Ich habe gestern einen 10 km Schwellenlauf absolviert, der wahrscheinlich keiner war. Meine 10 km Bestzeit lag bei Schnitt 4:31 min und daher nahm ich meine Anaerobe Schwelle bei ca. 4:37 min an (da ja die Schwelle bei ca. 6 bis 10 Sekunden über dem schnellsten 10 km Tempo liegen soll). Ich bin also so gestartet, wurde aber schneller, und kam auch nicht wirklich stark ins schnaufen, Durchschnittspuls (am Handgelenk gemessen) war 169, am Ende lief ich die 10 km mit Schnitt 4:30.
Höchster gemessener Puls in den letzten Monaten war bei mir 207 (HM in Graz), daher runde ich meinen Maximalpuls mal auf 210 auf. Die anaerobe Schwelle liegt angeblich zwischen 85 und 90 % der maximalen Herzfrequenz, also könnte ich mal annehmen, dass meine Schwelle bei einem Puls von ca. 185 liegen könnte. Also habe ich bei der Garmin Uhr einen Pulsalarm auf >184 eingestellt, der während des Laufs 2 mal kurz kam, aber wie gesagt war ich nur beim letzten Kilometer in dem Bereich (aber wohl auch nur, weil ich selbigen in 4:09 lief).
Nun versuche ich meine Überlegungen auf einen Marathon zu projizieren: Jemand versucht, einen Marathon in z.B. 3:45 h zu laufen (also mit Schnitt 5:20 min/km) und dieser jemand hätte z.B. eine anaerobe Schwelle, deren Entsprechung bei einem Puls von 185 liegt. Wenn er nun den 5:20 min Schnitt für 28 km halten kann und dann merkt er, es wird schwerer und schwerer und bei km 30 schlägt plötzlich die Pulsuhr Alarm, da der Puls über 185 ist. - So, nun weiß der Läufer, dass er die anaerobe Schwelle überschritten hat und wenn er versucht, das Tempo zu halten, dann wird der Puls auch nicht mehr runtergehen sondern eher noch höher, also noch weiter über der anaeroben Schwelle. Meine Frage ist nun: wenn er stur weiterläuft im 5:20er Schnitt, dann wird das Laktat in den Muskeln ihn unweigerlich innerhalb der nächsten Kilometer in die Knie zwingen und dann wird der Marathon wahrscheinlich zur Qual werden.
Wäre das einzig Vernünftige jetzt folgendes?: der Läufer erkennt, dass er nicht gut genug trainiert ist, um an diesem Tag am Kilometerpunkt 30 dieses Tempo weiterzulaufen, und er schaut nicht mehr aufs Tempo, sondern nur noch auf den Puls und läuft unter der anaeroben Schwelle (also unter Puls 185) weiter, das Tempo wird dann langsamer, aber in Wahrheit kommt er noch schneller ins Ziel als der "sture Kämpfer", der den Puls bzw. die Schwelle ignoriert, aber dann komplett einbricht.
Anaerobe Schwelle beim Marathon.
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10 km - 37:36 (T - April 2019)
HM - 1:30:41 (Sorger Halbmarathon/Graz - April 2018)
M - 3:10:26 (Wien Marathon - April 2019)
10 km - 37:36 (T - April 2019)
HM - 1:30:41 (Sorger Halbmarathon/Graz - April 2018)
M - 3:10:26 (Wien Marathon - April 2019)