Nach mehr als eineinhalb Jahren Marathon-Pause aufgrund langwieriger Knieprobleme haben mir ein paar Wettkämpfe im Sommer und Herbst das Vertrauen gegeben, mich wieder einmal an die lange Strecke zu wagen - und da ich bereits 2012 dort gute Erfahrungen gemacht habe (siehe Bericht), ist die Auswahl wieder auf Florenz gefallen. Wie schon damals war das Wetter wunderbar, und die geringe Anzahl an Touristen macht diese Zeit gut geeignet für einen Kurzurlaub in der Toskana - wir sind bereits Donnerstag angereist und haben die Tage dort wirklich genossen! Auch wenn die Tatsache, dass abends die Altstadtgassen in dezenter Weihnachtsbeleuchtung erstrahlen, nicht wirklich Marathonlaune aufkommen lässt!
Anmeldung:
Problemlos per Internet/Kreditkarte. Achtung: Wie bei vielen italienischen Läufen verlangt der Veranstalter ein Gesundheitszeugnis. Man bekommt vorerst eine eMail (auf italienisch) als Bestätigung für die Anmeldung (schon mit Startnummer), aber die Anmeldung wird erst mit Übermittlung des Zeugnisses bestätigt! Ich habe mir vom Hausarzt das Download-Attest ausfüllen lassen, eingescannt und an die angegebene eMail-Adresse geschickt, 2 Tage später kam dann die "lettera di conferma" per mail.
Mit €50,-- trotz relativ später Anmeldung ist der Marathon auch im Vergleich sehr günstig - dafür ist sogar noch ein langärmliges Funktionsleibchen von Hauptsponsor Asics im Beutel!
Organisation:
Die Marathon-Expo beim Leichtathletikstadion präsentierte sich identisch wie 2012: Eng und lästig aufgebaut - von der Startnummernausgabe muss man an jedem einzelnen Stand vorbei, um an den Goody-Bag zu gelangen:
Zeitnehmung erfolgt über einen an der Startnummer angehefteten Chip von beträchtlicher Dicke, stört aber nicht beim Laufen.
Im Starterbeutel befindet sich auch eine sehr umfassende Info-Broschüre, nicht schlecht, aus ökologischer Blickrichtung hätte es ein billigeres Papier aber wohl getan für das Heft (36 Seiten).
Das Startgelände präsentierte sich wie 2012, der Zugang für die hinteren Starter ziemlich eng aber die Bereiche selbst geräumig und übersichtlich. Verpflegung gibt es alle 5km, dazu auch viele Schwamm-Stationen, und jede Menge freiwillige Helfer an der Strecke. Das Zielgelände bei der Santa Croce Basilika war für den Bereich, in dem ich ins Ziel kam, ausreichend bemessen (keine Duschen!), die Zielverpflegung vielfältig und ebenfalls ausreichend. Insgesamt ist Florenz ein ausgezeichnet organisierter Marathon, der sich - wohl auch dank des späten Termins und somit Konkurrenzlosigkeit - als einer der größeren in Europa etabliert hat, mit jeweils mehr als 10.000 Startern und über 8.000 Finishern. Andere Distanzen oder Staffeln werden keine angeboten, was ich vernünftig finde bei dieser Größe!
Die Strecke:
Identisch wie 2012 - am Anfang ca. 15km über breitere Straßen bzw. durch den fast menschenleeren Parco delle Cascine, bevor es zum ersten mal in die schmalen Straßen der Altstadt geht. Meinem persönlichen Eindruck nach waren diesmal um einiges mehr Zuschauer an der Strecke als 2012; diesmal war aber auch das Wetter viel sonniger! Sogar auf den "Füll"-Kilometern östlich des Bahnhofs Campo die Marte, durch die Sportanlagen, war diesmal einiges an Applaus; in der Innenstadt erlebt man ohnehin viel Begeisterung seitens der lautstarken Italiener.
Mein eigener Lauf:
Bereits am Samstag abend hatte ich mich mit dem Peter ("firenze09") aus dem runnersworld-Forum getroffen; der Arme konnte leider nicht starten wegen Sehnenproblemen, die ihm ein übereifriger Masseur eingebrockt hatte. Am Sonntag im Startblock traf ich dann noch wie ausgemacht den Frank ("moengel"), wir unterhielten uns ein wenig so gut das eben möglich war bei dem lauten Platzsprecher.
