Hallo ihr Lieben,
viele Grüße aus dem südlichsten Bundesland.

Ich wollte mich eigentlich erst nach meiner Rückkehr wieder melden, weil es hier WLAN nur unten in der Lobby gibt und nicht auf dem Zimmer, aber unter diesen Umständen möchte ich dann doch ein Update geben.
Also ... ich habe sehr gut trainiert vorige Woche, bin bis Freitag jeden Tag eine Einheit irgendwo gelaufen (bei reduzierter Strecke wegen des bevorstehenden WKs) und bis auf Freitag war ich immer rundum zufrieden. Am Dienstag bin ich z.B. einen 8 km-GA2-Lauf ganz locker und bei moderater Belastung in 5:22/km gelaufen. Der Naturpark direkt an der Küste zwischen Palma und der Ballermannpromenade ist da sehr empfehlenswert, wie ich finde. Am Freitag habe ich beim Abschlußtraining eine Strecke in Alcudia ausprobiert, die von Neckermann empfohlen wurde und die war total Banane. Ich habe nach 4 km abgebrochen, weil die Strecke total schaurig LostPlace-mäßig war und ich das Gefühl hatte, wnn mir dort etwas zustößt, findet man vielleicht mal in 100 Jahren mein Skelett.
Im Wettkampf am Sonntagmorgen (Start 10 Uhr) war ich schon 90 min. vor dem Start vor Ort, um mich endlich mal panikfrei und in uhe vorzubereiten und ich ging folglich ausgeruht und locker ins Rennen zusammen mit ca. 2000 Läufern (inkl. dem gleichzeit gestarteten HM) bei herrlichem Sonnenwetter und angenehmen geschätzten 20 Grad. Aufgrund des Trainingsverlaufs hatte ich mir schon einiges ausgerechnet. Ich wollte diesmal nichts verkehrt machen, mit Bedacht angehen und wie in den Trainingsläufen in bewährter Weise hintenheraus nochmal angreifen. Ich bedachte auch die empirisch ermittelte Ungenauigkeit meines FR305 und legte 3 sek. pro km zu. Dann zeigte mein FR auf dem ersten km 5:12 an und ich nahm etwas Dampf raus, doch die Stoppuhr sagte am km-Schild 5:25. Das waren 13 sek. Unterschied und nicht 3! Und es kam noch schlimmer. Beim zweiten km sagte mein FR 5:10 und die Stoppuhr 5:28! Da wurde ich langsam nervös und zog das Tempo an. Der FR lag bei 5:08 bis 5:09 und ich dachte, so viel Tempo muß schon sein, um das Rennen nicht zu verbummeln. Dummerweise übersah ich dann im Gewühl die km-Schilder 3 und 4 und sah erst wieder bei Halbzeit auf die Uhr: 26:20, das war exakt Kurs auf die gewünschte 52er-Zeit und ich dachte: Paßt doch! Doch dann merkte ich zum ersten Mal auf unangenehme Weise die herunterknallende Sonne und die Strecke zog und zog sich. Bei km 6 am zweiten Wendepunkt war ich immer noch im Soll, merkte aber schon deutliche Auflösungserscheinungen und dann kam diese elendige kilometerlange Kurve ums Hafenbecken bis zur Kathedrale. Bei km 7 kam dann endgültig der Mann mit dem Hammer, die Sonne hatte ganze Arbeit geleistet, gleichzeitig kollidierte ich noch mit einer jungen Läuferin, die das gleiche Problem hatte wie ich, aber nur noch unkontrolliert durchs Feld taumelte. Zuerst lief sie noch weiter, doch kurz danach hörte ich hinter mir ein lautes Poltern. Ich sah mich um, konnte zwar nichts erkennen, aber ich war sicher, daß sie über das km-Schild gestürzt war. Irgendjemand rief mehrmals laut "Ambulancia!" und kurz danach tönten schon die Sirenen des Krankenwagens. Ich fühlte mich in beklemmender Weise an die fürchterliche Tragödie von Soest erinnert, weil ich auch nicht sehen konnte, was mit ihr passiert war und irgendwie hatte ich dann keinen Kampfgeist mehr. Ich zweifelte an dem Sinn des Ganzen, dieses durchhalten UM JEDEN PREIS! Ich wollte das Rennen nur noch IRGENDWIE zu Ende laufen, um meine weiße Finisher-Weste zu behalten, doch ich sah nicht mehr auf die Uhr. Ich brachte das Rennen tatsächlich trotz Kreislaufschwäche/Hitzschlag/Sonnenstich/was auch immer unter ziemlichen Qualen zu Ende, aber als Kirsche obendrauf verlief ich mich noch im 10 km/HM-Durcheinander beim Einbiegen auf die Zielgerade

und verlor nochmal etwa 30 sek. Beim Auslaufen im Zielraum wurde mir schwarz vor Augen und ich sank irgendwo hin und brauchte eine Viertelstunde, bis ich wieder gehen konnte. Ich war zwar in erster Linie froh, überhaupt angekommen zu sein, aber die Aufzeichnungen sagten, daß ich ohne das Verlaufen noch eine 53er-Zeit hätte retten können. Was wäre da drin gewesen, wenn zudem noch die ungewohnte und für mich unerträgliche Sonne nicht gewesen wäre! So wurde es - Ironie des Schicksals? - meine dritte 55er-Zeit hintereinander: 55:09 (Herne) - 55:03 (Bertlich) und jetzt 55:00 (offiziell), aber warum der Veranstalter die Bruttozeiten zur Wertung heranzieht, obwohl er die mit Chip gemessenen Nettozeiten ebenfalls auf der Ergebnisliste ausweist, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Meine Nettozeit war demnach 54:32, was soll ich sagen ... Wettkampf #22 ins Ziel gebracht, über den Rest schweigen wir lieber. Nur soviel bleibt festzuhalten, daß mich wohl die km 2 bis 5 gekillt haben, bei denen ich nicht die Stoppuhr gegengeprüft habe, die waren nämlich 5:10-5:10-5:08, das war wohl bei dem Wetter zu schnell für mich. Doch trotzdem war mein erster Auslandsstart letztendlich ein aufregendes Erlebnis, in vielerlei Hinsicht., auch wenn ich das Rennen selbst, wie auch immer ich das geschafft habe, wieder mal irgendwie vermurkst habe.
@Oyana: Ach Du lieber Gott! Du hast aber auch gar kein Glück im Moment. Ich drück Dir die Daumen, daß es zumindest mit dem Frühlingslauf noch klappt.
@Blende8: Wahnsinnszeit! Herzlichen Glückwunsch! Von sowas bin ich, wie Du siehst, Welten entfernt! Ich denke aber, daß Du erheblich mehr Trainingsfleiß aufgebracht hast als ich. Dann hast Du dir die Zeit auch verdient! Ich trink ein Bier auf Dein Wohl, habe gerade noch eins da!
