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von Martin90
So, es gibt wieder Neuigkeiten zu berichten.
Vergangenen Mittwoch waren die Beschwerden abgeklungen, ich hatte daher eine kurze, langsame Trainingseinheit geplant.
Ich habe mich wirklich gezwungen langsam zu laufen, das fiel mir allerdings extrem schwer. Anfangs musste ich gefühlt alle 20sec auf die Uhr schauen und mein Tempo korrigieren, gegen später kam ich auf die Idee meine Atmung auf "nur Nase" umzustellen (ist das sinnvoll?), das hat tatsächlich geholfen und am Ende wurden es ca 10km mit einer Pace von 6:01. Das mag zwar noch nicht wirklich langsam sein, aber es ist schonmal ein Anfang :-)
Am selben Tag fragte mich ein Bekannter ob ich am Sonntag (also 28.06) beim HM für ihn einspringen möchte, da er leider krankheitsbedingt nicht antreten konnte. Ich überlegte eine Weile und entschloss mich dann den HM als "Trainingslauf" und Standortbestimmung ohne großartigen Zeitdruck mitzunehmen.
Ich legte daher bis Sonntag nochmal 3 lauffreie Tage ein und machte mich am Sonntag voller Tatendrang auf zu meinem ersten HM.
Ich gruppierte mich gegen 8:30 Uhr in einer der hintersten Startblöcke, in direkter Nachbarschaft zum 2:00h Pacemaker ein. Start vom ersten Startblock war um 9:00 Uhr. Trotz der frühen Uhrzeit war es schon relativ warm, und ich bereute dass ich nichts zu trinken mit in die Startaufstellung genommen hatte. Die Zeit zog sich endlos und dahin, als es endlich losging hatte ich schon extremen Durst und fühlte mich gar nicht mehr gut.
Die ersten Kilometer waren hart. Sehr hart. Es war extrem voll auf der Strecke, ständiges ZickZack laufen war angesagt. Einige waren auch gestürzt, was gleich zu Massenkarambolagen geführt hatte weil das Feld wirklich extrem dicht war. Wir krochen also mit einer Pace von etwa 6:30 dahin, ich konzentrierte mich hauptsächlich darauf nicht zu stürzen und meinen Durst zu verdrängen. Plötzlich huschte der 2:00h Pacemaker durch eine Lücke am Streckenrand und rannte davon (klar, er musste auch schon einiges an Zeit aufholen), der war also erstmal weg. Mir war sehr heiß und ich zweifelte zu diesem Zeitpunkt ernsthaft daran ob ich es überhaupt bis zum Ziel schaffen würde.
Irgendwann, etwa bei Kilometer 4-5, kam der erste Versorgungsstand in Sicht. Ich glaub ich hatte mich noch nie so über einen Becher Wasser gefreut, ich trank die Hälfte, der Rest landetete auf meinem Kopf.
Nach dem Getränkestand hatte sich das Feld etwas weiter auseinandergezogen, es war zwar immernoch voll - aber man hat zumindest soviel Platz um sein Tempo einigermaßen konstant zu laufen.
Von da an lief es erstmal richtig gut, ich fand meinen Rhythmus, die Temperatur kam mir auch nicht mehr so hoch vor und in einiger Entfernung konnte ich auch wieder den 2:00er Pacemaker entdecken.
Ich lief weiter mein Tempo, etwa bei Kilometer 8 bin ich auf den Pacemaker aufgelaufen und hab ihn überholt. Bis Kilometer 15/16 war ich relativ entspannt und lief konstant mein Tempo.
Doch dann fingen die Schmerzen an. Es waren jedoch nicht meine Knie was anfangs meine größte Sorge war, sondern die Muskulatur direkt oberhalb der Knie an der Außenseite der Beine. Ich fing im Kopf an zu rechnen wie lange ich noch durchhalten muss - "5km sind ja nicht viel, das schaffst du noch" - gleichzeitig spürte ich wie jeder Kilometer härter wurde. Trotzdem konnte ich mein Tempo noch halten.
Die Krönung kam etwa 2km vor Schluss - Anstiege! Bis auf eine längere Steigung relativ zu Beginn war der Stadtkurs sehr eben, und dann kommt kurz vor Ende zunächst eine Unterführung (kurzer starker Anstieg) und kurz darauf ein langgezogener etwa 700m andauernder Anstieg. Das war offenbar für viele zuviel, rechts im Gebüsch mussten einige zusammengebrochene Läufer versorgt werden, ich biss die Zähne zusammen und quälte mich hoch.
Schließlich kam der letzte Kilometer in Sichtweite. Ich checkte meine Uhr - "unter 2h wäre schon nett" - der 2:00h Pacemaker war zwar noch immer hinter mir, aber ich war mir sicher dass er zu langsam unterwegs war - mir war klar, das wird knapp. Also versuchte ich nochmal alle verbliebenen Kräfte zu mobilisieren und lief den letzten Kilometer in 4:17. Die Uhr blieb bei 2:09:50 stehen - ich wusste unser Startblock war 10min später gestartet - als Netto Zeit ergab sich letztlich dann eine 1:59:30, was natürlich keine tolle Zeit ist, womit ich aber für meinen derzeitigen Trainingsstand sehr zufrieden bin.