Catch-22 hat geschrieben: 05.05.2024, 18:53
Hat mich sehr gefreut, dass wir uns noch über den Weg gelaufen sind.
Ja, hat mich auch gefreut. Auch wenn es einen Moment gebraucht hat, bis der Groschen gefallen ist, wer mich da anspricht.
Und schön, dass es bei deinem Mann so gut lief.
[mention]chris-9n[/mention] Glückwunsch zur deutlichen sub3:20h
Und da ich mir heute frei genommen habe (Büro im dritten Stock ohne Aufzug geht nach nem Marathon gar nicht
), kann ich auch meinen Wettkampfbericht schreiben.
5Uhr klingelt der Wecker. So ein Marathontag ist ja inzwischen Routine. Frühstück mit 3 Scheiben Sandwichbrot und Marmelade, dazu 1 Kaffee. Gepackte Sachen nochmal checken, Toilettengang und um 6Uhr Abfahrt nach Duisburg. 7Uhr Ankunft am Ort des Geschehens. Bedingungen sind perfekt. Gute 10°, wolkig, wenig Wind. In Ruhe zur Umkleide in der Schwimmhalle des Sportparks, dann ums Stadion rum zum Startbereich, Kleiderbeutel abgeben. 7:45Uhr beginne ich mit der Warmuproutine und wundere mich nach Beendigung um 8:10Uhr, dass die Inliner noch nicht gestartet sind. Strecke noch nicht freigegeben, wegen eines Feuerwehreinsatzes in Homberg (ca. km18-20). Ich harre der Dinge, besuche ein letztes Mal das Dixie. Angekündigt wird der Marathonstart für 10min nach den Inlinern. Als die dann mit 40min Verspätung auf die Strecke gehen, nehme ich ein Maurten160 Gel und reihe mich ganz vorne in der Startaufstellung ein.
So um 8:50Uhr geht es dann für uns los.
Auf den ersten Metern setzt sich der spätere Sieger nach vorne, den ersten Kilometer bleibe ich noch dran, aber 3:40 ist mir dann doch zu schnell und ich muss ihn ziehen lassen. Ein weiterer Mitstreiter sieht das wohl ähnlich und wir bilden ein Zweiergrüppchen. Dahinter ist schon eine kleine Lücke.
Die pace pendelt sich um 3:45 ein und fühlt sich gut an. Bei km5 rum auf einmal ein komisches Gefühl, leichte Schmerzen im rechten Quadrizeps außen. Das ist natürlich reichlich früh für muskuläre Problemchen, hält 3-400m an und gibt sich dann wieder. Im Nachhinein vermute ich, dass die betroffenen Muskelfasern vom Körper aus dem Spiel genommen wurden und das später zur Überlastung des verbleibenden Muskels -> Krampf geführt hat.
Nach km6 ändert sich die gewohnte Strecke, wegen der Großbaustelle des Brückenzugs über Ruhr und Hafenbecken und wir laufen direkt an unserem Büro vorbei, das Schild für km7 steht halb in unserem "Vorgarten".
Mein Mitläufer kramt ein Gel aus der Tasche und wird beim Verzehr etwas langsamer. Ich gehe vorbei und kann mich ein paar Schritte absetzen. Ab hier bin ich jetzt komplett alleine unterwegs für die nächsten 20km, bis man auf das Halbmarathonfeld trifft. Mein Weggefährte wird am Ende Sechster. Bei km9 kommt die zweite Verpflegung und dank orangem Fähnchen, sehe ich meine Flasche schon von weitem und kann sie fast im Lauf greifen, muss nur kurz langsamer machen. Das Trinken aus der Sportflasche ist was ganz anderes als das Gehampel mit den Bechern. Absoluter Gamechanger, ich möchte nie mehr im vollen Lauf aus diesen sch... Bechern trinken. Wenn es geht nicht mehr ohne Selbstverpflegung. Habe pro Flasche 250ml Maurten Drinkmix 320 und trinke das über 2-3km verteilt. Im Verlauf des Rennens trinke ich meine 4 Flaschen und lasse alle anderen Versorgungsstände links liegen. Aber zurück zum eigentlichen Thema.
Der rechte Quadrizeps macht sich immer Mal kurz bemerkbar, aber nie so intensiv wie zu Beginn.
