vielen dank für eure hilfe und die guten ratschläge...
...aber manchmal muss man sich aus einem solchen tief eben offensiv befreien. hier also mein laufbericht - heute mal "oscarreif":
prolog: "männer, die auf's wetter starren"
nach dem gestrigen disaster gab es für den heutigen tag mehrere möglichkeiten:
- der weg der vernunft: den gestrigen lauf vergessen und weiter im plan, also erst morgen wieder laufen (plan: 11 km)
- gleich wieder loslegen und den gestrigen versuch über 22 km wiederholen
- heute laufen, aber eine kürzere runde, also z.b. die 11 km von morgen vorziehen, die gestern noch "fehlenden" 14 km oder etwas in dieser größenordnung
wenn man sich nicht entscheiden kann, dann muss man sich eben eine entscheidungshilfe suchen. in meinem fall - neben den guten ratschlägen meiner mithelden natürlich - war dies der blick auf die wetteraussichten. ansage für morgen: stärkerer wind als heute, außerdem morgen aus beruflichen gründen weniger zeit als heute, also vernunft beiseiteschieben, heute laufen...
die ersten kilometer: der bayer, der auf einen hügel stieg und von einem berg herunterkam
kilometer eins: relativ stetig bergauf, temperatur knapp unter null, aber nicht so kalt wie gestern. wind teils kräftig von vorne rechts, aber ebenfalls schwächer als gestern. weniger schneeauflage, die straßen teilweise sogar komplett freigetaut. puls okay, beine auch, jetzt wird's zeit für die erste bergabpassage
kilometer drei bis sieben: against the wind
jetzt geht's richtung osten, gegen den schneidenden wind anlaufen. aber auch mit der gewissheit, dass ich mir genau diesen wind später noch zunutze machen kann... in der nächsten ortschaft die stelle, an der ich gestern die segel gestrichen habe, heute noch kein gedanke daran. ich könnte hier jetzt abzweigen, um die 10 km runde zu laufen, aber dafür geht's mir im moment einfach noch zu gut. also fast komplett durch odelzhausen durch (immer bergauf), dann rechts ab (weiter bergauf) und raus aus dem ort, der wind kommt jetzt von links, das anrennen gegen den wind ist damit erst mal vorbei und endlich geht es auch wieder etwas ebener weiter
kilometer acht bis fünfzehn: das schweigen der gänse
ich nähere mich dem punkt, an dem ich eigentlich abbiegen wollte, um die runde auf 14 km zu laufen. aber jetzt läuft es gerade so gut, ich weiß außerdem, dass ich auf der "großen" runde sehr viel mehr vom wind profitieren kann und beschließe kurzerhand, weiter der lalala-runde mit ihren etwa 17-18 kilometern zu folgen, notfalls kann ich ja immer noch in egenhofen abzweigen und auf 15 km verkürzen...
unterwegs komme ich durch dirlesried, wendepunkt beim egenhofener silvesterlauf. am ortseingang befindet sich ein riesiger gänsehof, aber die "saison" für gänse ist wohl vorbei. kein ton ist zu hören, nur meine schritte....
weiter geht es nach egenhofen, dort sind die vierzehn kilometer voll und ich komme zu dem schluss, dass ich die nächsten drei auch noch dranhängen kann. also weiter geradeaus, durch weyhern, an der leider seit jahren geschlossenen schlosswirtschaft vorbei, meiner nächsten großen prüfung entgegen.
kilometer sechzehn bis achtzehn: stirb langsam
jetzt die abzweigung nach egenburg, hier kommt wieder alles zusammen: stärker werdender gegenwind, schnee und eis auf dem asphalt, und nach oben geht's auch wieder... zunächst nur leicht, dann ein kurzes gefälle, bevor es auf etwa 200 meter in einer giftigen steigung in den ort hineingeht. an der hauptstraße rechts ab, weiter aufwärts und immer noch den wind im gesicht, der puls liegt jetzt über 160, aber die beine sind noch gut mit dabei...
kilometer achtzehn bis fünfundzwanzig: zurück in die zukunft
ich bin jetzt nur noch ein paar hundert meter von zuhause entfernt, nun muss die entscheidung fallen: heim oder wenigstens die 22 noch vollmachen? na gut dann eben noch mal links hoch, an der kirche vorbei und wieder die bekannte steigung hinauf. die sonne wird in einer halben stunde untergehen und versteckt sich schon mal etwas hinter den wolken. es wird kühler, der wind frischt auf. ich nehme die kürzere strecke, auch so werde ich mehr als 22 kilometer erreichen. zum letzten mal gegen den wind richtung odelzhausen, kurz vor höfa ist die halbmarathonmarke erreicht. in odelzhausen nun auf dem kürzesten weg - noch mal hügelauf, hühelab, jetzt wieder mit rückenwind - richtung heimat, am ende zeigt die uhr knapp 25,5 kilometer, also fast die distanz, die für den lalala am nächsten sonntag auf dem plan steht. womit ich jetzt also auch schon weiß, wo ich die dann geforderten 26 laufen kann...
epilog (von tina): mein partner mit der kalten schnauze
das war's, und wenn ihr nicht in der zwischenzeit alle eingeschlafen seid: trotzdem noch mal danke für euren rat, auch wenn ich ihn heute mal nicht befolgen wollte
