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von Renntatze
Statistisch gesehen ist es als Mann viel höher überfallen und zusammengeschlagen zu werden, gegenüber als Frau sexuell belästigt zu werden.
Dies nur nebenbei erwähnt, da die öffentliche Wahrnehmung sich fast ausschließlich auf Frau konzentriert.
Mit potentiellen Risiko meine ich, dass man für sich selber überlegt, welche Gefahrenpunkte gibt es z. B. feiernde Gruppen, grölende Fußball-Fans usw. und diese dann aus dem Weg geht.
Wie mal ein Polizist zu mir meinte als mein Auto aufgebrochen wurde. Statistisch gesehen kommt das eigentlich selten vor. Aber das nützt einem nichts, wenn man davon betroffen ist.
Statistisch gesehen macht auch Lottospielen keinen Sinn, bei einer Chance von 1:140 Mil.
Ich denke man ist als Frau in D schon sehr sicher unterwegs, wenn man die wenigen Fälle die öffentlich bekannt werden, im Vergleich zur täglichen Bewegung setzt. Auch wenn dies einem nichts nutzt, wenn man selber betroffen ist.
Eine 100%ige Sicherheit wird es weder für den Mann noch für die Frau geben. Und auch das Alter (junge Mädchen, ältere Frau spielt kaum eine Rolle).
Und auch dieses zu zweit joggen ist kein Schutz, denn auch hier gab es schon entsprechende Fälle, auch wenn die Hürde für den Angreifer natürlich höher ist.
Was "potentielle Risikobereiche" bei dir sind, kann ich dir nicht sagen z. B. ein Park mit oder ohne Dealers in der Großstadt.
Ich denke im Dunkeln muss nicht sein, erst Recht nicht in Parks. Platt ausgedrückt, da wo sich das Gesindel rumtreibt,hätte man wohl früher gesagt.
Meine Frau läuft nur im Hellen und dann ab auf die Felder raus.
Jetzt im Sommer kann das auch schon mal Richtung 7 Uhr gehen, auch am Wochenende, wenn auf den Feldern nichts los ist.
Wenn du von hinten gewürgt wirst, hast du ohne die entsprechende Technik keine Chance, da jeder nur nach den Händen greift.
Hier hast du aber selber keine Hebelwirkung und somit nicht ansatzweise Kraft dadurch den Griff zu sprengen.
Diese Erkenntnis muss man aber erst einmal haben, damit man keine Zeit verschwendet, sondern dann lieber sich auf die Füße konzentrieren. Ein gewaltiger Tritt gegen das Schienbein sollte den Griff soweit lockern das man herauskommt und wegrennen kann.
Der Trick beim Würgen aus dem Griff zu kommen ist eigentlich sehr banal.
Wenn man Stöckelschuhe anhaben sollte dann natürlich schön mit der Spitze auf dem Fuß, ansonsten Schienbein. Schmerzpunkte die du bequem erreichst sind immer gut, um Griffe zu lockern.
Danach eine schnelle Drehung und dabei nach unten wegtauchen.
Man muss sich damit aber gedanklich beschäftigen und mit einem Partner üben, um Reaktionsfähigkeit und Automatismus zu schulen.
Ein anderes häufiges großes Hemmnis ist, wie viel Gewalt bin ich selber bereit einzusetzen.
Wenn du ihm eh nah genug gegenüber stehst, bist du wirklich bereit mit deiner Stirn einmal voll auf seine Nase zu schlagen, so dass sie bricht? Wie ich oben angemerkt habe, im Zweifel hast du nur einen Versuch. Mit etwas halbherzigen kommt man nicht weiter.
Auch wenn einem die Statistik wie oben angeführt im Einzelfall nicht weiterhilft. Ich kenne dein Revier nicht, daher kann ich nichts pauschal sagen. Auch kleine Dörfer können problematische Bereiche wie eine Großstadt haben.
Aber bei Städten mit 10.000 oder 30.000 Einwohnern würde ich mir erst einmal keine Sorgen machen, ebenso nach Lust und Laune über die Felder laufen.
Etwas zu dramatisieren und sich da hineinsteigern, hilft einem auch nicht weiter.
Im Bus zu fahren ist eigentlich sicherer als im Auto; manchmal aber eben auch nur eigentlich und dann ist es eben dumm gelaufen. Aber deswegen sitzt jetzt niemand ängstlich im Bus.
Wenn in Freiburg was passiert ist, dann ist es erst einmal 1 zu 80 Mil. bzw. 1:40 Mil. Deswegen nun im restlichen D zu Hause zu bleiben und sich unsicher zu fühlen macht nicht wirklich Sinn.
Warum nicht mal bei der Polizei nachfragen, welche Gefahrenpunkte sie in deinem Revier sieht. Was auf dem Dorf oder der Kleinstadt wohl keinen Sinn macht.
Ich würde Parks bei Dunkelheit meiden, ebenso das Laufen bei Dunkelheit, ansonsten mich nicht weiter einschränken, außer es gibt spezifische, bekannte örtliche Problemstellen.
Wobei es natürlich auch Läuferinnen gibt, die auch nachts laufen, als nach 22 Uhr und morgens um 4 Uhr und dies dann auch mitunter im Wald tun. Je ländlicher, desto risikoärmer denke ich. Aber auch ein Dorf ist nicht heilig.
Du hast nur das eine Leben und abends ist der Tag vorbei und kommt nicht wieder.
Tue das, was du für richtig hältst und so, dass du in deinen Augen das Risiko minimiert hast. Auf Null wird man es nie bekommen, egal an welchem Ort.
Als Vergleich: Z. B. in der Stadt mit Helm fahren, da die Gefahr in einem Unfall mit Auto zu verwickelt werden entsprechend hoch ist, auf dem Land gemütlich über den Feldweg zum Bäcker kann man in meinen Augen aber auch gut ohne fahren.
Selbst auf kurze Strecken beim Motorradfahren mit Protektoren und nicht in kurze Hose, auch wenn es über 30 Grad hat.
Es ist immer gut sich gedanklich mit möglichen Gefahrensituationen zu beschäftigen, aber man sollte auch schauen, ob man den Schwerpunkt bei der Betrachtung richtig setzt.
Wenn die Gefahr der sexuellen Belästigung 1 zu x Mil. ist, dann sollte man nicht sein Leben entsprechend einschränken, sondern sich lediglich überlegen, wie man das Risiko gering hält.
Was man als Risiko betrachtet, muss jeder für sich selber definieren, aber sich in etwas hineinsteigern macht keinen Sinn.
So, und nun viel Spaß beim unbeschwerten Laufen. :-)
Und falls du mal in einer Gruppe läufst, dann quatscht über lustige Themen. :-)