Da geht es dir im Grunde so wie manchem hier im letzten Jahr: ein halbes Jahr lang auf einen Marathon hintrainiert und dann alles abgeblasen, wegen Corona. "Kannst ja die 42,2 km im Training laufen" ist da auch nicht so der perfekte Trost.
Also erstmal muss ich sagen, dein Kumpel ist total auf dem Holzweg. Erinnere dich an die einhelligen Reaktionen hier, als du enthülltest, dass du diesen 15 km Lauf so zeitnah durchziehen wolltest. Und du hattest immerhin schon einige Lauferfahrungen. Das einzige was man entfernt zu seinen Gunsten anführen könnte, ist dass er eben gar keine Ahnung hat, aber das macht die Sache für dich nicht besser. Ist ihm denn wirklich klar, wieviel
dir der Lauf bedeutet und was er dir damit kaputt macht, wenn er sich dir partout als Bremsklotz an die Füße ketten will? Wenn ja - schöner Freund. Wenn nein - vielleicht mal ein offenes Wort unter Freunden?
Unabhängig davon - ich würde dir raten wollen, dich davon nicht unterkriegen zu lassen. Denk an die Euphorie, von der du gerade gestern noch berichtet hattest. Du läufst nicht für den Kumpel oder den Applaus anderer, sondern du läufst für dich selbst, nur für dich. Vielleicht merkst du das noch nicht bei jedem Lauf, aber je mehr dir das Laufen zur Gewohnheit wird, desto klarer wird dir das werden: du läufst, weil du es willst und weil du es kannst. Und weil es einfach zu deinem Leben dazu gehört.
Wie wär's, wenn du dir einen Plan B machtest? Plane z.B. einen 15 km Lauf kurz nach deiner Reise. Wenn das seltsame Läufchen am Kanal für dich zum befürchteten Fiasko gerät, kannst du dich sofort an den Gedanken klammern, dass du es in wenigen Tagen dann richtig machst. Wenn dein Freund doch noch ein Einsehen hat und dir und sich selbst zuliebe beim Fahrrad bleibt, kann es ja gut werden (wobei die Kids, wenn sie jung genug sind, trotzdem zu Bremsklötzen werden können). Kurz und gut, wenn die Reise vorbei ist, kannst du entscheiden, ob du mit der läuferischen Ausbeute zufrieden bist. Wenn nicht, läufst du noch mal nur für dich. Wie auch immer es kommt - mach einfach dein Ding!
Vielleicht begleitet dich deine Freundin wieder auf dem Fahrrad? Oder du lädst noch ein, zwei gute Freunde zu einer Radtour ein, bei der du als einziger deinen Drahtesel zu Hause lässt? Aber Vorsicht, nur wirklich gute Freunde auswählen, die dir deinen Erfolg auch neidlos und von Herzen gönnen und nicht die, die es nicht verknusen können, dass du deinen Arsch hochgekriegt hast und sie nicht. Von letzterer Sorte von "Freunden" würde nämlich nur Häme verspritzt werden.
Eine gute Möglichkeit für einen solchen Lauf in Eigenregie wäre auch einer von den vielen virtuellen Läufen, die derzeit als Ersatz für echte Läufe angeboten werden. Mein Ding ist das nicht, aber viele Wettkampf-Junkies schwören mittlerweile darauf. Das größte Problem könnte allerdings die Strecke werden - 15 km werden eher selten gelaufen und 10 km tun es ja nicht, wenn ich dich richtig verstanden habe.
Wie auch immer - lass dich nicht hängen und lauf dem Frust davon.
