RunningPotatoe hat geschrieben:[...] Also, ich finde diese Praxis jedenfalls pietätlos.
Äußerst interessante Fragestellung, die das Tor zum tieferen Verständnis der virtuellen Welt aufstößt.
Es hilft bei der Erörterung Deiner Fragestellung, sich davon zu lösen, reale Entitäten (Leute, wie Du sie nennst, oder Personen) und virtuelle Entitäten (User, Nicks) demselben Entitätstyp zuzuordnen. Offensichtlich stehen reale Entitäten und virtuelle Entitäten in einer n:m-Beziehung (eine Person kann n User oder keinen haben, einen User können sich mehrere Personen teilen, oder er existiert – script-getrieben – unabhängig von einer Person). Es zeigt sich schnell, dass es, da sowohl n als auch m den Wert Null annehmen kann, sinnvoll sein kann, von zwei eigenständigen Entitätstypen auszugehen.
Es stellt sich nun die Frage, wie wir die Existenz von virtuellen Entitäten definieren. Eine sehr triviale Definition wäre, den Status der virtuellen Entität in ihrem Stammverzeichnis als maßgeblich zu betrachten. Ein meines Erachtens besserer Ansatz ist es, eine virtuelle Entität als existent zu betrachten, wenn von ihr ausgehende Aktivitäten festgestellt werden können; in einem Forum wäre dies vor allem das Erstellen eines Posts.
Interessanterweise werden wir nur à posteriori Zeuge dieser Aktivität, wir sehen den Post nach seiner Vollendung, nicht während der Entstehung. Aus einem Beitrag können wir also nur darauf schließen, das die virtuelle Entität zum Erstellungszeitpunkt existent war, nicht dass sie zum Zeitpunkt der Rezeption des Posts noch existiert. Zwischen zwei Posts besteht bezüglich der Existenz Unbestimmtheit, eine Situation, die in der Physik sehr schön durch die Parabel von Schrödingers Katze beschrieben wird.
In dieser Situation der Unbestimmtheit ist es aber tatsächlich sehr pietätvoll, vom Schlimmsten auszugehen, nämlich, dass die virtuelle Entität danach die Kommunikation einstellt. Vom Schöpfer dieser Software ist also die Bezeichnung „Letzte Beiträge“ äußerst sorgfältig gewählt worden; die hier in verkürzter Form dargestellten Zusammenhänge wurden bedacht und elegant umgesetzt.
Gee (Halbostfriese)