Vielleicht auch ein bisschen mitangestoßen durch meine nicht so ganz 100%-Plantreue sind hier ja in den letzten Tagen ein paar Beiträge aufgetaucht (ich kann urlaubsbedingt im Augenblick nicht immer sofort am selben Tag antworten), in denen es um die Frage ging, ob mit oder ohne Trainingsplan sinnvoll ist, und falls ja, welches Ausmaß an Plantreue sinnvoll erscheint. Letztlich muss das natürlich jeder für sich selbst wissen und entscheiden - insbesondere in unseren Leistungssphären (die ja im Einzelnen durchaus unterschiedliche sind). Mir persönlich hilft es, einen Plan zu haben, auf dem ich einzelne Einheiten abhaken kann. Gerade als Anfänger gibt mir das eine Art roten Faden, an dem ich mich orientieren kann (ich bin in der Examensvorbereitung auch mit der Herde zum Repetitor gerannt). Ich befürchte auch, für ein Plan ganz ohne Trainingsplan nicht diszipliniert genug zu sein. Ich habe halt nicht an jedem Tag gleich viel Lust aufs Laufen. Da ist normalerweise natürlich auch überhaupt nichts gegen zu sagen. Bereite ich mich allerdings auf einen bestimmten Lauf vor, ist es mir schon wichtig, mir nicht aufgrund von bloßer Bocklosigkeit Auszeiten zu nehmen.
Das heißt aber natürlich nicht, dass ich sklavisch an den Vorgaben des Plans kleben würde (dazu fehlt mir auch das notwendige Tempogefühl - ich treffe das Zieltempo eh nur sehr schwer). Wenn es dann halt mal an einem Tag besonders gut läuft, dann darf es auch mal etwas schneller oder länger werden. Wesentlich langsamer oder kürzer (ein bisschen ist immer mal ok), versuche ich aber zu vermeiden (wird sich aber vermutlich auch nicht durchgängig vermeiden lassen). Ich habe meinen Plan in eine große Tabelle überführt. Erledigte Einheiten markiere ich im Nachhinein als satt-grün, nicht ganz geschaffte Vorgaben, die sich aber noch halbwegs im Rahmen halten (oder bei denen die äußeren Einflüsse ein langsameres Tempo notwendig machen), bekommen ein zurückgenommeneres blasses grün. Alle anderen Einheiten werden rot hinterlegt. Am Morgen des Berlin-Marathons will ich die Datei öffnen und - hoffentlich - zu meiner Nervenberuhigung viel grün und wenig rot sehen. Soweit die Theorie ...
Während einer Trainingswoche tausche ich meine Einheiten ziemlich frei herum, soweit mir dies mit Blick auf anderweitige Verpflichtungen angezeigt erscheint. Das führt dann manchmal zu sonderbaren Wochenkilometern bezogen auf Kalenderwochen, weil meine Trainingswochen von Sonntag bis Samstag laufen. Tausche ich also den langen Lauf vom Sonntag mit einer späteren Einheit in meiner Trainingswoche, fehlt er in der Kalenderwoche.
