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von Isse
Von der Schwierigkeit im WK Letzter zu werden.
Es fing alles harmlos an. Wir holten unsere Startunterlagen ab. Irgendwo im Hintergrund standen Pokale, viele Pokale. Wir machten noch unsere Scherzchen darüber.
Pünktlich 9 Uhr wollten wir starten, zum 37 km Lauf. Es wurde 9 Uhr und es ging auch los, los mit Gottes Segen. Der Dorfpfarrer fing an eine wunderschöne Predit zu halten. Nun, es war ziemlich kühl, wir froren, hatten auch nicht sooo viel Schlaf die Nacht. Irgendwann war er fertig, die Kirchenglocken übertrumpften ihn, ein anderer übernahm die nächste Ansage. Es ging wieder los, nur nicht für uns.
Irgendwann als schon niemand mehr mit rechnete begann der Lauf. Lilly stürmte direkt in die 1. Reihe, da stand der Fotograf. Sie ist ein lohnendes Ziel. Wir trabten also los. So richtig Lust hatten wir fast alle nicht mehr. Am Vorabend beschlossen wir einen 7er Schnitt zu laufen. Wir hatten alle irgendwelche Blessuren oder andere Gründe. Es sollte also für uns kein richtiger WK werden, wir wollten Spaß. Somit beschlossen wir Bummelletzte zu werden. Gar nicht so einfach.
Wir liefen also los, schön gemach, nur die Lilly knallte hier schon ihrer Pace voraus. Das rächte sich natürlich. Ca. 300 m vor uns kam sie zum Stehen und wartete geduldig auf den Rest. Gecko und Michael wollten sich unserer Pace nicht so anpassen und machten ihr eigenes Ding. Lilly, Manfred, Tommi, Ethan und ich - wir waren die Sammelgruppe, wir waren die Radiergummis.
Das klappte auch recht gut. Wenn man nun annimmt, dass es rund um den Plöner See die Strecke flach zu laufen wäre, liegt man völlig daneben. Permanent waren irgendwelche Anstiege zu erklimmen. Da wir erfahrene Ultras bei uns hatten, gingen wir natürlich die Hügel hoch. Von oben ließen wir uns herunterrollen. So kamen wir wenigstens so halbwegs auf unsere Pace.
Wir sinnierten, wie wir wohl die Zeit herumbekommen, ohne großartig Laufen zu müssen. Es boten sich viele Gelegenheiten, wie weiter oben bereits zu sehen ist. Wir räumten also den Wald auf, buckelten Baumstämme, sortierten sie liebevoll. Auf einer Bank rasteten wir entsprechend lange, verhakelten unsere Beine und diese bekamen wir nicht mehr so leicht auseinander. Zwischendurch probierten einzelne Herren freihändig zu pinkeln. Wir kamen an einem Geschäft vorbei und legten eine Rast ein. Tommi stemmte sein Bierchen, Lilly futterte Schokoriegel und Isse wollte eigentlich den Schwanenwindbeutel. Nur dieser blieb mir verwehrt, der sollte erst angefertigt werden. Da wir noch Zeit hatten, kauften wir also eine Ansichtskarte, schrieben diese noch dem gecko. Irgendwann später kamen wir an einem anderen VP vorbei und vervollständigten dann die Karte. Unterwegs trafen wir noch nette Sanitäter. Diese hatten erstaunlicherweise freie Zeit und freuten sich darüber, mit uns Gespräche führen zu dürfen. Da wir auch nicht viel vor hatten, wurde es eine ganz nette Unterhaltung. An einem Spielplatz angekommen, klemmten sich Lilly und ich auf die Rutsche. Nun, sie war für Kinder und ein wenig eng. Ich schaffte es dennoch, meine Beine um die Lilly zu klemmen und so rutschten wir zusammen runter. Problem war, dass Lilly recht nah an der Rutsche zum Stoppen kam, Isse aber noch hintendran hing. Somit hatte ich dann auch ein paar mehr Schrammen, die vorher noch nicht an meinem Körper waren. Unterwegs trafen wir dann noch eine nette Truppe an einem Steg, sie wollten wohl zur Fuchsjagd. Mit denen unterhielten wir uns auch noch ganz nett, machten Fotos von dem Steg und von uns. Der Ethan verbrachte eh die meiste Zeit im Chat. Keine Ahnung, was der da die ganze Zeit machte. Irgendwann seilte sich der Ethan von uns ab. Tommi, Lilly und ich liefen dann alleine weiter.
So ca. ab km 21 nahmen wir dann richtig Speed auf und liefen auch ein wenig am Stück. Die Pace war ganz ordentlich, wenn die Gehpausen nicht folgen würden. Wir besprachen uns, dass wir am km 36 dann nebeneinander ins Ziel laufen wollten, Tommi in der Mitte. Wie wir noch die Abfolge festlegten, sahen wir schon den Zieleinlauf. Irgendwie stach Lilly der Hafer und sie meinte, los Isse, wir rennen das letzte Stück. Gut dachte ich, kannst dich auch mal anstrengen. Wir also los in den Zieleinlauf. Plötzlich kam wieder dieser Kerl Lilly empor, haute doch mit dem Ellenbogen mir einen Leberhaken in die Seite und schubste. Ich war so verblüfft, dass Lilly Vorsprung hatte. Eine Sekunde. Im Ziel wurden wir gescannt und ich meldete dort vorschriftsmäßig meinen Protest an. Interessierte niemanden, vermutlich weil ich fröhlich quitschend im Ziel ankam und sie dies für einen Scherz hielten.
Nun, nachdem klar war, dass wir keinen Blumentopf gewinnen mit der Leistung, gingen wir in eine nahgelegene Schule zum Duschen. Eiskaltes Wasser - aber begnadet schöne Körper. Isse durfte sich also die Lilly nackt anschauen und Lilly die Isse auch. Plötzlich kam vom Micha die Mitteilung, dass wir Lilly, Ethan und ich AK Plätze 1 jeweils bekommen haben.
Wir also wieder in die Klamotten und zur Siegerehrung. Die machten stur im Programm weiter und meinten, wir sollten uns danach nochmals melden. Ich also hin und bekam den größten aller Pokale, immerhin bin ich ja AK 50 - Platz 1. Lilly kam direkt dahinter, für sie hatten sie nur einen Minipokal, aber wirklich etwas zu klein geraten. Wer Lilly kennt, weiß was folgt. Es ging eine Grundsatzdiskussion los. Irgendwann wurde das dem Veranstalter zu viel und er suchte die nächst größere von den mickrigen Pokalen. Lilly war erfreut. Da ich den Pokal vom Ethan in der Hand hielt und nix sagte, brachte der Veranstalter für Ethans Pokal noch einen Deckel. Ethans Pokal bestand somit aus 2 Hälften und war auch wesentlich größer als der Lilly ihrer. Wir erhielten noch wunderschöne Urkunden, wo nochmals die AK 1. Plätze von Lilly, Ethan und mir erwähnt wurden. Die Zeit steht auch darauf, jedoch kann man die ja mit einem schwarzen Balken versehen, so man die Urkunde mal rumzeigen möchte.
Es war eine irre schöne Veranstaltung. Der gecko war noch nie so weit am Stück gelaufen und irre schnell. Ebenso der Micha. Der Manfred schloss sich irgendwann den schnelleren Läufern von uns an. Ethan reichte es auch irgendwann und gab Gas, die letzten 10-15 km. Wir blieben die fast letzten Läufer. Ich denke, wir haben alles richtig gemacht, zum Dank gab es den Pokal und dieser gab uns Recht!
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher