Eigentlich wäre ja gestern ein kurzer Recovery Run dran gewesen, aber den habe ich total verdödelt. Weil es nach Wochen endlich mal angenehm kühl war, sah ich keinen Grund, besonders früh aufzustehen. Dann erstmal rumgetrödelt und plötzlich kam dann Frau Rennkartoffel mit dem Tagesprogramm um die Ecke. Gut - nach 19:00 Uhr wäre noch genügend Zeit gewesen, die paar Schrittchen zu laufen, aber jetzt wollte ich plötzlich nicht mehr einsehen, welchen gesteigerten Erholungswert ein Läufchen nur 11 h vor dem nächsten Hammerlauf haben soll. Also einfach gestrichen. Vielleicht laufe ich den am Sonntag, wenn die Beinchen Bedarf signalisieren. Vielleicht lasse ich's aber auch ganz bleiben, weil die nächste Woche gleich wieder mit drei Läufen beginnt.
Heute, Samstag, stehe ich absichtlich nochmal gewohnt früh auf, nämlich um 5:00 Uhr. Zum einen, weil ich es beim 19 km Progressive Long Run endlich mal richtig kühl und frisch haben will. Zum anderen aber auch, weil mir die Wetter-App früh morgens Windstille signalisiert, was sich im Laufe des Tages noch deutlich ändern soll (Böen bis 46 km/h). Weil es morgens aber wirklich sehr kühl (14°C) und trocken (70% r.F.) ist, lasse ich mir heute etwas mehr Zeit für die Verdauung. Das zahlt sich aus, indem ich nicht nach den üblichen 700m in die Büsche muss, aaaaber ... dazu unten mehr.
Um kurz vor halb sieben stehe ich am Start der Flachstrecke. Ich will heute etwas schneller starten als sonst, um der Schlurffalle zu entgehen. Dafür aber zunächst langsamer steigern, damit's nicht schon zur Hälfte gleich wieder zum Schwellenlauf gerät. Die frische Luft verführt mich, zu schnell zu starten, obwohl die Beine etwas lustlos sind. Hatte sie diese Woche zweimal maltraitiert, nämlich mit Krafttraining direkt für den Vortrieb (vor 4 Tagen) und nochmal für die Hüftstabilität (vor 2 Tagen), wo zumindest die Oberschenkel auch nochmal einiges abkriegen. Und gestern abend dann noch Oberkörper-Stabi - ziemlich hart, aber die Beine immerhin verschonend. Irgendwie kriege ich gerade Torschlusspanik. Wenn ich nicht jetzt endlich mal mit dem Athletiktraining richtig aus dem Quark komme, wann dann ? Also muss ich da jetzt durch, auch wenn sich mal was flau anfühlt.
Trotz dieses leicht flauen Gefühls südwärts bin ich auf den ersten 3 KM anfangs deutlich, danach dann immer noch zu schnell. Auf den nächsten 3 km kann ich das halbwegs einfangen, aber das etwas flaue Gefühl bleibt zunächst. Erst während des 7. KM verfliegt das ganz plötzlich und alles fühlt sich gut an. Aber ich werde prompt wieder zu schnell. Heute bremse ich, da der Puls schon über 80% gestiegen ist und ich noch 12 schneller werdende KM vor mir habe. Bis KM 9 ist alles gut, aber danach meldet sich der verdammte Darm dann doch. Nicht dramatisch. Vielleicht hätte ich das verdrücken können, aber die Vorstellung, mich jetzt noch 11 km lang gedanklich mit meinen Innereien zu beschäftigen, gefällt mir überhaupt nicht - ich wil den Lauf genießen. Also links raus in die Büsche und ab da ist auch tatsächlich Ruhe im Karton. Einem uneingeschränkten Genusslauf steht nix mehr im Wege (na ja, fast ...).
