Maggie78 hat geschrieben:Was mache ich nur falsch ??
Hallo Maggie78,
zunächst mal das Grundsätzliche: Kein Mensch ist ungeeignet zum Laufen. Ganz im Gegenteil: Die Evolution hat am Menschen und seinen Vorläufern abertausende von Jahren durch Ausleseverfahren "herum entwickelt", bis sein Körper bestens zum Gehen und Laufen ausgestattet war. Wäre es nicht so, dann hätte die Art nicht überleben können, weil wir als "Jäger und Sammler" auf das Sammeln und Fangen von Beute angewiesen waren. Und dazu mussten wir weit und gelgentlich auch schnell gehen und laufen. Das war vor 10.000 Jahren und länger. Entwicklungsgeschichtlich ist die seither vergangene Zeit nur ein Wimpernschlag und deshalb befindet sich unser Körper noch immer in diesem Entwicklungsstadium.
Der Mensch ist ein Läufer!
Jeder Mensch. Natürlich gibt es Menschen, die wegen Erkrankung (degenerativer oder sonstiger Art) von der Fähigkeit zu laufen einiges bis alles einbüßen. Wenn ich voraussetze, dass du nicht krank bist (und die Blutuntersuchung wird zeigen, ob eventuell Stoffwechselprobleme bestehen), dann bist auch du eine Läuferin.
Selbstverständlich ist die Fähigkeit zu laufen bei den Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Ausdauerndes Laufen - und um das geht es hier - beherrschen manche exzellent (die werden dann Weltmeister oder stellen Rekorde auf) und andere weniger gut. Das ist genetisch bedingt und hinzunehmen. Aber auch die weniger begünstigten, gesunden Menschen sind mit Ausdauer ausgestattet, bzw. mit der Fähigkeit ihre Ausdauer durch Training zu verbessern.
Verbesserung von Ausdauer (= Ausdauertraining) funktioniert über die Fähigkeit des Körpers zur Anpassung. Unser Organismus kann sich an alles Mögliche in gewissem Rahmen anpassen. Wenn ich ihn mit Läufen reize, dann wird er sich in Richtung verbesserte Ausdauer anpassen. Wenn ich über viele Jahre hinweg keine Ausdauerreize gesetzt habe, dann wird sich die Ausdauer auf ein absolutes Minimum beschränken. Weil Anpassung leider auch in Richtung "weniger" funktioniert, wenn man nichts tut. Kommt dann noch Übergewicht hinzu - bei dir zum Glück nicht -, dann hat es der/die Betreffende schwer mit dem Joggen zu beginnen. Er muss dann praktisch auf "Nichts" aufbauen.
In deinem Alter und ohne Übergewicht, kann man eigentlich gar nicht anders als Ausdauer aufbauen, wenn man "irgendwie" anfängt zu laufen. So viele Fehler kann man dann eigentlich nicht machen, dass da "gar nichts " geht. Und ein etwas ging bei dir ja schon, wie du dargelegt hast. Sollte tatsächlich kein Stoffwechselproblem vorliegen (was eigentlich zu erwarten ist), dann kann es nur an der unzureichenden Methodik liegen. Tatsächlich stocherst du methodisch ziemlich im Nebel. Dem guten Beginn mit dem zum Übergang gut geeigneten Walken hättest du ein durchdachtes Program mit wechselweisem Laufen-Gehen folgen lassen sollen und dieses konsequent durchhalten.
Ich erlebe gerade wieder in einem Einsteigerseminar, wie sich eine zum Laufen anfangs nicht sonderlich "ausgestattete" Dame von null Ausdauer binnen etwa 10 Wochen auf 3 x 30 min Laufen pro Woche gesteigert hat. Beim Eingangstest war nach 7 min mit hochrotem Kopf und der Atmung einer Dampfmaschine Schluss. Die Dame hat leider Übergewicht, ist klein und strebt außerdem auf die 60 zu. Ich verordnete ihr ein vorsichtiges Aufbauprogramm aus Laufen und Gehen und anfangs tat sie sich recht schwer. Nach ein paar Wochen merkte sie jedoch, dass ihr das Atmen leichter fällt und die Ausdauer an ihr "kleben" bleibt. Jetzt läuft sie 3 x 30 min pro Woche und atmet auch in der letzten Minute noch gleichmäßig und nicht zu tief.
Entscheidend ist, dass man sich beim Laufeinstieg nicht überfordert und bestimmte andere Regeln einhält. Das ist umso wichtiger je geringer die individuelle Begabung ausfällt und je mehr Hindernisse im Weg stehen (keine Ausdauer, Übergewicht, gewisse Erkrankungen, die Ausdauersport zwar nicht ausschließen aber behindern, wie etwa Asthma). Eine wichtige Regel zu Beginn ist: Genau dreimal pro Woche laufen und zwischen zwei Trainingseinheiten immer mindestens einen (Lauf-) Ruhetag einhalten. Ein zweite Regel ist: Immer langsam laufen, aber auch nicht zu langsam. Es muss ein einwandfreier Laufschritt erkennbar sein, also einen eindeutigen, wenngleich kurzen Moment geben, wo der Läufer mit keinem Fuß mehr den Boden berührt. Es ist nicht sinnvoll Schlapp- oder Schlürfschritte auszuführen. Einfach langsam loslaufen. Wenn dann nach 5 min die Ausdauer erschöpft ist, geht man eben. Von so einem Eingangstest ausgehend, kann sich jeder selbst ein Programm schneidern. Wenn man anfangs nur etwa besagte 5 min schafft, dann ist es sicher sinnvoll noch weiter unten anzufangen - etwa mit 1 min Laufen und 1 min Gehen.
Wichtig ist bei solchen Programmen von einer fixen Trainingsdauer an JEDEM Tag auszugehen. Sinnvoll sind da 30 min. Das hieße also, obiges Beispiel fortgeführt, 15 x 1 min laufen und 15 x 1 min gehen bei der ersten Trainingseinheit. Danach die Laufdauern verlängern und weniger Gehen. ABER NICHT ZU RASCH!!! Geduld ist angesagt. Wer zu schnell steigert, wird scheitern. Der Körper braucht vor allem zu Beginn Zeit, um aus seiner Ausdauernot sich in Richtung mehr Ausdauer anzupassen.
Falls also dein Arztbesuch die erwartete Fehlanzeige bringt, dann solltest du neu beginnen, dein Training methodisch auf tragfähige Beine stellen und sehr langsam steigern. Wichtig ist mit sich selbst Geduld zu haben dabei.
Falls du Programme für den Laufeinstieg nicht selbst "schnitzen" willst, findest du welche auf unserer
Laufseite (im Menü auf "Trainingspläne"klicken).
Alles Gute
Gruß Udo