Ich hatte leider keine so tollen Voraussetzungen: Seit mehr als 2 Monaten macht mir schon der linke Vorderfuß zu schaffen, bei längeren oder härteren Belastungen entwickelt sich da oft ein starker Schmerz. Daher stand ich auch nicht in meinen Racern am Start, sondern hatte die LaLa-Schuhe an (Mizuno Wave Musha 2), mit einem zusätzlichen Paar Einlagen drin (kein Problem, als LaLa-Schuhe sind die eine halbe Nummer größer).
Kurz vor dem Start gingen die Absperrungen der Blöcke auf (warum eigentlich?) und es wurde ziemlich eng, um 9:15 dann der Start. Wie schon 2012 war ich hinter den 3h-Pacern, allerdings nur ca. 30 Sekunden. Wie üblich ging ich die ersten Kilometer eher vorsichtig an; das Gedränge war recht dicht und man musste umsichtig laufen. Bei km2 kam ich an meiner Elisabeth vorbei und überreichte ihr die Hörner-Kappe, die ich aufgehabt hatte, damit mich der Frank im Block findet.
So ab km4 war dann das Laufen schon sehr angenehm, die Sonne schien, aber es war kühl, und ein Stück vor mir tanzten die gelben 3:00-Ballons. Bei km5 ein kleiner Schluck aus einem Becher - für die ersten 5km hatte ich 21:10 gebraucht, also im Schnitt 4:14 - davon die ersten beiden natürlich am langsamsten. Bei der Matte kam ich als 594. durch.
Km 5 bis 10 waren ereignislos; im Schatten der 3h-Pacemaker war viel Verkehr aber man konnte gut ein gleichmäßiges Tempo laufen. Ich arbeitete mich langsam an die Ballons heran; Zeit für diesen Abschnitt: 20:34; pace also 4:07; meine Position hatte sich auf 445 verbessert.
Bei km10 ging ich, wie schon 2012, an den Ballons vorbei - davor läuft es sich entspannter. Immer noch waren wir im Park unterwegs, ich fühlte mich ziemlich gut, der Fuß war nicht zu spüren - trotzdem bemühte ich mich immer um einen sauberen Stil, kann nie schaden! Bei km15 schließlich das Ende des Parks, ich gönnte mir ein kleines Stück Banane. Zeit für diesen 5km-Abschnitt: 21:33, pace 4:19. Seltsam, ich kam mir nicht so langsam vor und bin ja auch den 3:00-Pacemakern ein paar Meter davongelaufen auf diesem Abschnitt - evtl. lag diese Matte falsch? Jedenfalls war ich dort 357.
Dann ging's an das Südufer des Arno, ein Stück am Fluss entlang - ich überholte eine Brixnerin ("Schaut gut aus bei dir!" "No hun mer nit viel gemocht heite!") und dann bogen wir ins "Oltrarno" ab, wie die Florentiner etwas abschätzig ihren südlichen Stadtteil nennen. Durch die enge "Via del Serragli" führt da die Strecke hinauf zur Porta Romana; mittendrin kamen wir am "Archea" vorbei, einer tollen Kleinbrauerei, wo ich mit der Elisabeth an den Vortagen jeweils gebechert hatte. Von der Wende an der Porta Romana dann leicht abwärts am klotzigen Palazzo Pitti vorbei - alles im grünen Bereich, nach wie vor überholte ich einzelne Läufer. Vorbei an der Ponte Vecchio und dann wieder am Ufer entlang - bei km20 stand der Peter und feuerte mich auf Schweizerisch an! Knapp vor der HM-Marke dann zurück zum Nordufer und beim Start vorbei, die HM-Marke passierte ich bei netto 1:28:06 - offizielle pace auf km 15-21,1: 4:04 (was mich in der Annahme bestärkt, dass die 15km-Matte um 100m falsch lag ... aber natürlich war ich auch eine Spur zu flott). Meine Position zur HM-Marke: 338
Etwa bei km22 stand meine Elisabeth, sie fotografierte und überreichte mir eines der beiden Trinkfläschchen, die ich mir vorbereitet hatte.
Wie man sieht, sehr entspanntes Laufen in diesem Abschnitt!
Hinaus zum östlichen Wendepunkt, und in der Parallelstraße zurück in die Stadt - knapp vor km24 noch einmal die Elisabeth mit heftigsten Anfeuerungen auf steirisch! Ich lief ca. einen km mit einem Bozner, mit dem ich mich etwas unterhielt - er war zum ersten mal in Florenz am Start. Vor km25 fiel er dann leicht zurück, ich hängte mich an ein Grüppchen von drei recht kleinen Fräuleins an. Zeit für den Abschnitt km21,1-25: 16:18, pace 4:11, und 318. Position.