Auch in dieser Woche mit ich mit der Abfolge der Einheiten bislang sehr flexibel. Hinzu kommt, dass ich mir immer noch nicht so recht sicher bin, wie ich diese Woche eigentlich gestalten will/werde. Am nächsten Sonntag, dem Tag nach der Rückkehr aus dem Urlaub steht ein HM an. Eigentlich sollte ich daher in dieser Woche wohl etwas ruhiger machen. Mir ist dieser HM aber nicht annähernd wo wichtig wie der M in Berlin im September, auf den mein jetziger Plan ausgerichtet ist. Das spricht dafür den HM aus dem ganz normalen M-Training heraus zu laufen und die Trainingsplanung überhaupt nicht mit Blick auf den HM anzupassen (ihn lediglich einen langen Lauf ersetzen zu lassen). Dennoch habe ich mich bei meiner Planung zu einem Kompromiss entschlossen und einen Großteil der Einheiten in den ersten Teil der Woche gelegt. So sah der Plan aus:
So 19.6. |
24km @ 6:15 3x100 STL |
Mo 20.6. |
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Di 21.6. |
10km @5:04 |
Mi 22.6. |
10km @5:48 3x100 STL |
Do 23.6. |
10km FS |
Fr 24.6. |
6km @6:00 |
Sa 25.6. |
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Woche 20 |
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So 26.6. |
21km HM-WK |
Nun hat aber der lange Lauf dieser Woche weder am Sonntag noch am heutigen Montag geklappt (familiäre Urlaubsververpflichtungen haben kein 2,5h-Zeitfenster erlaubt). Auch morgen wird es mit dem langen Lauf nichts werden, weil wir wohl gleich morgens ins Legoland (hurra!) fahren werden. Da selbst mir einleuchtet, dass es vermutlich nicht besonders sinnvoll ist, den langen Lauf am Tag vor dem HM zu machen (aber das ist ja eh unser Rückreisetag), stellt sich also (aber nur ganz kurz) die Frage, ob ich in dieser Woche auf den langen Lauf verzichten soll. Mit Blick darauf, dass mir Berlin wichtiger als der HM ist und gerade lange Läufe das ist, was mir fehlt, erscheint es mir nicht klug völlig auf den Lauf zu verzichten. Ich werde also versuchen, Mittwoch morgen die 24km unterzubringen. Bis zum HM am Sonntag (ist ja auch nur ein HM - das ich so etwas einmal sagen würde, hätte ich vor einem halben Jahr ganz sicher nicht geglaubt), sind dann ja noch vier Tage, in denen ich ein bisschen regenerieren kann.
Disclaimer: Dies sind (wie immer) lediglich laienhafte Überlegungen eines Theoretikers ohne jegliche praktische Erfahrung.
Gelaufen bin ich in dieser Woche aber auch schon:
Am Sonntag habe ich ein 10km Fahrtspiel gemacht, bei dem am Ende eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5:19min/km auf der Uhr stand. So richtig weiß ich eigentlich immer noch nicht wie man ein solches Fahrtspiel angeht. Wie schnell soll es insgesamt werden, wie lang werden die einzelnen schnellen und langsamen Abschnitte. Am Sonntag bin ich in der ersten Hälfte sehr kurze schnellere und langsamere Passagen im Wechsel gelaufen, in der zweiten Hälfte wurden die einzelnen Abschnitte länger in der Distanz (und damit natürlich auch Dauer). Der schnellste Kilometer war Kilometer 7 mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 4:44min/km.
Als heute morgen klar wurde, dass mir nur recht wenig Zeit für meinen Lauf blieb, habe ich mich entschieden, den TDL dieser Woche zu absolvieren. Auf dem Plan standen 10km @5:04. Das war heute echt Arbeit. Aber ich habe mich - irgendwie - durchgebissen. Dachte ich die letzten zwei Tage schon, dass es stürmisch sei (und als Hamburger bin ich da durchaus einiges gewohnt), war heute echt wild. Im Nachhinein habe ich gesehen, dass meine Wetter-App für heute morgen Sturmwarnungen gegeben hat. Streckenweise dachte ich, ich bewege mich rückwärts. Sehen konnte ich auch über weite Strecken nichts, weil der (Gegen-)wind mir den Schirm meiner Schirmmütze über die Augen drückte. Nach 2 Kilometern war ich wild entschlossen, in dieser Woche mit Blick auf den HM zu tapern und den heutigen Lauf als letzten Tempospritze über 4 bis 5km zu nutzen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war zu diesem Zeitpunkt auch in einen Bereich von 5:15 gerutscht. Mich hat dann aber doch wieder der Ehrgeiz gepackt und ich habe gebissen. Die zweite Hälfte bin ich so (nicht nur bei Rückenwind) wieder in einem Bereich um die 5min/km (mal etwas langsamer, mal etwas schneller) gelaufen. Am Ende standen 10,15km @5:03min/km auf der Uhr. Cool! Bei so einem Sturm bin ich bisher definitiv noch nie gelaufen.
Beste Grüße aus Dänemark - hier hat es heute nur 1x geregnet (angefangen hat es auf dem letzten Kilometer meines Laufes gegen 10.00 Uhr, aufgehört hat es allerdings noch nicht wieder).