so, es ist jetzt ein bischen OT, aber vielleicht trägt es zur allgemeinen Erheiterung bei, es sind hier heute ja einige, die meckern, weils grad scheisse läuft mit dem Laufen. Hab heute eine alte Mail gefunden und mussste herzhaft lachen:
ICH HASSE LAUFEN!
Wolfgang Thierse sagt es geradeaus: Ost-Berliner hassen Schwaben, Schwaben hassen Kreuzberger, jeder hasst jeden. Prima, Hass ist das deutsche Leitgefühl.
Die Welt – ein einziger Scheißhaufen.
Ich hasse es, abends nach Feierabend im Dunkeln laufen zu müssen. Und ich hasse es, wenn die Strecken nicht vernünftig beleuchtet sind.
Und ich hasse frühes Aufstehen am Wochenende.. Ich hasse dieses Morgentraining bei Nieselregen. Vor allem hasse ich diese gutgelaunten Armleuchter, die – „Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung“ – mit demonstrativem Frohsinn durch den Wald und mir davon rennen. Bestimmt Potsdamer. Ganz schlimme Leute da. Fast wie Schwaben.
Nur Walker hasse ich noch mehr, wenn sie mit ihren albernen Stöcken herumfuchteln. Fehlt nur noch die Leine, die zwischen den peinlichen Prügeln eine Stolperfalle spannt. Ich hasse Köter. Und ihre Besitzer, die so laut wie folgenlos hinter ihren tumben Kotmaschinen her brüllen. Am meisten hasse ich Hundeköttel. Manchmal liegen sogar Pferdeäpfel rum! Die Welt – ein einziger Scheißhaufen. Soweit ist es schon. Geht alles den Bach runter hier; das Leben als einziger Ausnahmezustand.
„Bleib´ in deinem Gefühl, spür` ihm nach“, sagt meine Therapeutin. Kein Problem. Hass ist meine liebste Freizeitbeschäftigung, vor allem in Kombination mit Sport und Randgruppen. Frauen zum Beispiel. Ich hasse langsame Frauen, die mir vor den Füßen rumeiern. Noch mehr hasse ich
schnelle Frauen, die mich überholen. Oder gefühlskalte Frauen, die mich nicht anlachen, trotz meiner optimistischen Ausstrahlung.
Gerade im Sport, wo Freude, Rücksicht und faires Miteinander gepflegt werden, da herrscht – richtig – Hass. Man muss nur den Mut haben, ihn rauszulassen. Da findet sich immer was, zur Not in der eigenen Garderobe. Heute hasse ich mal mein petrolfarbenes Laufhemd. Totaler Fehlkauf, wie alle Modefarben. Schwarz hasse ich auch, weil man jeden Schneuzer drauf sieht. Und weiß, weil es einfach nur weiß ist. Ich hasse diesen ganzen Mode-Quatsch. Noch mehr hasse ich all die geschmacklos gekleideten Schluffis. Könnten sich doch endlich mal was Modisches gönnen.
Mit Hass kann man nichts falsch machen, nicht mal beim Tempolauf. Ich hasse
Tempoläufe. Die hat der Trainer
aufgeschrieben. Trainer hasse ich ganz besonders, weil sie mich hassen. Sonst würden sie ja keine Tempoläufe verordnen. Trainer sind wie Thierse: aus dem Osten, mit diesem milden Checker-Blick, der sagt: Ihr Wessis habt überhaupt keine Ahnung von
Leistung und
Disziplin und all diesen Sachen, die den Ost-Sport groß macht haben.
Pfützen hasse ich übrigens auch. Weil meine Laufschuhe schon seit einer halben Stunde quatschen. Blöde
Laufschuhe. Ich würde schneller und eleganter und besser gelaunt laufen, hatte die Fachkraft im Spezialgeschäft gesagt. Alles Lüge. Wo ist sie denn, die gute Laune? Wen hasse ich nun mehr? Den Fachverkäufer? Oder mich, für meine Blödheit, Reklameversprechen zu glauben?
Endlich überhole ich jemanden, der keine Stöcke schleift. Na toll, bestimmt schon 70 Jahre alt, der Herr. Was hat der hier im Wald verloren? Ich hasse es, wenn andere Leute hier rumrennen. Das ist mein Wald!
Endlich ist der blöde Lauf vorbei. Ich hasse die Pulsuhr. Zeigt viel zu wenig Kilometer. Ich hasse kurze Läufe. Und lange erst recht. Entweder ist nicht genug Zeit zum Hassen oder viel zu viel, dass man gar nicht mehr weiß, was man noch alles hassen soll. Jetzt erst mal zum Bäcker, ein paar „Wecken“ kaufen. Hoffentlich ist Thierse auch da. Der versteht mich wenigstens.