triaflo hat geschrieben:Mal ganz ketzerisch:
Warum sollte ich meinen Fettstoffwechsel im Training durch Nüchternläufe trainieren, wenn ich im Training dann plane Kohlehydrate zuzuführen?
Wenn man so fragt, macht es schon Sinn. Weil Du halt für WK deutlich über 2h nicht genug Kohlenhydrate gespeichert hast und der Fettstoffwechsel Energie deutlich langsamer bereitstellt als die Glykolyse. Andererseits ist durch die Darmresorption und, was noch praxisrelevanter sein dürfte, durch die Verträglichkeit bei höheren Laufgeschwindigkeiten, die Aufnahmemenge von KH begrenzt, so dass man das Defizit nicht vollkommen ausgleichen kann. Insofern trainiert man man halt einerseits den Fettstoffwechsel, damit man (mit besserer Enzymausstattung), mehr Fettsäuren/Stunde umsetzen kann. und nimmt andererseits KH auf, um die höchstmögliche Laufgeschwindigkeit zu sichern.
Davon abgesehen scheitern die meisten wohl eher an muskulären Defiziten, nicht an energetischen...
Wir sind uns vermutlich darin einig, dass das Muskelversagen ein unterschätztes Problem ist (übrigens ein meines Wissens auch physiologisch noch nicht verstandenes...) das aber trainingsmethodisch zu lösen ist, nämlich durchausreichende Intensitäten im Training. Das ist auch ein Grund, das ich mittlerweile in den langen Läufen vermehrt KH nehme, weil es mir leichter fällt, das zu realisieren.
Es ist aber ein Trugschluss zu denken, dass man das "Gefühlsmäßig" sauber trennen kann. Die schweren Beine korrelieren in Experimenten auch gut mit grenzwertigem Absinken des Bluzuckerspiegels, weil das Großhirn dann als Schutz die motorischen Antriebe runterfährt, man muss also nicht erst den berühmten "Hungerast" erleiden. Den wiederum kann man dann klar vom Muskelproblem differenzieren.
Sascha, interessant dass du nüchternes Training aufbringst. Ich hatte so den Eindruck, das wäre nicht mehr so aktuell, weil ja (Zitat) "Fett im Feuer der Kohlenhydrate" verbrennt.
Hallo Gatschupfer, das eine hat mit dem anderen nur bedingt zu tun.
Die biochemischen Hintergründe für das "Kohlenhydratfeuer" sind nicht so ganz einfach. Vereinfacht:: Stell Dir vor, dass sowohl aerober KH-Abbau und Fettstoffwechsel in die selbe Endstrecke (den Citratzyklus) münden und dabei beide, teils über Seitenwege, jeweils reaktionslimitierende Faktoren einschleusen. Dominiert jetzt die Einschleusung aus dem Fettstoffwechsel über längere Zeit, fehlen die KH-Bausteine und der Citratzyklus fährt immer mehr auf Sparflamme herunter. Der Körper kann dann zwar fleissig freie Fettsäuren oxidieren, aber das nützt ihm nix...so wie wenn das Lagerfreuer zu weit heruntergebrannt ist und die Flamme mittlerweile zu schwach für die großen Eichenscheite ist, die daneben liegen.
Wenn Du jetzt aber morgens nüchtern losläufst, ist einerseits das Leberglykogen zwar entleert, andererseits werden die Glykogenspeicher im Muskel nur teilentleert sein, es sei denn Du hast wirklich 1-2 Hammereinheiten in den letzten Tagen gemacht und kaum was gegessen. Dann sind die notwendigen KH ja vorhanden. Und auch wenn nicht, kann der Körper sie aus Eiweißen basteln, damit Fette verbrennen. Leider nimmt er dazu meist sinnvolle Bestandteile des Immunsystems, was wiederum die Regeneration beeinflusst.
Letztlich ist der Nutzen aktuell aus meiner Sicht umstritten. Ein Anstieg freier Fettsäuren wurde beispielsweise bei Profiradfahrern beim Nüchterntraining nachgewiesen, der war deutlich stärker als bei den parallel getesteten (leistungsstarken!) Agegroupern. Aber die Profis, die nicht nüchtern waren, konnten sich besser belasten. Nun kann man mutmaßen, was ob und wie einen Vorteil bringt. Letztlich ist ja das Leistungstraining komplexer und es gewinnt nicht der mit der meisten freien Fettsäuren, sondern der Schnellste.
Gruß
Sascha