Uuuuuund Abschusssss!
Nein, nicht heute, sondern gestern schon. Intensives Stretchen war geboten, mit dem Schwerpunkt, dem Spagat näher zu kommen. Da gibt es durchaus leise Fortschritte, so auch gestern wieder festgestellt. Aber leider mal wieder überzogen. Gestern abend gab's nur ein leises Murren im unteren Po-Bereich - klar, wer mag es schon, aus dem Komfortbereich gejagt zu werden. Aber heute früh beim Aufstehen war da doch ein veritabler Schmerz unterhalb des Allerwertesten, da wo die rückwärtige Oberschenkelmuskulatur unten am Sitzhöcker angetackert ist.
Oh je, und da steht heute ausgerechnet der Schwellenlauf an, 18' und 12' (also 3 + 2 km) mit 4' Trabpause dazwischen! Im Geiste habe ich diese Einheit schon geknickt. Will aber doch mal schauen, ob ich vielleicht nur eine kurze Recovery-Einheit draus mache und den Plan danach irgendwie ummodele.
Das Einlaufen starte ich natürlich besonders langsam und vorsichtig. Anfangs zwickt's schon deutlich, wird aber nach wenigen 100m besser. Ich beschließe, die Lockerungsübungen, die ich sonst vor Tempoläufen immer so ab KM 1,5 beginne, zu verschieben und trabe also erstmal 2,5 km ganz locker vor mich hin. Geht eigentlich ganz gut und immer besser. Dann mal probeweise das Anfersen - läuft suuuper. Bin überrascht, dass die Uhr da schon 5:30/km anzeigt. Freunde des gepflegten Lauf-ABC wird das nicht umhauen, aber bei mir geraten die ABC-Übungen immer extrem langsam, vertikales Gehampel fast ohne jeden Vortrieb. Und heute knallen die Fersen an den Arsch, dass es nur so klatscht und gleichzeitig geht es dabei richtig vorwärts! Kann ich mir nur so erklären, dass ich gestern (und auch vorher schon) u.a. auch sehr viel an der Hüftstreckung arbeitete und sich da offenbar auch einiges gelöst hat. Der heutige Schmerz sitzt ja ganz wo anders. Dann das Knieheben - erwartungsgemäß gar nicht gut. Aber Sprints am Berg, wo intensives Knieheben angesagt wäre stehen ja heute nicht an. Geht vielleicht doch noch was, wenigstens ein kleines bisschen ? Lassen wir die Steigerung entscheiden. Ich beschleunige vorsichtig und haue dann alles raus - nichts zwickt, alles super. Und die Tachonadel schnalzt gleich beim ersten Mal auf 3:37/km. Das habe ich selten, meist taucht die 3 vorne erst im zweiten oder dritten Versuch auf. Bei denen geht's heute aber bereits auf erneut 3:40 und 3:22 zu. Und vor allem ist nichts zu spüren. Die Anferser dazwischen suuuper wie nie und das Knieheben doof wie selten.
Soll ich oder soll ich nicht? Für morgen ist schlechteres Wetter angesagt, vor allem mehr Wind. Ich fasse mir ein Herz und laufe los. Gaaaanz langsam und nochmal abgebremst, ich stehe fast. Wobei die Standgeschwindigkeit auf den ersten 100m dann 4:38/km beträgt.

Ich fass' es nicht - gefühlt waren das 7:40. Aber ich bremse mich sehr schnell ein, noch bevor die Puste knapp wird. Geplant sind heute eigentlich 6:05 bis 6:10 - meine immer wieder bemühten 6:00 als Schwellentemo halte ich mittlerweile für eine Illusion. Der erste KM geht mit 5:58 weg, geht ja noch. Nach gut einem KM dreht der Weg dann aber voll gegen den Wind, der mich in seiner Stärke doch etwas überrascht. Ich lasse zu, dass das Tempo hier auf 6:15 absackt, weiß ich doch, dass am Ende wieder gnädiger Windschatten auf mich wartet. Und genauso kommt es auch, der letzte KM liegt mit 6:05 genau im Plan.
Kurze Stehpause und 500m zurücktraben. Am Ende des ersten Laufabschnitts war es nach einer Linkskurve kurz bergauf gegangen. Da tummelte sich gerade ein verstreute Gruppe Kinder, kaum der Krabbelgruppe entwachsen. Als die Dampfmaschine um die Ecke bog, sammelten die drei Betreuerinnen verschreckt ihre Schäfchen ein, damit sie nicht unter die stampfenden Räder geraten. Aber für ein sehr freundliches "Guten Morgen" hatten mindestens zwei von ihnen noch Zeit. Nur für eine auch nur angedeutete freundliche Erwiderung hatte das Dampfross keinen Dampf mehr übrig - bergauf und kurz vor fertig war ich wirklich am Limit. Während der Stehpause kurz drauf tat mir das leid - ist nicht meine Art, einen auf arroganter Läufer zu machen. Während der Trabpause zurück ist die Truppe natürlich schnell wieder eingeholt. Ich trällere also mein fröhlichstes "Guten Morgen, die Damen" und schiebe noch die Erklärung "Und jetzt hab' ich auch wieder Luft zum Grüßen" nach. Fröhliches Gelächter, also alles gut. Nicht alle Jogger sind so eingebildet wie der, der mir kurz darauf begegnet - erkennbar leicht und erholsam unterwegs, aber den Blick stur geradeaus gerichtet. Na gut, jeder so wie er Spaß dran hat. So er denn hat.
Aber was quassel' ich hier, jetzt steht doch das zweite Intervall an. Es geht wie üblich wieder zu schnell los, wird aber wie üblich sofort eingebremst - und bremst sich dann aber von selbst immer weiter ein. Ich bin bei 6:27/km und das bei Rückenwind. Was ist denn jetzt los? Das Dampfross läuft nur noch auf einem Zylinder, was ich sogar dem Schatten neben mir deutlich ansehen kann - ein Bein springt ganz anders ab als das andere. Und ja, meine rechte Pobacke ist irgendwie verkrampft, wird nur durch eine seltsame Schonhaltung vor Schlimmerem bewahrt. Jetzt wird mir doch mulmig zumute und ich breche ab. Die verbleibenden 4 km schleiche ich um die 8:00/km zum Auto, aber noch zunehmend unterbrochen durch diverse Gehpausen. Es macht keinen Spaß mehr, wo ich die Verletzung nun doch immer deutlicher spüre.
Insgesamt 12,0 km gelaufen (13 minus 1 km wegen der Gehpausen), davon 3,0k in 6:06/km.
So jetzt ist erstmal Schonung angesagt, Strafe muss sein. Übermorgen wären 18 km Endurance dran, die kann ich wohl knicken. Ich denke, ich werde ein oder zwei von meinen geparkten Dispotagen einschieben und am Sonntag nur einen kurzen Testlauf absolvieren. Wenn da alles wieder gut ist, kann ich am Montag oder Dienstag im Plan weitermachen. Ansonsten werde ich sehen. Soooo schlimm ist ja nun auch nicht, der Ärger über mich selbst und meine gestrige Dummheit überwiegt bei weitem. Aber was gewonnene Hüftmobilität an Bewegungsfreude bringt, wenigstens das durfte ich heute ja trotzdem erfahren. Ich werde mit dem Dehnen also keinesfalls locker lassen, allenfalls gelegentlich mal etwas Resthirn einschalten.