So, jetzt mal ein bisschen ausführlicher, mit dem oben angedeuteten Fragezeichen.
Der Wecker klingelte nach einer sehr unruhigen Nacht (die Kinder haben mich, glaube ich, sieben Mal raus geholt...) um 05:30 Uhr. Leichtes Frühstück, Kaffee, genug trinken, Kinder abwickeln, los.
Ich hatte doch noch eine Begleitung gefunden. Ein Freund von mir ist Triathlet und hat mir am Freitag spontan angeboten mich mit dem Fahrrad zu begleiten. ist selber in ehemaliger Sub3 Läufer, weiß also, worum es geht. Er hatte heute auch einen Wettkampf, da passte ihm das Warmfahren gut.
Wir haben uns kurz vor sieben getroffen, noch einen weiteren Kilometer warm gemacht, letzte Absprachen und los. Er sollte immer ein kleines bisschen vor mir fahren, so konstant wie möglich 15,2 km/h, und mich ansonsten in Ruhe lassen
.
Imaginärer Startschuss - und ab geht die Paula. Aischtalradweg, 5km hin, Wende, 5 km zurück. Es geht flott los, zu flott. Das merke ich. Aber meine Uhr sagt: zu langsam. Seltsam. Macht mir Angst. Bin unsicher, ob mein Tempogefühl bei der Geschwindigkeit taugt. ES fühlt sich in etwa so an wie bei den 1000er Intervallen auf der Bahn. Und die waren für heute 10 s zu schnell.
WÄhrend ich noch rätsel und mir darüber Gedanken mache, wie hart sich das JETZT schon anfühlt, sagt meine Begleitung auf einmal: 1. Kilometer: 3:46. Wir sind zu schnell. Aber meine Uhr hat noch nicht vivriert. Das tut sie erst 10 Sekunden später. 3:56. Hä?
Mein Kumpel hat gerade erst seinen Tacho für den Wettkampf neu geeicht, er meinte, er würde mit seinen Radfahrkollegen sehr genau passen. Aber er passt nicht mit meiner GPS-Uhr zusammen. Am Ende werden sein Tacho und meine Uhr 300 Meter auseinander liegen. Und hier sind wir beim Fragezeichen.
Ich war schon nach 2 km echt alle und habe ans Aufgeben gedacht. mehrmals. Weil meine Uhr konstant Zeiten um 4:00 angezeigt hat, ich mich schon zu diesem Zeitpunkt schon immer weiter von meiner Zielzeit entfernt habe. Die Angaben des Tachos haben aber deutlich besser zu meinem Empfinden gepasst. Egal erst mal weiter laufen.
Wie gesagt, erste Krise nach 2 km, ist das widerlich. Scheiß Tempo. Aber jetzt abbrechen ist auch doof. Aber ich bin hier sehr sicher: das packe ich nicht.
Die nächsten Kilometer liegen alle bei 3:57-4:00, bei meiner Uhr. Es ist sau anstrengend.
Km 4,5, bald ist Halbzeit. Und ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Zweite große Krise, ich spiele wieder mit dem Gedanken aufzuhören. Erstmal zum Wendepunkt. Meine Begleitung gibt mit die Halbzeit ca. 150 Meter "zu früh" durch. Ich drehe genau nach "meinen" 5 k um . Durchgangszeit weiß ich nicht mehr, meine ist so, dass die 39:30 in weiter ferne sind, (vor allem so wie ich mich fühle), bei ihm klingt es viel positiver.
Ging es die letzten Minuten etwas besser, hat es mich bei km 6 wieder um. Es geht langgezogen bergan, nicht schlimm, normalerweise kaum zu merken, aber jetzt tötet es mich. Ich habe das gefühl nur noch zu joggen, bin einmal wirklich kurz davor ins gehen zu wechseln. Ich jammere bei jedem Atemzug. Stöhne. Bin total alle. Bei mir ist km 7 mit 4:07 der langsamste. Ich könnte heulen. ich weiß jetzt, das ich ins Ziel komme, nicht abbrechen werde. Aber es geht mir hundeelend.
Km 8 und 9 sind wieder okay, beide um die 4:00. Frustriert mich trotzdem. wollte doch einige Sekunden schneller sein. Meine Radbegleitung ist ganz aus dem Häuschen über mich. Ich würde total gleichmäßig laufen, super locker, schneller als geplant. Wie gerne würde ich ihm glauben und nicht mehr Uhr...
Der letzte Kilometer. Und ich treffe eine Entscheidung. Ich glaube - beiden. Und bilde den Mittelwert. Wenn wir ca. 200 Meter auseinander liegen, davon gehe ich aus, höre ich in der Mitte auf. Ich rufe meinem Kumpel mit Schnappatmung zu, dass wir bei 10,1 von ihm aufhören. Entspurt kann man das nicht nennen, aber ich bringe das ganze ordentlich über die Zeit.
10,15 km (Tacho) bzw. 9,8 km (Uhr) in 39:13. Hammer Zeit. Wenn da diese leise Stimme nicht wäre...
Aber egal, ich nehme 3,5 positive Erkenntnisse mit:
1) Auch, wenn ich bis zu meinen 10 durchgezogen hätte, wäre ich unter 40 Minuten geblieben. Für alleine im Training ist das echt beachtlich.
2) Dem physiologischen Trainingseffekt ist es völlig schnuppe, ob ich 10,2, 10,0 oder 9,8 km gelaufen bin. Der Reiz einer harten Tempoeiniheit wurde zu 100% gesetzt. Check!
3) Ich habe durchgebissen. Nicht aufgegeben. GAAAAANZ wichtig für den Kopf!
0,5) Wenn der Tacho oder der Mittelwert stimmt, bin ich zuversichtlich, die in zwei Wochen geforderte Zeit von 38:30 zu laufen. Zumindest wenn ich noch ein bisschen mehr Wettkampf simulieren kann.
Es gibt aber auch 2 negative Fazits:
1) Das war deutlich härter als befürchtet. Ich hatte irgendwie gehofft nicht ganz so zu leiden. Da war ich wohl zu naiv.
0,5) Ich bin mir meiner Motivation, nicht mehrer Uhr zu glauben nicht ganz sicher. Wäre es lockerer gewesen, hätte ich sicher meiner Uhr geglaubt...
0,5) Habe heute mal geschaut, wie schnell ich den HM in ein paar Wochen laufen soll. Das wäre eine durchschnittliche Pace von 4:02. Au backe. Nach der Erfahrung heute weiß ich nicht, wie das möglich sein soll. Nicht im Wettkampf und erst recht nicht alleine. Das wäre nur minimal langsamer als heute meine Uhr gesagt hat, ganze 3/10 km heute wären dann sogar für den HM zu langsam gewesen. Das macht mir Angst...
Ich denke mir, weder meine GPS-Uhr noch der beste Fahrrad-Tacho haben die Wahrheit für sich gepachtet. Beides wird seine Meßungenauigkeiten haben und für einen Trainigs-Test sollte man da nicht zu viel reinlegen, oder?
So, aber jetzt verdränge ich mal die erschreckende Tempo-Zukunft und freue mich auf die nächste Trainingswoche mit wenig Tempo und hohen Umfängen. Genau mein Ding!
Liebe Grüße
nachtzeche
WElcher Uhr, welcher Messung glaube ich jetzt