Gecko, ich weiß nicht ob es Lighty um ein pro oder contra Shakes ging.
Mir jedenfalls nicht, und ich habe ja ins gleiche Horn gestoßen. Die Frage, die sich mir stellt ist - was können Shakes, was normale gesunde Ernährung nicht kann? Und hängt das evtl von der Qualität der Shakes ab?
Technisch gesehen ist das Argument der Kaltverarbeitung zur Verhinderung der Denaturierung im CFM-Verfahren vordergründig durchaus nachzuvollziehen - wenn nicht denaturiertes Eiweiß gewünscht ist. Andererseits werden proteinreiche Speisen wie Ei etc auch erhitzt, und dabei findet eine Denaturierung statt. Wenn der Körper Proteine verarbeitet, spaltet er diese ja auch in ihre Bestandteile, die Aminosäuren, auf und verwendet diese als Bausteine. Wikipedia bezeichnet übrigens das im Link verdammte Hydrolysat als für den Körper leichter resorbierbar, was aufgrund der chemischen Struktur Sinn machen würde. Dass die Hydrolyse die Aminosäuren beschädigen könnte wie in der Site behauptet, ist Unsinn.
Ich bin kein Biochemiker, Biologe oder Ernährungsexperte und kann daher nicht beurteilen, ob und wie unterschiedlich der Körper unterschiedlich denaturierte Eiweiße verarbeitet und ob daher ein geringer Denaturierungsgrad ein Qualitätsmerkmal von Proteinpulvern oder nur Marketing-Bullshit darstellt (zumal auch bei der Mikrofiltration durch Druck und Grenzflächeneffekte von einer gewissen Denaturierung auszugehen ist).
Gewisse Zweifel habe ich allerdings an der Behauptung, durch Mikrofiltration (MF) würden essentielle Aminosäuren angereichert bzw Nichtessentielle entfernt. Mikrofiltration ist vom Prinzip her auch nichts anderes als ein Kaffeefilter, nur, dass mit gewissen Drücken, Membranmaterialien und definierten Porengrößen im Mikrometer-Bereich gearbeitet wird. Wenn nun ein Protein, welches aus bis zu 20 verschiedenen Aminosäuren besteht, darunter sowohl essentielle als auch nichtessentielle, mikrofiltriert wird, dann trennt man zunächst mal nur größere Eiweißteilchen von kleineren Eiweißteilchen.
Eine Trennung von essentiellen und nichtessentiellen Aminosäuren wäre damit nur verbunden, wenn es die Natur so eingerichtet hätte, dass in Molkeeiweiß die essentiellen AS
systematisch entweder in größeren oder kleineren Proteinteilchen vorkommen. Da es aber 8 essentielle (und 2 semi-essentielle) Aminosäuren mit teilweise sehr unterschiedlichen chemischen Strukturen gibt (welche bei der Faltung unterschiedliche Sekundär- und Tertiärstrukturen verursachen), habe ich daran gewisse Zweifel. Der Effekt kann in gewissen Grenzen (für manche der essentiellen AS) natürlich trotzdem auftreten, dann würde die MF einfach eine empirisch gefundene Ungleichmäßigkeit ausnutzen (aber immer noch nicht systematisch trennen).
Wenn ich als Chemiker systematisch essentielle von nichtessentiellen Aminosäuren trennen wollte, würde ich zunächst eine vollständige Denaturierung sicherstellen und dann auf molekularer Ebene trennen. Da gäbe es dann verschiedene Verfahren, um spezifisch die gewünschten Aminosäuren aus einem solchen Gemisch zu extrahieren.
Ich möchte damit nicht pauschal sagen, dass alles, was über diese CFM-Produkte geschrieben wird, Bullshit ist. Die Argumentation auf der verlinkten Seite erscheint mir aber zumindest zweifelhaft und Aussagen wie
CFM ist die Abkürzung für Cross-Flow-Microfiltration. Darunter ist ein bestimmter Herstellungsprozess zu verstehen, bei dem die nicht essenziellen Aminosäuren entfernt werden.
Der Anteil der essenziellen Aminosäuren steigt damit pro 100 g Eiweißpulver auf insgesamt 45%
CFM-Molkeeiweiß wird sehr schnell verdaut, weil die Aminosäuren-Moleküle sehr klein sind
sind irgendwo zwischen sehr frei interpretiert und naturwissenschaftlich völligem Bullshit einzuordnen.
Interessanterweise spuckt Google bei einer kurzen Recherche zum Thema CFM und Protein ausschließlich Seiten aus, bei denen man davon ausgehen darf, dass sie zumindest mittelbar von der Fitnessindustrie gesponsort sind. Mal eben in paar technische Hintergrundinformationen zu bekommen, die über den Wiki-Eintrag bei Molkenprotein hinausgehen ist also gar nicht so einfach.
Ich mach trotzdem mal einen Versuch der Interpretation: Wenn als Endprodukt in der Chemie oder auch Nahrungsmittelindustrie (die Prozesstechnik ist ja oft sehr ähnlich) ein Pulver benötigt wird, muss man auf kostengünstige Art das Wasser (und oft auch unerwünschte Begleitstoffe, hier: Laktose) entfernen. Cross Flow Mikrofiltration (NB: nahezu jede technisch angewandte Mikrofiltration arbeitet nach dem "Cross Flow" Prinzip, das ist also nicht besonderes) dient oft dazu, Lösungen bzw Suspensionen stark aufzukonzentrieren. Im Gegensatz zum ultrafiltrierten Konzentrat scheint es (wahrscheinlich durch andere Löslichkeitsparameter der beteiligten Stoffe unter den Verfahrensbedingungen) bei dem Mikrofiltrierten Isolat zu gelingen, weit mehr Laktose, Fett und Kohlenhydrate abzutrennen und so ein Produkt mit höherem Proteingehalt herzustellen. Soweit so nachvollziehbar.
Falls ein findiger Lebensmittelchemiker nun herausgefunden hat, dass im Konzentrat tatsächlich der relative Anteil der essentiellen AS höher ist als im Filtrat (was ja durchaus möglich ist), lässt sich daraus natürlich ne schöne Marketingstory mit einem wahren Kern stricken. Wie groß dieser Kern ist vermag ich nicht zu beurteilen – ebenso wenig, ob womöglich beim ultrafiltrierten Konzentrat nicht auch der Anteil der essentiellen AS höher ist…
