leviathan hat geschrieben:6.8. vor einem Jahr habe ich meine letzte echte QTE absolviert. Genau dieses Datum in diesem Jahr wäre mein Traum für den Wiedereinstieg. Da hole ich mir aber nochmal Rat von Farhad und von Sven ein. Ein oder zwei Wochen mehr machen das Kraut auch nicht fett. Zurück ist man auch mit überschaubarem Aufwand relativ schnell. Und an einen Wettkampf, selbst wenn alles perfekt laufen würde, danke ich erst in 2019. Ich bin zwar hippelig, kann aber durchaus noch warten. Da hilft das Alternativtraining immens.
Ich erlaube mir als nur überwiegend Lesender des Threads zu antworten, da meine Plantarfaszien-Probleme deinen (Leviathans) sehr sehr ähnlich zu sein scheinen. Auch und vor allem in ihrer Ursache.
Vorweg in aller Kürze: Ich hatte hier vor ca. einem halben Jahr hin- und wieder gepostet, auch um Feedback zum Wiedereinstieg nach Achilles- und Fußsohlenproblemen zu bekommen. Ich hatte Ende 2017 einen kompletten Break eingelegt, um ab Januar 2018 wieder langsam einzusteigen. Ich plane, auch auf den Rat der hier Schreibenden, vorerst keinen Marathon, sondern laufe im Wohlfühltempo ca. 40 WKM. Ziel ist es, 2019 wieder in ein Training mit 50-60 WKM zu kommen, das sich auf ehemaliges 10-KM Niveau zubewegt (ca. 39min). Danach vllt. mal einen Halbmarathon, je nachdem, wie es sich so entwickelt. Marathon frühestens 2020.
Leviathan, ich lese deine Erfolgs- und nun ja seit ein paar Monaten auch Leidensgeschichte sehr anteilnehmend. Zu den muskulären Geschichten kann ich wenig sagen. Mit Sehnen(-Ansatz)Problemen kenne ich mich jedoch leider ganz gut aus. Im Gegensatz zu Quadriceps- und Achillessehnengeschichten habe ich wegen der Fußsohle aber nie komplett pausiert.
Wichtiger Grund dafür: im Gegensatz zu Knie- und AS kann ich die Plantarfaszienprobleme klar Ursachen außerhalb des Sports zuordnen. Auch deine Probleme traten ja außerhalb des Lauftrainings bei einer Party o.ä. auf, wenn ich es richtig rekapituliere. Ich bekomme ebenfalls Probleme bei langem Stehen oder unregelmäßigem, zu langsamen (!) Gehen. Das war bereits so, bevor ich überhaupt mit dem Laufen angefangen habe. Der tödliche Klassiker: Einkaufsbummel mit der Freundin in ungeeignetem Schuhwerk (zu bewegliche, weiche Sohle, Chucks und Sneakers z.B.!), ganz schlimm in Innenstädten mit Kopfsteinpflaster. Also stop- and go, schlurfen, alles auch sehr ähnlich zu deiner Geburtstagsparty.
Dabei bitte beachten: Ich denke, ich hatte nie das Vergnügen einer richtigen Entzündung, allenfalls Reizung. Die Beschwerden waren zwar häufig und auch länger da, allerdings nie tatsächlich derart störend, dass ich meine Schritt- oder Laufhaltung ändern musste. Ich würde auf der Schmerzskala eine 1 angeben, also eher „vorhanden und nervig“, nicht echt schmerzhaft. Und ebenfalls wichtig: Beim Laufen selbst wurde es im Verlauf immer eher besser.
Sollte dies bei dir deutlich schmerzhafter sein, muss ggf. doch eine längere Pause sein, um die dann wohl vorliegende Entzündung auszukurieren.
