ghostly hat geschrieben:ich laufe jetzt zwei Wochen und habe meine unterdurchschnittliche Ausdauer schon verbessern können. ...
... Es ist frustrierend wenn ich denke, eigentlich könnte ich noch weiterlaufen. ...
... ziemliche Kreislaufprobleme.
Hallo ghostly,
nach zwei Wochen Lauftraining hast du deine Ausdauer noch nicht verbessern können. Ein solcher Effekt tritt nach etwa 3 bis 4 Wochen ein. Aber auch nur dann, wenn ein Läufer methotisch sinnvoll trainiert. Und in dieser Hinsicht darf man bei dir durchaus Zweifel haben. Du hast bei deinem Lauftraining rasch von 5 Pausen auf 1 Pause reduziert, ohne Rücksicht darauf, ob der Körper da mitziehen kann. Kann er anscheinend nicht.
Im Laufsport bzw. beim Ausdauertraining gibt es kein "eigentlich". Es gibt nur Tatsachen, die jeweilige individuelle Realität. Und deine ist, dass du deine Muskulatur (damit letztlich den ganzen Körper) überforderst. Wer das tut, merkt es dann jeweils am "schwächsten" Teil seines Bewegungsappartes. Das ist bei dir derzeit offensichtlich die Wadenmuskulatur. Was nicht heißt, dass die zu schwach ausgeprägt ist, oder schwächer ausgelegt wäre als die übrige zur Fortbewegung nötige Muskulatur. Es ist nur so, dass in der gegenwärtigen Konstellation (Pensum + individueller Laufstil + Schuhe + anderes) die Waden deine Fehler ausbaden müssen. Es nützt also nichts zu denken "eigentlich könnte ich ...". Du kannst eben nicht. Der richtige Denkansatz hat dich in dieses Forum geführt: "Was kann ich tun?"
Zunächst solltest du dich von einer gewissen Hektik oder Zwanghaftigkeit lösen, die man aus deinen Ausführungen rauslesen kann. Obwohl du schon jetzt Schwierigkeiten hast, willst du unbedingt weiter laufen als bisher. Deinem Körper bietest du quasi den "Deal" an ... "ich mach dafür mehr Pausen". Du möchtest gerne beschwerdefrei laufen, würdest aber nicht in Kauf nehmen wollen im Rhythmus "3 min laufen, 3 min gehen" trainieren zu wollen.
Es ist an der Zeit dein Training auf eine verlässliche Basis zu stellen und vorsichtiger zu steigern, als du das bisher getan hast. Lauftraining für Einsteiger, das mit wechselweisem Laufen-Gehen "arbeitet", geht meist von einer fixen Trainingsdauer pro Trainingstag aus. Oft sind das 30 min - egal wie weit das ist. Kommt keine Rundstrecke zustande, weil beispielsweise die zur Verfügung stehenden alle zu lang sind, dann läuft man eben 15 min in die eine Richtung und kehrt dann wieder um. Diese trainingstäglichen 30 min, muss man nun keineswegs in "homöopathische Dosen" einteilen. Man kann mit 1 min laufen, 1 min gehen beginnen, wenn das erforderlich ist, man muss aber nicht. Und 3 min Gehpausen wären kontraproduktiv. Es reicht eine Minute, max. 2.
Du könntest also mit 2 oder 3 min laufen beginnen und danach jeweils eine einminütige Pause einlegen, dann wieder 2/3 min laufen, wieder 1 min Pause, bis die 30 min um sind. Danach ist Schluss! Auch wenn du dich noch nicht "kaputt" fühlst. Es geht bei Ausdauertraining - ganz besonders zu Beginn - nicht darum sich kaputt zu machen. Das sollte nie passieren. Dann machst du einen Tag Laufpause und trainierst wieder 30 min.
Drei solcher Trainings pro Woche sind sinnvoll. Und bei jedem Training reduzierst du den Gehanteil. Aber - und das ist das Entscheidende - nicht so orthopädisch kriminell, wie du das bisher getan hast. Falls du dir das sinnvolle Tempo nicht vorstellen kannst, dann empfehle ich dir mal einen solchen Plan im Netz anzusehen. Es gibt welche auf unserer
Laufseite (Im Menü über: "Themen für Einsteiger" oder "Trainingspläne" zu finden). Der vorsichtigste dieser Pläne beginnt zwar mit einem Lauf-Geh-Verhältnis 1min/1min, man kann aber selbstverständlich weiter hinten im Plan einsteigen, wenn man schon weiter ist.
Wenn du vorsichtiger (zurückhaltender, geduldiger mit dir selbst) zu Werke gehst, sollten deine Wadenprobleme alsbald Geschichte sein. Wenn nicht, könnte ich dir eine Kraftübung vorschlagen, um die Wadenmuskulatur zu stärken. Aber die Notwendigkeit für so etwas sehe ich derzeit noch nicht.
Einen Verdacht möchte ich auch noch ansprechen, du wirst dich ggf. darin wiederfinden oder nicht: Kann es sein, dass du einfach zu schnell läufst? Oder positiv ausgedrückt: Läufst du langsam genug, um deinen noch untrainierten Bewegungsapparat nicht zu überlasten? Vielleicht bist du nicht in der Lage das selbst einzuschätzen. Du solltest so langsam laufen, dass su keinesfalls außer Atem kommst, auch nicht, wenn du dich nebenzu noch mit jemandem unterhalten würdest. Im Zweifel könntest du einfach mal versuchen langsamer zu laufen, oder dich von einem anderen, erfahrenen Läufer "anschauen" lassen.
Zu deinen Kreislaufproblemen: Wenn ich Kreislaufprobleme lese, denke ich an eine Schwächephase in Verbindung mit Schwindelanfall, eventuell kalter Schweiß und was weiß ich noch alles. Was hast du denn konkret gefühlt?
Unabhängig von der Beantwortung dieser Frage: Trinken ist natürlich wichtig. Aber nach ein paar Minuten Lauftraining auf recht niedrigem Level ist eine Überhitzung schwer vorstellbar. Schon gar nicht in dieser Jahreszeit, selbst wenn es ungewöhnlich warm war in den vergangenen Tagen. Da müsstest du dich schon in fette Winterkleidung verpacken ... Für "Kreislaufprobleme", wenn es denn tatsächlich welche waren, gibt es auch noch genügend andere Erklärungen. Vielleicht lag auch nur eine phasenweise Unterzuckerung vor. Das kennt fast jeder Läufer. Man fühlt sich dann schwach, zittrig, schweißig ...
Sollte sich diese Erscheinung hartnäckig wiederholen, dann empfehle ich dir dich von einem Sportarzt durchchecken zu lassen. Er würde feststellen, ob es in deinem Stoffwechsel oder deinem Blutbild irgendwelche unklaren Befunde gibt und darüber zu einer Diagnose kommen. Halte ich aber für relativ unwahrscheinlich.
Ich wünsche dir rasche Besserung aller missliebigen Erscheinungen und letztendlich den ersehnten Lauferfolg und natürlich ganz viel Spaß dabei
Gruß Udo