SwiRun hat geschrieben:Ich wollte mal fragen, inwiefern man sich durch dehnen, aufwärmen etc. vor dem Laufen vorbereiten muss um Verletzungen zu vermeiden. Ich laufe immer etwa eine Stunde, was und wie lange sollte ich davor bzw. danach zur Vermeidung von Verletzungen machen?
Hallo SwiRun,
mir fehlt die Zeit die vorliegenden 22 Antworten auf deine Anfrage zu lesen, möchte jedoch trotzdem Stellung beziehen. Sofern ich Wasser auf sich bereits drehende Mühlen schütte, bitte ich das einfach hinzunehmen.
Es gibt nach derzeitigem Stand der Sportwissenschaft für Läufer nur eine wirklich notwendige Vorbereitung vor dem Lauftraining, das Aufwärmen, bzw. Warmlaufen. Dies ist jedoch nur dann erforderlich, wenn die spätere Trainingseinheit mit einer fordernden Intensität durchgeführt wird. Das Warmlauftempo entspricht nämlich deinem normalen, langsamen Wohlfühltempo oder in Zahlen ausgedrückt einer Laufgeschwindigkeit von 65 bis 75 % deiner maximalen Intensität (bzw. der maximalen Herzfrequenz). Warmlaufen (für 5 bis 10 min) ergibt also nur dann Sinn, wenn du später schneller als eben diese 75% läufst. Schnellere Dauerläufe sind damit gemeint, Intervalltrainings, Fahrtspiele, so was. Übrigens gehört zu einer vollständigen Trainingseinheit auch das Abwärmen oder Auslaufen, gleichfalls 5 bis 10 min in möglichst langsamem Tempo. Sinn des Aufwärmens ist es, einerseits die Bestandteile des Bewegungsapparates aufzuwärmen, weil sie dann weniger anfällig gegen Schäden sind. Darüber hinaus geht es darum den Stoffwechsel anzufahren, um zu Beginn der eigentlichen Trainingseinheit voll leistungsfähig zu sein. Sinn des Auslaufens ist den Übergang von der Belastungssituation in die Erholungssituation (= Regeneration) zu beschleunigen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Läufer, die sich nach harten Trainingseinheiten langsam auslaufen schneller wieder trainingsfähig werden.
Weitere Vorbereitungen sind nicht erforderlich, eher kontraproduktiv. Das gilt besonders für Dehnprogramme vor dem Laufen. Zunächst gilt es klarzustellen, dass in zig Studien bisher nicht der Beweis erbracht werden konnte, dass ein orthopädisch gesunder Körper durch Dehnen Laufverletzungen vorbeugen kann. Das betrifft sinnvolles Dehnen als eigenständiges Trainingsprogramm in zeitlich ausreichendem Abstand zum Ausdauertraining Laufen. Unmittelbar nach dem Laufen ist Dehnen nutzlos, weil die Arbeitsmuskulatur noch einen ziemlich hohen Tonus (= Vorspannung) besitzt, der sich erst nach und nach löst und gegen den zu Dehnen unsinnig wäre. Bei nicht zu kalter Witterung nach dem Laufen doch zu dehnen ist allenfalls als persönliche Wohlfühlaktion sinnvoll. Motto: Alles was sich für mich gut anfühlt, ist auch gut. Das hebt auf die Tatsache ab, dass körperliches Wohlbefinden auch von dem abhängt, woran ich glaube.
Vor dem Laufen zu dehnen richtet sich allerdings gegen den Zweck des Ausdauertrainings: Dehnungen unterdrücken den Muskeltonus, den man kurz danach zum Laufen braucht. Neben diesem Widerspruch kühlt man beim Dehnen im Freien aus und läuft zusätzlich Gefahr sich zu erkälten.
Es kann sinnvoll sein kurz vor dem Training noch ein paar Schlucke Wasser zu trinken, um Durstgefühl oder die Mitnahme von Getränken vermeiden zu können. Das hängt allerdings sehr von der Länge der Laufeinheit und den individuellen Empfindungen ab. Objektiv braucht man bei Laufeinheiten von unter einer Stunde, bei nicht zu heißer Wirkung während und vor der Einheit nichts zu trinken. Subjektiv verspüren manche Läufer ein ziemlich enervierendes Durstgefühl schon bei kürzeren Einheiten.
Alles Gute für dich
Gruß Udo