*Frank* hat geschrieben:Bei mir hat das einige Fragen aufgeworfen. Vielleicht fange ich erstmal damit an, was ich verstanden habe (bitte korrigieren, falls etwas nicht stimmt):
Für alle Sportler (Sprint, MD, LD) gilt: je höher VO2max, desto besser. Das ist soweit nicht Neues. Interessant wird es, wenn man die VLamax, also die Fähigheit, durch anaerobe Glykolyse Laktat/Pyruvat zu produzieren, betrachtet. Wenn ich das richtig verstanden habe, sollte dieser Wert bei Sprintern maximal (0,8-1,0 mmol/l/s) und bei Marathon-/Ultraläufern deutlich niedriger (er nennt da Werte von 0,3 mmol/l/s) sein. Bei Läufern, die von beidem etwas brauchen (also vielleicht 3.000-10.000m Bahnläufern) sollte der Wert irgendwo dazwischen liegen.
Genau. Das ist natürlich stark vereinfacht dargestellt und lässt z.B. außer Acht, dass es auf jeder Strecke unterschiedliche Läufertypen gibt (was stark mit der Muskelfasertyp-Zusammensetzung zusammenhängt). Es geht hier aber ja erstmal hauptsächlich um das grundsätzliche Prinzip.
*Frank* hat geschrieben:Was die Einheiten betrifft, um VO2max und VLamax zu beeinflussen, zeigt er ab ca. 50:00 eine Folie, auf der erstmal nichts wirklich Überraschendes bzgl. VO2max steht. Interessant finde ich, dass SweetSpot-Training und Nüchternläufe (Low Carb) die VLAmax nach unten bringen, während normale LaLas das nicht tun, was er aber einleuchtend damit erklärt, dass LaLas die FT-Muskelfasern gar nicht rekrutiert werden. Um VLamax zu steigern, sind einzig Sprints und Krafttraining wirksam.
Wobei man auch das relativieren sollte. Für die ST-Fasern (die ja
immer rekrutiert werden) ist z.B. Intervalltraining im 5k-RT schon relativ "anaerob". Würde man immer nur in dem Tempo trainieren, würden sie sich von ihren Eigenschaften her also tendenziell Richtung FT-A entwickeln, das heißt mehr Glykolyse (-> höhere VLamax) und weniger aerobe Prozesse in den Mitochondrien (-> tiefere VO2max). Das passiert natürlich nicht von einem Tag auf den anderen, vielmehr sind das unterschiedliche Anpassungen, die in unterschiedlichem Tempo ablaufen und teilweise viele Jahre dauern und nur bis zu einem gewissen Punkt passieren. Jemand mit 90% ST wird nie 90% FT erreichen.
Meines Erachtens berücksichtigt Olbrecht die Muskelfasern (und ihre Verteilung) evtl. zu wenig. Jemand mit mehr FT-Fasern müsste z.B. auch öfter Intervalltraining (=VO2max-Training für FT-Fasern) durchführen als jemand mit mehr ST-Fasern und wird auch eine höhere VLamax (nicht zwangsläufig eine tiefere VO2max) aufweisen.
*Frank* hat geschrieben:Unbeantwortete Fragen:
Was muss ich mit der VLamax machen, damit ich insgesamt ein besserer Athlet werde? Oder anders gefragt: ist die entscheidende Größe hier nur die VO2max, während die VLamax eher die Qualität meiner spezifischen Wettkampfvorbereitung beschreibt, also je länger die Distanz desto niedriger sollte die VLamax sein?
Im Prinzip ja. Allerdings kann eine zu tiefe VLamax insbesondere im Training zu einem Problem werden. Siehe das zweite Weber-Video, wo er verschiedene Trainingsinheiten im Bezug auf die Ausnutzung von VO2max und VLamax für einen Sprinter und einen Gesamtklassement-Fahrer vergleicht.
*Frank* hat geschrieben:Wie kann ich die VLamax näherungsweise als Amateursportler ermitteln und damit mein Training steuern? Kann ich diese Größen näherungsweise mit Daten aus meinem Training ermitteln oder muss ich regelmäßig Laktatwerte messen lassen? Vielleicht geht das mit der INSCYD-App, das habe ich mir aber noch nicht angeschaut. Außerdem habe ich da so meine eigenen Ideen, aber die bekomme ich momentan noch nicht strukturiert in Worte gefasst.
INSCYD ist nur für Radfahrer. Olbrecht lässt die Schwimmer mehr oder weniger regelmäßig Laktattests machen (die Frequenz habe ich vergessen, alle 6 Wochen - 2 Monate?). Für Läufer wäre vermutlich ein Stufentest in Kombination mit einem 400 m-all out-Lauf (um die ungefähre VLamax abschätzen zu können) angebracht. Beide natürlich mit Laktatmessung. Alternativ sollte eigentlich auch das Verhältnis aus HF zu Tempo (bzw. Leistung) bei flachen Dauerläufen einen guten Anhaltspunkt für die VO2max liefern. Für die VLamax könnte man einfach den 400er (oder 600 m) laufen. Da sind dann aber natürlich einige andere Faktoren dabei, die mit reinspielen können und nichts mit der VLamax zu tun haben.
*Frank* hat geschrieben:Was in dem Vortrag völlig fehlt: Olbrecht unterscheidet Kapazität und Power (aerob und anaerob). Der Vortrag geht wohl nur auf die Verbesserung der Kapazität ein. Wie unterscheidet sich Training zur Verbesserung der Kapazität und der Power, also zur Nutzung der Kapazität? Das ist mir auch aus dem Olbrecht-Podcast irgendwie nicht klar geworden.
Aerobe Power: hauptsächlich "klassisches " Intervalltraining, 1000er im 5k-RT, etc.
Anaerobe Power: "klassisches" MD-Training zur "Laktattoleranz", z.B. 400er im 800m-RT
Das ist aber Training, das man erst in den letzten Wochen vor dem Wettkampf gezielt einbauen will, da ansonsten insb. die aerobe Kapazität leidet. Auch hier gilt natürlich wieder: je nach Zieldistanz und Läufertyp. Und diese Einheiten wollen ja auch über Wochen/Monate hinweg vorbereitet werden, da sie fordern aber nicht komplett
überfordern sollen. Da spielen dann je nachdem auch noch andere Faktorenals die Energiebereitstellung eine größere Rolle (z.B. muskuläre und koordinative) .