So nun ist es soweit ... vorab einmal vielen Dank für die Glückwünsche, ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie happy ich bin da ich doch große Zweifel hatte im Vorfeld und dann am Ende eigentlich relativ klar abgeliefert habe
Nun zum Wettkampf:
Es war mein erster Wettkampf ausserhalb der Heimat .. wir sind bereits am Samstag angereist, Startnummern geholt und haben uns ein wenig Graz angesehen .. alles war gemütlich und gut, nur das ich durchs Sightseeing deutlich mehr auf den Beinen war als eigentlich gewünscht (19k Schritte lt Garmin)
Abends gings dann brav ins Bett .. der nächste Morgen brachte dann eine böse Überraschung .. aufgewacht .. komplett steifer Nacken, Nacken und oberer Rücken zwischen den Schultern tat höllisch weh ... ich war echt am Boden, denn ich hab so drauf geachtet das ich mich nicht verletze und nicht krank werde im Vorfeld .. und nun das!
Dachte mir echt "das darf doch nicht wahr sein, das ist einfach nur verhext" Meine Frau schmierte mir noch den Rücken ein, meine Hoffnung war dann einfach das wenn ich beim Laufen warm bin das die Verspannung (oder was es auch immer ist) dann nicht so stark spürbar ist, jedenfalls konnte ich den Kopf kaum anheben weil es mir dann im Nacken einen richtig bösen Stich gab ... das trinken beim Rennen wird jedenfalls interessant dachte ich mir.
Nungut, ich versuchte einfach alles auszublenden und wir machten uns am Weg zum Start der um 10:10 Uhr stattfand.
Auch hier hatte ich im Vorfeld ein ungutes Gefühl, denn beim Graz Marathon starten aus Startblock 1 alle Marathonläufer ... 10min danach dann Startblock 2 (die schnelleren HM Läufer, wo auch ich war)
Eigentlich unlogisch dachte ich mir, aber im Vorfeld wurde mir von einigen Graz Startern gesagt das es funktioniert, anscheinend lichtet sich das Marathonfeld durch den 10min früheren Start bevor die HM Läufer auf die langsamen Marathonis auflaufen und dem war dann auch so.
Meine Frau, die mich wieder auf der Strecke versorgte, wartete bei km 13 und 17 und machte sich dann kurz vor Startschuss auf den Weg zum ausgemachten Platz. Dann ging es auch schon los.
Start:
ich stand ca am Ende des 1. Drittels im Startblock, sah aber schon vor dem Start falsch positionierte Läufer vor mir und stellte mich schon drauf ein das es Stau geben würde zu Beginn .. und dem war auch dann so .. die ersten 1-1,5km gab es unzählige Pace 6:30+ Läufer die meinten sie müssen sich ganz vorne im schnelleren der beiden HM Startblöcke positionieren und ich hatte einfach am meisten damit zutun niemanden umzurennen weil wir so schnell auf diese falsch positionierten Läufer aufliefen.
KM 1-3:
nachdem ich dann diese ersten Hürden überwunden hatte kam ich eigentlich gut und schnell in den Rythmus .. wobei .. wie immer eigentlich zu schnell (4:49, 4:30, 4:27) waren die ersten 3 Splits .. danach hatte ich einen Schnitt von 4:36 auf der Uhr
Es fühlte sich alles gut und rund an, und so wollte ich nicht zuviel rausnehmen, um die Rythmus nicht zu stören, also nur ein ganz klein wenig rausgenommen und einfach drauf geachtet nicht noch schneller zu werden.
KM 4-6:
jetzt ging es gut dahin, das Feld hatte sich gut sortiert und langsam kamen einzelne langsamer Marathonläufer die wir aber gut überholen konnten und es lief einfach flüssig. bei ca km 6 quatsche mich dann eine junge Dame an die ca 2km lang schon neben mir lief was ich an Zielzeit vor hatte .. wir beide waren auf Sub 1:40 eingestellt und beschlossen zusammen zu bleiben ... das funktionierte ungefähr noch 500m dann war sie irgendwie weg
Bei km 5 gab es die erste Verpflegnung ... an diesem Punkt nochmals danke an ruca .. deine Strohhalmtechnik wurde übernommen und hat super funktioniert, so hatte ich eigentlich kaum Zeiteinbussen .. 1x Wasser, 1x Iso rein, 1x Wasser oben drüber und es ging schon weiter .. Splitzeiten (4:32, 4:36, 4:43 - Splitzeit bei KM 5: 22:42)
KM 7-10:
es lief und es fühlte sich alles gut an .. der Schnitt lag ca bei 4:38 und ich beschloss in dieser Art weiterzulaufen und den angesammelten Puffer dafür zu nutzen, mir das Privileg zu gönnen bei den kleinen Stadtsteigungen die es so gab (Brücken etc) ein klein wenig rauszunehmen und so Kraft zu sparen .. und das war wohl ein guter Plan.
