ulige hat geschrieben:Das ändert aber nichts daran, dass im "Genuss- und Gelegenheitsläuferbereich" bei Marathongroßveranstaltungen der eine oder andere Kopfhörer durchaus längstens gang und gäbe ist.
Und ich habe noch nie erlebt, dass sich da irgendwer dran gekratzt hätte - es macht für mich in der Tat einen ganz erheblichen Unterschied, ob hier jemand ambitioniert im sub3-Bereich unterwegs ist, wo höhere Geschwindigkeiten gelaufen werden und die Gefahr, durch Musik im Ohr abgelenkt zu werden und eine Kollision zu verursachen durchaus gegeben sein könnte (da wirste aber auch nie Kopfhörer sehen) oder ob sich ein Freizeitläufer sich mit seiner Lieblingsmusik gemütlich über seine >4-Distanz motiviert!
Und - ja, ich habe bei Bergmarathons und Ultras gelegentlich und nach Tagesform meinen i-Dings dabei, weil es bei solchen Distanzen schon auch mal langweilig werden kann; beim Zermatt-Marathon vor zwei Jahren (oder war´s beim Aletsch-HM? ) erinnere ich mich an die Lautsprecheransage im Startbereich, dass die kopfhörenden Teilnehmer die Lautstärke bitte so gering halten sollten, dass die Umgebungsgeräusche jederzeit gut zu hören sind - so geht´s nämlich auch!
Und wenn Du allen Ernstes die EPO-Einnahme eines Spitzensportlers oder das Abkürzen bei einem Wettkampf mit dem Kopfhörer eines Freizeitmarathonnies bei einer "Event-Veranstaltung" vergleichen möchtest, bagatellisierst Du erstere aber ganz erheblich!
Hallo ulige,
als einer aus dem großen Heer jener Marathonis, die bei Großveranstaltungen nie etwas mit den vorderen Plätzen zu tun haben, auch in der Altersklasse nicht, ist mir persönlich egal, wer sich unterwegs wie bei Laune hält. Selbst kleine Vorteile durch großzügige Kürzung von Kurven kratzen mich nicht. Wer sich gerne um die wirkliche Marathondistanz betrügen möchte, soll das gerne tun. Ich will 42195 m laufen und keinen einzigen weniger (wobei manche Veranstalter in dieser Hinsicht extrem schlampig vorgehen, weil sie an unklaren Streckenpunkten die Trassierung vernachlässigen. Da musste ich mir schon manches mal überlegen, wo denn jetzt wohl tatsächlich die Strecke verläuft und mache lieber einen großen Bogen ...). Offen gestanden ist mir auch egal, dass sich manche durch unerlaubte Substanzen einen Vorteil verschaffen. Sie ruinieren ihre Gesundheit damit, nicht meine. Nicht missverstehen: Selbstverständlich lehne ich jede Form von leistungssteigernden Substanzen ab. Ich will damit nur ausdrücken, dass mein Laufergebnis nicht von ein paar mit unerlaubten Substanzen betrügenden Leuten entwertet werden kann.
Ein ganz andere Sache ist die Verwendung von Gerätschaften, die die Wahrnehmung beeinträchtigen. Wer sich bei einem großen Stadtmarathon beidseits des Gehirns beschallen lässt, vermindert dessen Akustikfunktion. Auf gut Deutsch: Er hört weniger bis nichts. Leise stellen ist kein akzeptables Argument. Dann nimmt man Ereignisse, die sich von hinten nähern trotzdem später - vielleicht zu spät - wahr. Ich habe immer wieder erlebt, dass ein so gehandicapter Läufer mir oder anderen beim Überholen einfach in die Spur gelaufen ist, weil er die Schritte schräg neben sich nicht hörte. Auch die bei Stadtmarathons nicht seltenen Überholmanöver von Motorrädern (Kamerateams, Polizei) oder Betreuungsfahrzeugen bekommt er erst sehr spät mit. Im letzten Drittel der Wettkampfs, wenn die Wahrnehmung ermüdungsbedingt ohnehin stark nachlässt, hört so jemand nur noch auf die einpeitschende Musik in seinen Ohren - auch wenn sie in erträglicher Lautstärke einströmt ...
Dass das mittlerweile üblich ist und von Veranstaltern geduldet wird, macht es nicht besser. Mit Kopfhörer zu laufen gefährdet andere Teilnehmer. Es ist mithin sinnvoll, derlei Gerätschaften zu verbieten, wie das im internationalen Reglement, häufig auch national und ausdrücklich bei vielen Stadtmarathons geschieht.
Gruß Udo