nniillss hat geschrieben:@Christian: Ich glaube, ehrlich gesagt, dass Du die 3:30 nicht drauf hast. Bei Deiner Vorgeschichte war 3:40 genau das richtige Ziel. Mit vorsichtigem Anlaufen und einer ersten Hälfte in 1:48 hättest Du gute Chancen gehabt.
Ich glaube nicht, dass ich da wesentlich besser durchgekommen wäre. Gründe nenne ich gleich unten.
nniillss hat geschrieben:Die Tatsache, dass Du bisher immer mehr als 2 Stunden für die zweite Hälfte gebraucht hast, muss Dir doch sagen, dass Du erstens offenbar kein besonderes Marathon-Talent bist/hast und Dich zweitens auf Dein Körpergefühl bei km 20 oder km 30 nicht verlassen kannst. In dieser Situation hilft nur Disziplin und Realismus.
Ein besonderes Talent habe ich sicher nicht. Es könnte aber auch sein, dass bei den anderen 4 Versuchen mir nicht nur Ausdauer sondern auch Pace gefehlt haben.
Zudem war mein längster Lauf bei meinem bis dato besten Marathon 26km und das auch nur einer. Dass ich da nicht besonders ausdauernd sein kann ist klar. Da war der Einbruch aber noch human: 1:54:22h/2:02:26h.
Mein Körpergefühl hat mir tatsächlich einen Streich gespielt. Aber in
der Form habe ich das noch nie erlebt. Dazu sage ich auch gleich noch was.
nniillss hat geschrieben:Ein erneutes zu schnelles Anlaufen (z.B. in 1:45) ist doch reinstes Harakiri. Andersherum betrachtet: wenn Du doch plötzlich zum Super-Marathon-Man gereift wärest, würdest Du nach dem Anlaufen in 1:50 (i) einen negativen Split schaffen (also Dein 2-Stunden-Trauma überwinden) und (ii) das im Threadtitel angegebene 3:40-Ziel erreichen.
Ein zu schnelles Anlaufen wäre sicher nicht sinnvoll. Aber ob es wirklich zu schnell war, bin ich mir nicht sicher. Mein Ziel ist ja jetzt nicht sub 3:30h, auch wenn ich denke ich habe das drauf. Es bleibt sub 3:40h.
Um eins vorweg zu nehmen, bevor ich wieder als beratungsresistent abgestempelt werde. Ich nehme deine Kritik und z.B. auch die von mhim sehr ernst. Gerade weil ich mich als blutigen Anfänger sehe, sind mir Tipps und Kritik sehr wichtig.
Ich habe aber einige Gründe, die darauf hinweisen, dass ich nicht zu schnell angegangen bin. Dazu vergleiche ich erstmal den Bonn Marathon (2013) mit den beiden Marathons davor (Mannheim 2012, Frankfurt 2010).
In Frankfurt (2010) hatte ich zum Halbzeit (HM) einen Durchschnittspuls von 158bpm und im Ziel dann 163 bpm.
In Mannheim (2012) hatte ich zum Halbzeit (HM) einen Durchschnittspuls von 158 bpm und im Ziel dann 162 bpm.
In Bonn vor einer Wiche hatte ich zur Halbzeit (HM) einen Durchschnittspuls von
156bpm und im Ziel dann
158bpm.
Ich weiß, dass der Puls nur eine Größe ist und von vielen Faktoren abhängt. Zwischen Frankfurt und Bonn liegen 2,5 Jahre, d.h. meine HFmax dürfte auch etwas niedriger sein.
Bei mir hat die Temperatur auch Einfluss auf den Puls. In Bonn war es am wärmsten und
trotzdem war der Puls am niedrigsten.
Das passt auch zum Gefühl in Bonn. Ich musste mich die ersten 20km permanent bremsen. Wenn ich nach Gefühl gelaufen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich noch
deutlich schneller gelaufen. Ich schätze den HM in knapp über 1:40h.
Die Frage bleibt weiterhin, warum ich dann trotz super Gefühl (beim Halben dachte ich, ich wäre erst so 5km gelaufen), so eingebrochen bin.
Meine Erklärung Nr.1 (neben Dehydrierung, vielleicht doch zu schnell angegangen, viel zu wenig gefrühstückt), ist dass ich tatsächlich eine recht dünne Grundlage habe und
deswegen die Leistungen extrem streuen. Ich hatte zwar 5 Läufe über 30km und davon 3 mit ca. 35km, aber ich bin eben von einer sehr niedrigen Basis aus gekommen.
Die Theorie mit der Streuung kann ich ganz gut anhand meinen 35km Trainingsläufen belegen. Insgesamt hatte ich da wie gesagt 3 Stück, wobei ich bei einem völlig eingebrochen bin (ab km 30, die letzten 5km gehend bzw. trabend).
1. Trainingslauf über 35km: Tempo auf den ersten 25km
5:49 min/km; Durchschnittspuls
143,5 bpm.
2. Trainingslauf über 35km: Tempo auf den ersten 25km
5:49 min/km; Durchschnittspuls
143,5 bpm.
3. Trainingslauf über 35km: Tempo auf den ersten 25km
5:56 min/km; Durchschnittspuls
144 bpm.
Man sieht, dass Tempi und auch Puls bei den ersten beiden Läufen sehr gleichmäßig sind. Beim 3. Lauf war ich bei fast gleichem Puls 7 Sekunden pro Kilometer langsamer. Die Strecke ist immer die gleiche und beim 3. Lauf war es etwas wärmer.
Was will ich damit sagen? Beim 3. Lauf hatte ich einen totalen Einbruch,
trotz niedrigerem Tempo.
Meine Schlussfolgerung ist, dass mir wegen der dünnen Grundlagenarbeit die Konstanz fehlt.
Deswegen denke ich eigentlich auch fast, dass mir auch bei
niedrigem Tempo in Bonn die Luft ausgegangen wäre.
Puls und Belastungsgefühl auf den ersten 21,1km deuten sehr darauf hin.
Trotzdem kann es natürlich wirklich sein, dass die Pace in Bonn das Problem war. Aber wie Carsten schon sagt: wenn ich nun in Hannover nur darauf baue, dass ich durch extrem langsames angehen, die 2. Hälfte anständig durchlaufen kann, ist der Erkenntnisgewinn nicht sehr groß.
Auch wenn ich mit 3:46h in Bonn mein Ziel verfehlt habe, habe ich meine Bestzeit um 10min unterboten. Ich habe in Hannover also nichts zu verlieren. Wenn ich wieder extrem einbreche, dann hätte ich aber immerhin die Erkenntnis, dass ich anscheinend
0 Talent für Marathon habe und dass die Pace nix für mich ist.
Schleiche ich auf den ersten 21,1km, weiß ich dass ich den Marathon sehr langsam (verglichen mit HM-Zeit und Training) durchlaufen kann.
Aus obiger Überlegung, werde ich eine Mischung aus konservativem Anlaufen, aber nicht schleichen machen. Ziel ist es unter keinen Umständen die erste Hälfte unter 1:45h anzulaufen. Ob dann am Schluss 3:29:59h oder eben wieder mega Einbruch steht, wird sich zeigen.
Ich freue mich sehr übere eure Kritik und wünsche einen schönen Sonntag
Christian
PS @mhim: bei deinen Umfängen ist ja so ein Marathon wie für mich ein 10km Lauf. Klar, dass du das besser verkraftest. Beim Tempo stapelst du aber eher tief - denke da ginge viel mehr.