Wie der Test lief wollt ihr wissen? Tja, ich weiß selbst nicht, so naja würde ich sagen...aber seht selbst:
Der Start
In Leipzig startet der Halbmarathon nicht zusammen mit dem Marathon, sondern viel später um 12:45 Uhr. Morgens beim Brötchen holen hatte ich noch gefroren und schon überlegt, ob ich meine Klamottenplanung noch mal über den Haufen werfen muss, aber jetzt am Mittag ist es warm. Zu warm...
Bevor für uns der Startschuss fällt, haben wir noch Zeit, dem Marathonsieger beim Einlaufen zu zuschauen und ihn zu bejubeln. Seine Zeit 2:31:14. Na da bleib ich doch locker drunter auf der halben Distanz

Startblöcke gibt es nicht, so dass die richtige Einordnung etwas schwer fällt. Irgendwo kurz vor mir sehe ich einen Zeitläufer mit Ballons und denke, dass der bestimmt 1:44 als Zielzeit hat. Kurz bevor es dann wirklich losgeht, erfahre ich, dass er der 1:59 Zugläufer ist. Ich stehe also viel zu weit hinten. Naja, jetzt kann man daran nichts mehr ändern. Pünktlich um 12:45 geht’s los.
Die ersten 10 Kilometer
Tja, zu weit hinten eingeordnet also. Der erste Kilometer ist richtig langsam, nur am Überholen, überall Leute. Ich bin also schon nach einem Kilometer hinter meinem Zeitplan und begehe natürlich den Fehler, die verlorenen Zeit so schnell wie möglich wieder aufzuholen.
Ach so, Zeitplan: Ich hatte beschlossen hoch zu pokern und auf 1:40 anzulaufen. Ich wollte einfach wissen ob's geht oder nicht. So richtig glaube ich allerdings nicht dran und stell mich auf irgendwas <1:45 ein.
Die nächsten Kilometer waren auf jeden Fall deutlich schneller, aber noch fühle ich mich gut. Nur warm ist es. Eigentlich hatte ich ja vor, nichts zu trinken, aber das klappt bei den Temperaturen nicht. Also mal probieren ob ich im Laufen trinken kann (ich hab hier mal irgendwo was von einer speziellen Becher-Falt-Technik gehört): Ganz klares nein. Und mit der Atmung hapert's die nächsten Minuten auch. Oh Gott, hab ich mich verschluckt.
Irgendwo bei Kilometer 9 laufe ich auf den 1:44 Zugläufer auf. Bisher bin ich noch fast im Plan, aber ich bin einfach zu unregelmäßig und teilweise viel zu schnell gelaufen. Ich schließe mich der Gruppe an, so müsste ja immer noch 1:43:xx rauskommen, da ich ungefähr eine Minute später gestartet bin.
KM 10-20
Die nächsten paar Kilometer laufe ich also mit der Gruppe. Ich dachte immer diese Stadt wäre flach, aber mir kommen die Anstiege trotzdem so anstrengend vor. Zwischen km 12 und 13 habe ich mein absolutes Tief. Ich muss den Zeitläufer ziehen lassen, ich habe keinen Bock mehr und laufe außerdem gerade fast an meiner Haustür vorbei. Habe ich schon erwähnt, dass es heiß ist? Mittlerweile muss ich eigentlich an jeder Wasserstelle trinken und dabei ein paar Schritte gehen. Ärgerlich, wie sich nachher noch herausstellen wird.
Zum Glück geht’s jetzt erst mal ein bisschen bergab. Der mentale Tiefpunkt ist allerdings vorbei, es läuft wieder einigermaßen. Ich versuche mich im Kopfrechnen und denke, unter 1:45 sollte immer noch drin sein, so ein Halbmarathon ist ja bekanntlich 21 km lang, sollte alles passen.
Irgendwann, ich glaube so bei km 15 biegen die 10km-Läufer auf unsere Strecke ein. Und zwar die langsamen...Ab jetzt ist nur noch Slalom laufen angesagt. Es sind so viele. Und sie sind so langsam. Es erfordert jedes mal ganz schön Willenskraft, auszuscheren und das Tempo etwas zu erhöhen, um zu überholen, denn ich bin wirklich schon ganz schön fertig. Es ist so heiß.
Spruch des Tages, von einem ca. 3-jährigen Mädchen zu einem mir unbekannten Herrn neben mir: „Papa, da kommst du ja endlich!“ Motivationskunst auf höchstem Niveau.
Da ist ja schon das km 18 Schild, jetzt heißt's kämpfen, ist nicht mehr weit. Die letzte Wasserstelle bei km 20 lasse ich heroisch aus, obwohl ich mir wenig Verlockenderes als etwas zu Trinken vorstellen kann.
KM 21
Jetzt noch mal Gas geben, wird ganz knapp mit der 1:45. Und die vielen 10er Läufer machen es wirklich nicht einfacher. Es geht noch mal eine Brücke hoch, Gegenwind, egal. Ich werde tatsächlich schneller. Allerdings fällt mir jetzt auch wieder ein, dass so ein HM ja 21,1 km lang ist...Scheiße, verrechnet. Das wird nix mehr, die Zielgerade ist einfach zu lang. Und das obwohl ich wirklich einen Schlussspurt hinlege...
KM 21,1
1:45:18. Vorbei. Wasser. Apfelschorle, alles zu mir! Nach 5 Minuten geht’s mir wieder blendend und ich fahre mit dem Rad nach Hause. Da gibt’s lecker Kaffee und Kuchen.
FAZIT
Hoch gepokert, tief gefallen. Ich bin trotzdem zufrieden und habe wichtige Dinge für den Marathon gelernt. Denn letztendlich war es ja nur ein Test und genau das hab ich gemacht, ausgetestet, was geht. 1:40 geht definitiv nicht, sowas um die 1:43 bei besserer Renneinteilung und vielleicht ein paar Grad weniger aber wohl schon. Und die Zeitvorgabe von Herrn Steffny (auch wenn ich eigentlich gar nicht nach dem trainiere) hab ich auch eingehalten. Und meine PB (von vor 2 Jahren) um satte 19 Minuten verbessert, hehehe.
Heute geht’s mir gut, ganz leichten Muskelkater hab ich schon, aber einem Training morgen steht nichts im Weg.
Liebe Grüße
Bohne