Die pace halte ich relativ konstant bei 3:45. Zwischenzeit bei km10: 37:17, beim Halbmarathon gehe ich mit 1:19:13 durch.
Das zieht sich so bis km32 durch, wo ich bei 2:00:57, und somit noch auf Kurs sub2:40 liege.
Ab da wird dann aber der Schmerz im Quadrizeps zum ständigen Begleiter. Nach km28 wird das Laufen auch deutlich unruhiger, da ich mich durch das deutlich langsamere Halbmarathonfeld schlängeln muss. Oft klappt das gut, da überwiegend breite Hauptstraßen. Zur Not rufe ich frühzeitig und es wird meist Platz gemacht. 2-3 "Pappnasen" mit Kopfhörern, die gar nichts mitkriegen sind allerdings auch dabei, werden dann aber von Mitläufern aus dem Weg gezogen.
Für 3km (33-35) liegt die pace bei ca. 4:00 und ich freunde mich mit dem Gedanken an die 2:40h zu verpassen, aber doch pb zu laufen.
Dann kommt am südlichsten Punkt der Strecke bei km35,5 eine Autobahnbrücke und dahinter direkt eine Bahngleisunterführung. Es geht also ca. 300m lang bergab. Und das gibt dem Quadrizeps den Rest. Kurz danach Krampfanzeichen, kein Laufen mehr möglich, ich gehe ein Stück und muss dann auf den Bürgersteig und stehen bleiben. Das erste Mal in einem Wettkampf, dass ich nicht laufe. Es ist einfach schrecklich. Ich massiere am Oberschenkel rum, der Krampf löst sich relativ schnell, aber es fliegen zig Halbmarathonis an mir vorbei. Hier muss mich auch der spätere Zweitplatzierte überholen.
Die Aufzeichnung zeigt, dass ich so 50s stehe, es kommt mir vor wie 50min. 7km ins Ziel zu walken kommt für mich nicht in Frage. Für die dabei rausspringende Zeit/Platzierung riskiere ich keine schlimmere Verletzung.
Also laufe ich ganz langsam wieder an und gucke was geht. Km36 (4:50) und 37 (5:06) werden die mit Abstand langsamsten des Rennens.
Aber nach ein paar Hundert Metern kann ich zumindest wieder etwas Fahrt aufnehmen und die letzten 5km bei ca 4:10min/km verwalten.
Im Stadion bin ich überrascht, dass ich als Drittplatzierter angekündigt werde. Das setzt nochmal Kräfte frei, ich weiß zwar aufgrund der Halbmarathonis nicht wo der Vierte ist, aber das Treppchen möchte ich nicht kampflos herschenken. Die letzten 200m in 3:35er pace und ich bin nach 2:44:27 im Ziel. Zielzeit deutlich und pb um 80s verpasst, aber ich darf zur großen Siegerehrung der Gesamtwertung. Das tröstet mich doch und nach dem Rennverlauf kann ich mit der Zeit auch leben.
Im Ziel geht dann aber erstmal gar nichts mehr, Ich humpel zur Medaillenausgabe und bin dann einfach froh, es geschafft zu haben.
Zwei Herausforderungen warten allerdings noch:
1. Die Stufe aufs Podest der Siegerehrung. Aus Gewohnheit mit dem rechten Bein zuerst. Ja, blöde Idee, funktioniert einfach nicht, also nochmal mit links. Runter ist nicht viel besser.
2. 600m Fußweg von der Kleiderbeutelverwahrung zum Auto. Ich brauche gute 20min und ernte viele mitleidige Blicke, aber dank Pokal in der Hand auch ebenso viele Beglückwünschungen.
Alles in allem ein Tag mit Schatten und Licht.
Da die muskulären Probleme sich schon so früh angedeutet haben, muss es eigentlich eine andere Ursache, als die typische Überanstrengung am Ende eines Marathons wegen überpacen zu Beginn. Da muss ich mir noch Gedanken zu machen.
Nichtsdestotrotz war die Vorbereitung nicht optimal. Das lag an 1-2 orthopädischen Wehwehchen. Gesamtumfang und gerade Lalas + spezifische QTE (TDL, MRT) waren einfach nicht da, wo wir sie gerne gehabt hätten.
In Herbst wird wieder angegriffen.