JoJa hat geschrieben:Die Grundschnelligkeit kannste bei einem 45-jährigen nicht mehr verbessern, das wird in der Jugend gemacht.
Grundschnelligkeit war nicht die beste Wortwahl. Aber die 100m Zeit hängt ja nicht nur von der Grundschnelligkeit ab, sondern auch von der spezifischen Ausdauer, hier also Sprintausdauer. Die sich auch mit 45, wenn man da nicht austrainiert ist, noch verbessern lässt. Rolli schrieb ja auch von der 200 und der 400m Zeit, bei denen die Ausdauer dann im Vergleich zu den 100m eine noch größere Rolle als die Grundschnelligkeit spielt.
JoJa hat geschrieben:Vielleicht bist Du froh, wenn Du in 4 Jahren und 11,5 Monaten überhaupt noch eine 2:10 läufst.
Im Pessimismus liegt das Heil? Ein solcher Leistungsabfall wäre bei Rollis "Disziplintrainingsalter" imo eher nicht zu erwarten, wenn nichts außergewöhnliches passiert. letztes Jahr ist Rolli noch Bestzeiten über 800 und 1000m gelaufen und der große schnelle Leistungsabfall kommt normalerweise in deutlich höherem Alter.
JoJa hat geschrieben:
Es verwundert mich immer wieder, wie der Alterungsprozess und der damit verbundende Leistungsverlust ignoriert wird.
Möglicherweise ignoriert Rolli das nicht, sondern du ignorierst andere relevante Faktoren?
Erfahrungsgemäß kann man in dem Alter in vielen ähnlichen Fällen durch Training noch solche Fortschritte machen, dass der Leistungsverlust mehr als kompensiert wird.
JoJa hat geschrieben:
Und wenn dann Vergleiche mit Weltspitzensportler herangezogen werden hinsichtlich Entwicklung und Trainingsmethoden, dann lacht ich mich schlapp.
Der Vergleich ist unglücklich. Das Problem ist jedoch nicht so sehr das Heranziehen eines Weltspitzensportlers, von derem Training kann man auch bei weitaus weniger Talent viel Lernen kann. (Der größte Teil von dem Training, was die meisten Amateure machen, ist mehr oder weniger stark vom Training der Weltspitze beeinflusst, wobei das natürlich mal mehr und mal weniger gut auf das Niveau und die Möglichkeiten weniger talentierter Amatezrsportler umgesetzt wird.)
Wobei man sich im Mittelstreckentraining dann schon eher am Mittelstreckentraining und weniger am Sprinttraining der besten orientieren sollte, und dann auch an einem entsprechendem Typen (Rolli ist sicher kein 400/800 Typ wie ein Rudisha).
Das Problem an dem Vergleich ist der Vergleich des Sprintspezialisten mit dem des Mittelstrecklers, für den der Sprint nur eins von mehreren wichtigen Elementen ist.
Denn welche Verbesserungen möglich sind, hängt natürlich neben Alter und Trainingsalter auch von Talent und Disziplinspezialisierung ab.
Iirc habe ich mich von 15 bis 19 Jahren um etwa 0,4-0,5 s über 100m verbessert, so etwa von 12,5 auf 12,0. Ein gleichaltriger verbesserte sich in der Zeit auf höherem Niveau um deutlich mehr, glaube es waren so ca 1,0 s, etwa von 12,0 auf 11,0 s, denn er war talentierter und hatte einen stärkeren Schwerpunkt auf dem Sprint.
Dampfsohle hat geschrieben:
Aber es ist jedoch noch mal ein Unterschied mit dem, was ich bei Rolli meine. Da geht es natürlich nicht mehr um die Entwicklung im Sinne eines physikalischen Adaptionsprozesses während der Adoleszens hin zum Leitungs-Peak im besten Alter, sondern um das "Wiederaufrufen" der bereits in seiner Jugend entwickelten koordinativen, motorischen und (neuro)-muskulären Fähigkeiten, sowie erneute muskuläre Adaption durch z.B. Übergeschwindgkeits-Reize und sehr kurze Full-Out-Sprints. 15 sek auf 100 ist ja nicht wirklich schnell ... Ich glaube (hoffe) er kann schneller... Das dürfte ihm dann auch für die 800m helfen...
Es geht um Wiederaufrufen des Potenzials, da stimme ich zu, aber natürlich auch physische Adaption, wozu ja auch neuromuskuläre Prozesse gehören.
Da ich letztes Jahr sehr wenig trainiert habe, könnte ich über 100m aktuell vielleicht nur 13,1 bis 13,3 laufen. Mit anständigem Training könnte ich mit bald 38 natürlich nicht meine 100m Bestzeit von 12,13 angreifen, für die ich mit 19 ja auch schon ein paar Jahre trainiert hatte. Um die 12,5 12,6 bin ich aber mit über 30 noch gelaufen, und ungefähr dahin käme ich auch wieder mit gutem Training.
Durch meine Vereinsarbeit habe ich einen guten Vergleich. Letztes Jahr bin ich die 100m nicht gelaufen, aber über 50m habe ich unserer 15jährigen noch alle knapp niederhalten können, Zeit war glaube 7,01 mit seriöser elektronischer Stoppung. Die sind über 100 dann auch so 12,6 bis 12,9 gelaufen. Dieses Jahr werden die mir natürlich weglaufen, deren Steigerungsraten kann ich natürlich nicht mitmachen...
Wenn ich jetzt dieses Jahr 6,85 laufen würde (halte ich nicht für unmöglich, leider weiß ich nicht, ob wir nochmal solch einen Test mit seriöser Zeitmessung organisieren können), hat sich dann meine Grundschnelligkeit wundersamerweise im Alter von 38 verbessert?
Oder haben sich andere Dinge verbessert? Oder waren die Bedingungen vielleicht bloß besser?
Gruß
C.