SportScheck Stadtlauf Frankfurt (29.5.2016)
Die Sportscheck Stadtläufe genießen ja - gerade hier im Forum - einen eher zweifelhaften Ruf. Und es stimmt schon, natürlich sind die Läufe mehr Event als ein ernsthafter, sportlicher Lauf, das Ganze ist letztendlich eine sehr kommerzielle Werbeveranstaltung und dafür gar nicht mal so preisgünstig. Weiterhin sind die Strecken nicht offiziell vermessen und somit nicht bestenlistenfähig, wie diverse Leute hier ja schon schmerzlich festgestellt haben.

Aber anderseits ist das ganze sehr professionell organisiert, man hat eine gescheite Chipzeitmessung, eine solide Zielverpflegung, eine schön zentrale Laufstrecke und bekommt ein wirklich sehr hochwertiges Laufshirt. Solange man vorher weiß, auf was man sich da einlässt, finde ich die Stadtläufe also durchaus ok.
Das ich wieder in Frankfurt mitgelaufen bin, hat aber primär einen sentimentalen Grund: 2014 war das mein erster Wettkampf überhaupt. Außerdem bin ich letztes Jahr dort auch gelaufen und somit ist das mein bisher einziger Wettkampf, den ich jedes meiner 3 Läuferjahre gelaufen bin, also ein schöne Möglichkeit meine Fortschritt zu beobachten.
Sorgen machte mir mal wieder das Wetter. Die Tage zuvor war es wahnsinnig schwül und es bestand eine akute Gewittergefahr. Aber letztendliche hatte ich - wie bei eigentlichen allen meinen bisherigen Wettkämpfen - dann doch Glück: Es blieb komplett trocken und die Temperatur war mit geschätzten 18 °C noch halbwegs erträglich. Nur die Luftfeuchtigkeit war übel, so durch geschwitzt war ich bisher nach noch keinen Wettkampf...
Wie schon beim letzten 10er habe ich die Zeiteinteilung vor dem Start wieder komplett verplant. Daher ist das Warmlaufen ausgefallen und ich Stand beim Start viel zu weit hinten. Dank Nettozeitmesssung ist das jetzt nicht so tragisch, aber die ersten paar hundert Meter wurden dadurch schon zum extremen Slalom. Aus purer Neugier habe ich diesmal exakt nachgerechnet: Von 806 Startern bin ich als 430. gestartet und als 92. über die Ziellinie. Ich habe während des Rennens also 338 Leute und damit über 40% vom Starterfeld überholt.
Kurioserweise war der erste Kilometer trotz - oder gar wegen? - dem Slalom mit 4:08 mein schnellster. Der Rest vom Rennen war dann eigentlich recht unspektakulär, anfangs konnte ich eine Pace um die 4:15 noch ganz gut halten, bin dann aber doch langsam aber stetig immer langsamer geworden, gegen Ende habe ich dann sogar an der 4:30 gekratzt.
Im Ziel dann der "Schock": 43:01 steht auf der Uhr.

Eigentlich eine super Zeit, aber so knapp die sub43 verpasst ist doch echt gemein.

(ich bin auch schon mal einen HM in 1:40:01 gelaufen...) Also bin ich schnellstmöglich zur Gepäckausgabe weiter, hab das Handy heraus gekramt und die offizielle Zielzeit nachgeschaut:
42:58 
Einen kurzen Freudenschrei später war ich dann mit dem Ergebnis endgültig mehr als zufrieden, habe mir noch gemütlich den 5er angeschaut und habe dann glücklich auf den Heimweg begeben.
Etwas unschlüssig bin ich darüber, ob mir das Aufrollen des Feldes von hinten jetzt mehr genutzt oder geschadet hat. Einerseits ist es natürlich psychologisch toll, ständig Leute zu überholen und selbst so gut wie nie überholt zu werden. Und ich denke auch, dass das "heranziehen" an das nächste "Opfer" und der eigentliche Überholvorgang durchaus kurzzeitig das Tempo steigern können. Aber andererseits wird der Lauf dadurch viel ungleichmäßiger, wenn man mal nicht direkt überholen kann verliert man Zeit und außerdem besteht wohl die Gefahr, dass man das eigene Tempo unbewusst an das zu langsame Tempo der Mitläufer anpasst.
Eine Beobachtung die ich immer öfter mache ist übrigens auch, dass ich langsam in Zeitregionen vorstoße, in denen das Feld merklich dünner wird. Während man mit einer Zeit um die 50min bei solchen Läufen eigentlich immer etliche Leute direkt neben einen hat, hatte ich diesmal zum Teil schon 10m Lücke vor und hinter mir. Irgendwie ist das komplett ungewohnt. So als echter Eliteläufer muss man sich ja regelrecht einsam fühlen...
Und achja, eigentlich doch eine schöne Entwicklung:
- 2014: 50:16
- 2015: 44:47
- 2016: 42:58
edit
Noch der Fotobeweis dass ich wirklich im Singlet gelaufen bin: