Yesssss, I did it ! *vettelfingerzeig*
Ich hab's gewagt und habe gewonnen. Pfitzinger sah diese Woche ja einen Doppelpack aus zweimal 16 km (10k Tune-up Race am Samstag und Endurance Run am Sonntag) vor, welchen ich dann bei der Anpassung in meiner grenzenlosen Ignoranz mit einem rasiermesserscharf eingefügten freien Tag zerteilte. Das wird heute korrigiert.
Nach dem 10k Testlauf gestern fühle ich mich sehr gut und raffe ich mich also gleich wieder auf zum 16k Endurance. Statt nun aber total verkopft mit irgendwelchen mikroskopischen Temposteigerungen rumzudödeln, entscheide ich mich heute einfach für mal ordentlich Hügel und gebe das Tempo frei, d.h. ich beachte es (fast) gar nicht. Stattdessen verordne ich mir heute allen Ernstes, einfach nur diesen traumhaften Altweibersommertag in vollen Zügen zu genießen. Morgens ist es noch kühler als gestern, so erledige ich erstmal andere Dinge, die mir die Freiheit erkaufen, heute schon wieder zwei Stunden unterwegs zu sein.

Als ich um 10:40 Uhr loskomme, hat es immerhin schon 12°C. Nach der gestrigen Erfahrung traue ich mich erneut, in kurz/kurz loszulaufen, auch wenn's heute nicht so schnell sein wird. Dies erweist sich als sehr kluge Entscheidung, zumal heute der Wind - wie überhaupt jede Art von Luftbewegung - komplett fehlt. Die kerzengerade aufsteigende Dampfsäule aus dem Schlot der 10 km entfernt liegenden Zuckerfabrik ist der sichtbare Beweis.
Um auf 16 km zu kommen ohne mit dem Auto anreisen zu müssen, muss ich in der Umgebung zwei Bergrunden von ursprünglich 12 und 9 km Länge kombinieren. Durch den Fortfall doppelter Anmarschwege ergeben sich so gerade gut 16 km. So kommt es, dass ich heute 2 x 90 Hm zu absolvieren habe, plus ein Zwischenhügelchen und den (kleinen) Dorfhügel am Schluss.
Es läuft erstmal gar nicht schlecht für das, was gestern voraus ging. Die Beine sind willig, lassen aber spüren, dass sie nicht geradeswegs aus dem Sofaurlaub kommen. Der Puls ist mit 128 im fast Flachen und auch nur 134 / 180 = 74,4% am ersten Berg eindeutig unterfordert. Ein Zeichen dafür, dass die Beine doch nicht so frisch sind, wie sie großmäulig tun. Aber es ist mir egal, geht mich nichts an - ich will heute einfach nur die Sonne genießen. Als ich fast ganz oben bin, kommt wieder dieser fiese Anstieg von 15 Hm auf den letzten 200m, d.h. 7,5% Steigung. Die brettere ich mal kurz volle Kanne hoch, in 6:40/km. *hechelhechel*. Das war's aber auch schon mit Tempoehrgeiz für heute. Abwärts geht es zunächst noch steiler als gerade eben rauf, dann aber sehr langgezogen mit nur noch minimalem Gefälle.
Mit einem Lauf durch ausgedehnte Erdbeerfelder schließt sich der (erste) Kreis. Ich brauche eine Weile, bis es in mein Bewusstsein sickert - die Erdbeerpflanzen blühen noch bzw. haben gerade jede Menge grüner Fruchtstände ausgebildet. Eine einzige bereits blassrote Erdbeere schimmert auffällig aus dem Grün. Was wird das, Erdbeerernte zu Weihnachten ?

Verrückte Welt. Früher konnten wir Erdbeeren immer nur im Juni klauen. Aber dafür schmeckten die dann auch so, dass man sich das ganze Jahr auf die nächsten freuen konnte.
Kurzer Zwischenhügel, um von einem Kurs auf den nächsten zu stoßen und dann liegt der letzte Anstieg vor mir. Aber vorher grinst mich eine Streuobstwiese mit knallroten Äpfeln ganz unverschämt an. Ich habe Durst, da käme ein Schluck natürtrüber Direktsaft doch gerade recht? Das ist eindeutig nur Mundraub.

Ich suche mir einen Apfel ohne Wurmloch (Eiweiß nehme ich erst später zu mir) und pflücke ihn - herrlich saftig, süß und gleichzeitig recht sauer. Nur die Schale ist zäh wie Leder, also spucke ich sie wieder aus. Auf diese Weise (beiß - kau - schluck - spuck) verspeise ich laufend fast den ganzen Apfel, bis mich ein zartes Würgegefühl mahnt, es jetzt mal gut sein zu lassen. Vermutlich war die Säure zum jetzigen Zeitpunkt nicht so genehm. Ein paar hundert Meter weiter die nächste Streuobstwiese mit noch schöneren Äpfeln. Ich probiere noch einen, damit ich fürs nächste Mal weiß, was Sache ist. Nur leider schmeckt dieses verführerisch aussehende Teil überhaupt nicht und wandert zu den Tonnen von Fallobst, die da schon rumliegen.
Inzwischen befinde ich mich auf dem letzten richtigen Anstieg - der für seine 100 Hm eigentlich 4,2 km Anlauf benötigt, auf den ich heute aber erst bei 1,2 km seiteneingestiegen bin. Bald danach wird es normalerweise hart. Heute auch, aber erstaunlicherweise nicht so viel härter als sonst. Na gut, bin ja auch langsamer unterwegs. Ich rufe meine Körperhaltung zur Ordnung und versuche, den Berg mit betontem Fußabdruck zu beeindrucken. Da ich hier zum ersten Mal heute Schatten habe, fühlt sich das alles sogar ausgesprochen gut an. Nur schnell kann (und will) ich jetzt nicht mehr laufen. Mit 8:48/km tippele ich die zweite - steilere - Hälfte dieses Berges hinauf. Da wo es, wie vorhin schon mal, am Ende wieder sausteil wird, verzichte ich aber darauf, Gas zu geben. Gas ist heute aus, Gas kriegen wir erst morgen wieder rein.
Endlich geht es wieder bergab Richtung Fußballplatz. Aber während ich hier zuletzt fröhlich, mit stellenweise 5:30/km runterbretterte, geht heute gar nichts mehr. Ich bemerke schon seit einer Weile, dass ich nur noch 100% Fersenlandung zuwege bringe - hier bei 4% Gefälle sowieso. Das will ich meinen Knien und Hüftgelenken aber nicht antun und so gebe ich mich damit zufrieden, hier in gemütlichen knapp 7:00/km runterzutrudeln.
Den letzten Anstieg am (kleinen) Dorfhügel schaffe ich tapfer auch noch, bevor mich die Gartenpforte nach 2:09h wieder verschluckt.
Insgesamt 16,3 km mit 234 Hm in 7:55/km mit Puls 132/180 = 73,3 %. Ein am Ende doch verdammt harter, aber durch und durch traumhaft schöner Lauf !
Was den Doppelpack betrifft, bin ich angenehm überrascht. Sicher, die Offenbarung war das heute nicht. Aber so, wie es sich anfühlte, ging es mir vor nicht allzu langer Zeit auf dieser Strecke auch schon - mit nur 12 km und nur einem Berg und ohne 10k-Weltrekord am Vortag. Doppelpacks, richtig kombiniert, scheinen also ein ganz brauchbarer Stimulus zu sein. Ich glaube fast, es wird so langsam.