Wenn ich meine Erfahrungen im Hinblick auf deine Frage „Wiedereinstieg“ subsumiere, würde ich folgendes raten:
Grundsätzlich konnte ich rückblickend alle Sehnen/Faszienprobleme in zwei Phasen einteilen: „unkontrollierbar“ und „kontrollierbar“.
Erstere kennzeichnet sich dadurch, dass die Probleme oft scheinbar ohne wirklich nachvollziehbaren Grund mal stärker, mal schwächer auftreten. Beispielsweise plötzlich während eines Testlaufs vollständig verschwinden, andererseits auch ohne Vorwarnung oder Belastung und z.B.dreiwöchiger Pause stärker da zu sein scheinen als je zuvor. In dieser Phase ist leider problematisch, dass auch nicht wirklich erkennbar zu sein scheint, welche der Therapiemaßnahmen erfolgreich sind – und welche nicht. Und, ob Laufen die Beschwerden verbessert – oder verschlimmert.
In der zweiten Phase sind die Beschwerden da, aber kontrollierbar. D.h., ich empfinde ganz genau, welche Tempi, Umfänge und Therapiemaßnahmen an einem Tag hilfreich sind – und welche eher (noch) nicht sinnvoll sind. Und es tritt eine kontinuierliche Verbesserung ein. Das heißt nicht, dass die Beschwerden nicht auch mal wieder aufflammen können (z.B. wenn man es trotz allem einmal mit Tempo versucht hat), aber mittel- und langfristig wird es besser. Beispielsweise dadurch erkennbar, dass das erwähnte Aufflammen immer seltener wird. Die Heilungskurve verläuft also auch in dieser Phase nicht linear, sondern eher unregelmäßig – aber kontinuierlich positiv. Und man spürt, dass die Theapiemaßnahen wirken.
Wiedereinsteigen kann man m. E. in beiden Phasen, wenn a) kein wirklicher Schmerz sondern eher nur noch „Unwohlsein“ vorhanden ist und b) sich dieses nicht im Lauf in Richtung Schmerz verändert. Angenehmer, v.a. auch für den Kopf, ist der Einstieg aber, wenn die Beschwerden bereits kontrollierbar sind. In deinem Fall scheinen sie das ja bereits zu sein bzw. waren es immer. Kann ich für meine Plantarsehne/Faszie so bestätigen.
Begleitende Therapie war und ist immer das Übliche: Kühlen und Dehnen der Fußsohle sowie Blackroll. Bei Letzerem aber bitte nicht übertreiben, habe mir mal einen Bluterguss in die Sohle massiert, das war in der Folge wesentlich schmerzhafter als das eigentliche Problem selbst!
Manch einer schlägt hier harte Golfbälle o.ä. vor, ich finde das aufgrund meiner o.g. Erfahrung eher fahrlässig. Im Fuß kann auch schnell mal ein Knochen ermüden oder gar anbrechen, wenn mit vollen Gewicht regelmäßig auf einem steinharten Gegenstand belastet wird. Als erfahrener Athlet, der umfangreich physiotherapeutisch betreut und behandelt wurde, wirst du das aber gut (besser als ich) einschätzen können.
EDIT: Und im Alltag trage ich nun eher hart besohlte Lederschuhe zusammen mit maßangefertigten Einlegesohlen, dies hat die Probleme sehr deutlich entschärft!
Nun, ein sehr langer Beitrag, der natürlich stark vereinfacht und eher auf meiner anekdotischen Evidenz denn auf objektiv vergleichbaren Daten basiert. Prinzipiell scheinen meine Erfahrungen aber ähnlich zu denen vieler Läufer zu sein. Die zunächst gefühlte Unkontrollierbarkeit von Sehnen-Verletzungen führt m.E. auch zu dem hohen Austauschbedarf sowie damit verbunden zu der Fülle an Fragen und Threads zu diesem Thema.
Gute Ratschläge in diversen Threads geben im Forum hierzu v.a. Udo und Farhad.
Beste Grüße und guten Einstieg!