Ab diesem KM 10 will ich jetzt jeden KM um 5s steigere, um rechtzeitig bei 6:20/km anzukommen. Das gelingt mir auch super, sogar zu gut. Während der KM 10 bis 14 bin ich ständig 10s/km zu schnell. Erst beim KM 15 passt's dann wieder mit den geplanten 6:30. Schon vorher blitzen öfter mal die 6:10 bis 6:20 auf, aber das kann ich immer noch halbwegs wegbremsen. Zumindest verschafft das ein gutes Gefühl, dass da noch Reserven im Tank sind.
Jetzt, ab KM 16, stehen dann durchgehend die 6:20 auf dem Zettel. Während der nächsten 2,5 km klappt das auch sehr gut - anfangs zu gut, dann immer noch. Erst zu Beginn des 18. KM werden die Beine schwer, so dass ich erstmals den Plan verpasse. Dummerweise beginnt ab KM 17,5 der Maulwurfsanstieg und den traue ich mir auf Tempo nun plötzlich gar nicht mehr zu. Da ich aber noch die Hoffnung hege, wenigstens danach noch etwas Schwellentempo laufen zu können und da mein Puls auf den letzten 1,5 km bis auf 92 % geklettert ist, lege ich jetzt gut 300 m Gehpause ein (abseits des normalen Weges und sauber rausgestoppt). Dann weiter im Text - den flachen Teil des Anstiegs bin ich wieder mit 6:20/km dabei, aber auf dem fiesen steilen Stück wird's sofort wieder eng, ich muss brutal Tempo rausnehmen. Danach schaffe ich tatsächlich noch einen guten KM in 6:12/km, aber da die geplanten 19 km nun um sind, trudele ich die letzten 800m nur noch ganz gemütlich aus. Mir fällt auf, dass ich da noch ganz locker 7:00 laufen kann, will aber nicht und bringe die Sache bequem und mit Anstand zu Ende.
KM |
Plan-Pace |
Ist-Pace |
HF/180 bpm |
Bemerkungen |
1-3 |
7:10 |
6:58 |
73,9 % |
|
4-6 |
7:05 |
7:00 |
79,4 % |
|
7-9 |
7:00 |
6:49 |
83,3 % |
|
10 |
6:55 |
6:37 |
80,6 % |
Verdauungspause rausgestoppt |
11 |
6:50 |
6:34 |
80,6 % |
|
12 |
6:45 |
6:38 |
83,3 % |
|
13 |
6:40 |
6:30 |
85,0 % |
|
14 |
6:35 |
6:24 |
86,1 % |
|
15 |
6:30 |
6:28 |
88,9 % |
|
16 |
6:20 |
6:12 |
90,6 % |
|
17 |
6:20 |
6:19 |
92,2 % |
|
17,0-17,5 |
6:20 |
6:26 |
92,2 % |
300 m GP rausgestoppt |
17,5-18,0 |
6:20 |
8:02 |
79,4 % |
langsam am Berg |
19 |
6:20 |
6:12 |
85,6 % |
|
20 |
8:30 |
7:47 |
82,2 % |
|
Insgesamt 20,1 km mit 40 Hm, davon 17,5 km in 6:42/km und Puls 148/180 = 82,2 %. Anfangs war ich etwas zu schnell, ohne dass ich da je den Eindruck gehabt hätte, dass weiteres Abbremsen erholsamer gewesen wäre. Da muss ich noch dran arbeiten, den Anfang ruhiger hinzukriegen. Hinten raus wurde es immer besser, auch wenn es nur für insgesamt 3,7 km Schwellentempo in zwei Abchnitten reichte. (War natürlich blöd geplant, den fiesen Anstieg kurz vor 18,0 km zu legen - dass da nicht mehr viel gehen würde, war eigentlich vorher klar

).
Auch wenn's am Schluss etwas wirr scheint - ich habe das Gefühl, dass es vorwärts geht. Auch wenn das z.T. dem Wetter geschuldet ist. Aber die Beine haben über 17 km gut mitgemacht und den Rest schaffen wir auch noch, meine Beinchen und ich.