "musste" bereits nach zwei Wochen wieder antreten. Beim ersten Lauf erreichte ich meine persönliche Bestzeit, die ärgerlicherweise etwa 2 min über den Sub3h lag, die ich endlich knacken wollte. Es war an dem Tag schlicht zu warm in Prag. Zwei Wochen später versuchte ich es in Regensburg erneut, scheiterte dabei aber wieder am Wetter (eine Hälfte starker Gegenwind) mit etwa 4 min über Sub3h. Zwischen den M's trainierte ich nach einem fordernden Plan (erste Tage noch vorsichtig, dann hart) und stellte fest, dass ich beim Intervalltraining (1000 m-Intervalle) "spielend einfach" bessere Zeiten erzielte als bei denselben Trainings vorm ersten Marathon. Das überraschte mich sehr und ich hätte - in diesem Fall positiv stimuliert - auch die Frage stellen können: Ist das "normal"?
Vor allem war ich ohne Ende motiviert unbedingt diese blöde Sub3h zu packen, was sicher eine Rolle spielte und meinem Nervensystem verbat in den Tagen nach dem ersten M in den "Couchmodus" zu schalten.
Solltest du alsbald dein gehabtes Niveau wieder erreichen, dann nimm den beobachteten Leistungsabfall einfach hin. Wenn du nicht wieder in die Gänge kommst, frage dich zuerst: Wie groß ist mein Ehrgeiz eigentlich derzeit? Signalisiert mein Kopf vielleicht, dass es derzeit nicht auf Leistung ankommt? Ich denke nicht, dass du dich sorgen musst.
Alles Gute
Gruß Udo