KM 9 gab es die nächste Labstelle die ich irgendwie verpeilte .. keine Ahnung wie das passieren konnte, doch in dem Moment als ich merkte das sie da ist, waren nur noch ca 2m der Wasserstelle (und ich wollte nur Wasser) die leider nicht mehr erreichbar waren, also nahm ich nur einen kleinen Schluck von der Iso Verpflegung und lies mich nicht aus der Ruhe bringen da ich wusste das bei km 13 meine Frau stand.
als ich ca bei KM 10 mit einer 10er Splitzeit von 46:19 durchkam dachte ich an den verpatzten 10er Lauf vor ein paar Wochen und dachte mir, heute hättest du die Sub 45 locker geschafft .. es ging mir einfach großartig und ich hatte eigentlich nie das Gefühl das heute die 1:40 nicht fallen wird, weiters übernahm ich die Mentale Taktik eines befreundeten "Superläufers (anm. 2:38 in Berlin, 1:18 HM PB etc) der sich bei den 5km Splits immer den Selbsttest stellt (Wie geht es mir, wie waren die letzten 5km, kann ich die nächsten 5km so laufen wie die letzten) .. und dies tat ich auch, was gut für den Kopf und die Renneinteilung war. (Splitzeiten: 4:45, 4:49, 4:45 - 5er Split 23,36, 10er Split 46:19)
KM 11-15:
die Uhr pendelte sich langsam bei 4:40-4:42er Schnitt ein und ich wusste das nun die Reserve und das bischen rausnehmen bei kleinen Steigungen vorbei ist .. also war das Ziel absofort nicht mehr über 4:42 zu laufen (was aber wohl nicht ganz gelang wenn ich mir nun so die Auswertungen ansehe)
Das Laufgefühl war nach wie vor gut, bei km 15 begann es dann etwas anstrengender zu werden, aber das durfte es dann auch .. kondionell eigentlich gar nicht, aber wieder mal muskulär (das wird der nächste große Hebel wo ich künftig ansetzen werde)
Die Verpflegung bei meiner Frau bei KM 13 klappte perfekt .. ich bekam eine Iso Flasche mit ca 0,4l Inhalt und nahm diese für 1-1,5km mit auf die Reise (Splits: 4:41, 4:45, 4:44, 4:41, 4:53 (180° Wende wo ich aufgehalten wurde) - 5km Split 24:33min)
KM 16-19:
muskulär wurde es ein wenig anstrengender, aber im Kopf sagte ich mir sofort .. "es ist alles gut, wegen dem bischen Muskelschwäche lasst du dir das heute nicht nehmen, da wird einfach durchgebissen und es passt" und so ging es weiter dahin, relativ problemlos, auch die 2. Verpflegung meiner Frau bei KM 17 klappte wieder perfekt und sie rief mir zu "du siehst noch gut aus, das wird was" .. ich antwortete nur "jo passt alles, ich ruf dich im Ziel an" ... auch das zeigte im nachhinein wie locker ich eigentlich noch war, hätte ich zu diesem Zeitpunkt kämpfen müssen wäre das "Gespräch" nicht möglich gewesen (Splits: 4:48, 4:50, 4:46, 4:43)
KM 20-Ziel:
im Vorfeld hatte ich mir schon vorgenommen, das, wenn möglich, ich ab km 19 dann nochmal anziehe und einen raushaue und ich mich bis ins Ziel durchbeissen werde .. es ging mir relativ gut also tat ich es auch .. und dann wurde es richtig geil .. genau bei der 19er Tafel gings los und gefühlt flog ich die Strecke entlag ... musste wirklich aufpassen das ich niemanden hinten auflief und die anderen Läufer flogen nur so an mir vorbei (nach hinten wohlgemerkt) .. der letzte KM war dann Kopfsteinpflaster mit Strassenbahnschienen was sich weniger schön anfühlte .. also lief ich auf einem 40cm Asphaltstreifen direkt neben den Absperrungen und passte extrem drauf auf das ich nicht bei den Füssen der Absperrung einfädle und noch einen auf Superman auf den Asphalt machte .. aber es passte .. ich "flog" Richtung Ziel .. aber es war dann doch sehr hart .. ein, wie ein Freund liebenswerter Weise "röhrender Hirsch" nannte, mit einem Grinser im Gesicht und dem Bewusstsein "da geht nichts mehr schief" .. vor dem Ziel dann die Arme hochgerissen als ich in 100m Entfernung gerade seh wie die Uhr von 1:38 auf 1:39 umsprang und durch
Die letzten 2km dann noch eine 4:29 und 4:26 hingelegt .. die letzten 100m vor dem Ziel in 4:15 .. perfekt!
Nettozeit dann eben 1:39:18
Im Ziel kurz in die Hocke, ausgeschnauft aber es ging sofort wieder gut - ausser das es von 0 auf 100 dann im Nacken einschoss ... aua ... da war ja noch was .. der Nacken .. beim Rennen kaum bemerkt (ausser beim Trinken aus der Flasche) aber nun wo das Adrenalin wieder runter war tat es schon gut weh .. aber egal .. der Schmerz geht, der Stolz bleibt wie es so schön heisst
Danach direkt zur Garderobe .. umgezogen, gedehnt, dann war auch meine Frau schon da und wir waren einfach nur beide happy im Ziel
Tja das war Graz .. und zum Abschluss möchte ich nochmal sagen Danke Graz ihr wart geil!!
Organisation top, Stimmung toll, Strecke passt (ähnlich wie die Vienna City Marathon Strecke) .. Ergebnis für mich: HAMMER!