Das Thema finde ich schwer mit Worten abzuhandeln. Besser wäre es in einem persönlichen Gespräch zu diskutierern.
JoelH hat geschrieben:Es bedeutet lediglich, dass emotionale Themen nicht absolut normierbar sind und es individuelle Auslegungen für die selbe Sache gibt.
Dem stimme ich vollkommen zu.
Den Fall Mary Cain kenne ich nicht, daher sind meine Aussagen nicht auf ihren Fall bezogen sondern auf Aussagen, die dadurch hier im Forum gefallen sind.
Ich kenne Rolli nicht persönlich, aber auch wenn sein geschriebenes Wort manchmal etwas hart rüberkommt, so schreibe ich ihm den Willen und die Fähigkeit zu, seine Sportler individuell "anzupacken". Wenn du Sportler/innen über einen gewissen Zeitraum betreust, weiß jeder gute Trainer, ob jemand wirklich nicht mehr leisten kann oder ob er sich sich vielleicht auch nur mal etwas anstellt und etwas Motiviation nötig ist.
Ob diese Motivation eher durch Druck oder durch Einfühlvermögen erfolgen soll, muss der Trainer situativ entscheiden.
Jeder Trainer muss sich auf die Sportler einstellen. Aber auch jeder Sportler muss sich auf den Trainer einstellen.
Und auch jugendliche Sportler können aus dem Ton des Trainers "herauslesen", ob er es ernst meint oder nicht.
Was Rolli für mein Daherhalten eigentlich angesprochen hat, das sind die, die ständig eine Extrawurst und mehr Aufmerksamkeit als alle anderen bekommen wollen und die für eine großartige sportliche Leistung aber nichts oder viel zu wenig leisten wollen. Und hierfür muss man dann auch mal seinen inneren Schweinehund überwinden.
Ich glaube nicht, dass Rolli ein junges Mädchen als Prinzessin bezeichnet, die mal nach einem anstrengenden Tag zum Training kommt und dem Trainer sagt, dass heute nicht mehr drin ist.
Er spricht von den Sportlern, die Mittelstrecke laufen, aber sich über 1000er Intervalle im Training beschweren. Bei uns im Verein wechseln alle die, die kein Bock darauf haben, in die Sprintgruppe. Und das finde ich gar nicht schlimm. Wenn die/derjenige dadurch den Spaß nicht verliert und wietermacht, ist doch alles gut. Aber die, die zum Training kommen, andauernd rumnörgeln und jedes Mal eine Sonderbehandlung benötigen, die werden es im Leistungssport nciht lange machen. Das ist ein Erfahrungswert, dem wohl alle Trainer zustimmen werden, die mal mit ambitionierten Sportlern zusammen gearbeitet haben.
Jeder, der noch nie als Trainer gearbeitet und dementsprechend auch noch keine leistungssportorientierte Sportler betreut hat, hat gut reden, wenn er sagt "ihr als Trainer, ihr müsst doch immer vorbildlich handeln" "Sowas darf man als Trainer nicht machen". Das sind Phrasen, die nur von Leuten kommen können, die selbst noch nie ernsthaft Sportler auf einem ambitionierten Niveau betreut haben.
Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber wenn man einen anspruchsvollen Trainerjob mal selber eine Zeit lang gemacht hat, wird man solche Aussagen schnell revidieren.
Ob man das als ambitionierter Vereinstrainer macht oder wie auch immer, das ist vollkommen egal. Wenn du 3-4xpro Woche Training gibst, zusätzlich Gespräche mit Eltern/Sportler/Verbänden, Betreuung auf Wettkämpfen, dann mach da mal nie Fehler und verhalte dich andauernd nahezu ideal. Denjenigen möchte ich gerne mal kennenlernen und interviewen, wie er das hinbekommt.
Natürlich, man muss stets respektvoll mit seinen Schützlingen umgehen. Das bedeutet aber nicht, dass man ständig den Motivator spielen muss, damit die Sportler sich bewegen. Ein gewisses Maß an intrensischer Motivation seitens der Sportler/innen ist eine Grundvoraussetzung für leistungssportorientiertes Training.
Zum Abschluss ein Spruch, der mich sehr geprägt hat:
Ein guter Trainer macht sein Leben lang immer wieder Fehler. Ein Schlechter immer die gleichen.