dicke_Wade hat geschrieben:Klar gibt es so etwas und das definiert jeder für sich selbst. Und genau danach hat wohl der TE gefragt, was jeder persönlich für den "must have" hält.
Nun ja, wie man's nimmt... Lesen bildet:
Yin hat geschrieben:Deswegen meine Frage, welche Veranstaltungen jeder Läufer mal erlebt haben sollte? Frankfurt, Hamburg, Berlin und München ja sicher, oder? New York auch?
Es geht also tatsächlich um einen Kanon von Veranstaltungen, die man mitgemacht haben muß, um ganz sicher sein zu können, daß man auch wirklich ein echter Läufer mit allem Drum und Dran ist. Um Events also, die ihren Teilnehmern irgendwelche höheren Weihen bescheren. Da muß man gar nicht wie Rolli der reinen Lehre des Wettkampfgedankens huldigen, um eine solche Frage kurios zu finden.
Außerdem wird das Wort "mitnehmen" ja gern verwendet, wenn es darum geht, irgendetwas einfach mal eben abzuhaken, zu archivieren und dann im Fundus zu haben. Man kennt Ähnliches von den Pfadfindern in etlichen Ländern: Da sind die Uniformen über und über mit allen möglichen Aufnähern versehen, die den Träger als jemanden ausweisen, der mal erfolgreich das Lagerfeuer mit einem einzigen Streichholz anzünden, drei verschiedene Seemannsknoten nicht nur binden, sondern auch wieder lösen (letzteres ist die eigentliche Herausforderung!) oder auch Kastanien von Eicheln und Bucheckern unterscheiden konnte. Mitnehmen tut man das, was einem - das ist nun wieder anders als bei den kleinen Pfadfinderlein - zwar nicht viel bedeutet, ohne das man aber nicht mitreden kann.
Ich habe es jahrelang so gehalten, daß ich Wettkämpfe nur gelaufen bin, wenn ich mich reif für neue Bestzeiten, AK-Siege oder sonstige Lorbeeren fühlte. Sicher noch Nachwirkungen meiner Kindheitsjahre im Leichtathletikverein, wo ich grundsätzlich immer und überall Letzter wurde, was sich ja unter kleinen Jungs immer gleich in einer entsprechenden Plazierung in der sozialen Hackordnung widerspiegelt. Andererseits macht mir jeder Wettkampf auch irgendwie Spaß, und man merkt es ja vielleicht auch ein wenig an der Art, in der ich mich hinterher darüber äußere.
Inzwischen sehe ich das alles grundsätzlich anders. Die Wende brachte im letzten Jahr eine Plantarfasziitis, die mich zu gemächlichem Trainingstempo nötigte, in Verbindung mit einer familiären Großkatastrophe. Den Winterlauf im Dezember lief ich dann einfach so mit und stellte fest, daß auch das viel Freude machen kann. Seither bin ich den einen oder anderen Wettkampf einfach so als Trainingsersatz mitgelaufen, und demnächst wird der Winterlauf auch wieder irgendetwas zwischen Spaß und ambitioniertem Kampf um eine gute Zeit. Der Einwand weiter oben, Wettkampf im engeren Sinne könne auch einfach nur gegen die Uhr stattfinden, ist ja völlig korrekt.
Aber wie man sieht, kommt es mir hier nicht auf bestimmte Veranstaltungen an, die - warum auch immer - ein besonderes Image genießen. Gelaufen wird mal das, was schnelle Zeiten verspricht, mal das, was Spaß verheißt, ganz egal wo. Normalerweise folge ich der Regel, für einen Wettkampf nicht länger hin- und herzufahren als ich zu laufen gedenke. Damit steht mir immerhin ein halbes Dutzend Marathons offen, dazu etliche schnelle 10er und HMs und natürlich jede Menge schöne Landschaftsläufe. Mehr brauche ich nicht.
Übrigens bewerte ich Läufe auch nach dem, was hinterher darüber geschrieben wird. Und wenn ich dann z.B. einen sterbenslangweiligen Laufbericht eines Mitnehmers oder Abhakers über den Boston-Marathon lese und als Kontrast dazu eine kleine, aber feine Story von Frau Schmidt über den Volkslauf in Hintertupfingen - dann weiß ich doch ganz genau, wo ich hingehöre und wo nicht.