Der Abschnitt dort - rund um den Bahnhof Campo di Marte und die Sportstadien - war auch diesmal, wie 2012, etwas zäh zu laufen - wenig Zuschauer, wenige Kollegen, wenig Sehenswertes - aber mit den kleinen Fräuleins an der Seite gelang es mir halbwegs das Tempo zu halten. Zeit für km25-30: 21:06, pace 4:13, und erstmals unter den ersten 300 des Rennens mit Position 295!
Ab km30 begannen dann leider, wie befürchtet, Probleme mit meinem linken Fuß. Ca. bei km32 liegt der einzige nennenswerte "Hügel" der Strecke - die Brücke zurück in die Innenstadt - und von da an musste ich Tempo rausnehmen und verlor Position um Position. Bei km33 stand wieder die Elisabeth und gab mir das zweite Getränk, und ein paar hundert Meter weiter wieder der Peter, der mir mit "Immer wieder Österreich!" Mut machte. Leider war das Laufen hier schon sehr unangenehm, das unebene Pflaster führte, wie schon beim Isar-Lauf, dazu, dass ich immer wieder den wehen Fuß stechend zu spüren bekam. Bei km35 kamen wir das erste mal am lächerlich riesigen Dom vorbei - Zeit für diesen Abschnitt: 21:39, pace 4:20 (wobei die pace erst ab km 32 so richtig nachgelassen hatte). An dieser Stelle war ich 285; mich hatten aber schon einige der Kollegen wieder überholt - die Platzverbesserung muss also Aufgaben geschuldet sein.
Nun, ab jetzt war das Rennen leider eine Qual - und das auf den schönsten Abschnitten der Strecke, mit Menschenmassen links und rechts und einer tollen Streckenführung: Der Dom, Republikplatz, Ponte Vecchio, Palazzo Vecchio ... ich hatte wenig Sinn dafür sondern achtete nur mehr darauf den Fuß möglichst sanft aufzusetzen. Dazu kam jetzt eine bleierne Müdigkeit - ich kann mich ja nicht auf den Fuß allein rausreden; wenn man sich (wie ich vor dem Rennen) maximal eine 2:58er Zeit zutraut und dann lange Abschnitte mit einer Pace von unter 4:10 läuft, dann hat auch die Einteilung nicht zu 100% gepasst. Noch vor km39 hatten mich die 3:00-Pacemaker und mit ihnen eine ganze Horde Kollegen eingeholt; hinter dem Dom endlich die 40km-Matte: 23:12 für diesen Abschnitt, pace nur mehr 4:38, und aus den Top300 war ich auch wieder draußen.
Die letzten zwei Kilometer waren dann auch schon egal; in der Via Ghibellina, wo man hinter dem Ziel vorbei noch einmal raus zum Startgelände läuft, stand wieder die Elisabeth - etwas besorgt, weil die Ballons bereits vorbei gekommen waren. Gemütlich trappelte ich dem Ziel entgegen, wo ich aber den Einlauf trotzdem genoss! Pace auf den letzten 2,2km waren nur mehr 5:05; im Ziel landete ich dann mit netto 3:01:32 als 383. und immerhin viertschnellster Österreicher.
Fazit: An sich war die Zeit nicht so schlecht, aber die letzten 10km waren eine einzige Quälerei - den Fuß muss ich mir wohl doch orthopädisch anschauen lassen, aber auch die Renneinteilung war, euphemistisch ausgedrückt, recht waghalsig, da kann ich mich nicht nur auf die Schmerzen rausreden, da war einfach auch die Luft draußen. Zu wenige wirklich lange Läufe, und die wohl zu gemütlich (auch, weil ich den Fuß schonen wollte); eventuell zu wenig Carbo-geloadet in den Vortagen - da könnte man lang grübeln aber ich seh's lieber positiv: Wir hatten vier wunderschöne Tage in Florenz, ich bin eine gar nicht so schlechte Zeit gelaufen, und jetzt kommt einmal ein hoffentlich wunderschöner Winter mit tollen Wanderungen und Rodelpartien! Ich schaue voran - der Frank möchte in Salzburg starten, da bin ich noch nie gelaufen, wäre also ein hübsches Ziel!
Als Veranstaltung kann ich Florenz jedenfalls wieder wärmstens empfehlen, das ist wirklich ein Top Lauf auf einer der schönsten Stadtstrecken in Europa (kommt Barcelona nahe finde ich), und die Toskana ist im Herbst ohenhin wesentlich angenehmer als im Sommer!
Florenz 2015: Ein halb gelungenes "Comeback"
1"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
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