alcano hat geschrieben:Wie meinst du das, also wie sah das jeweils konkret aus? Und was verstehst du unter "gelegentliches Joggen"? Für mich wäre das so was wie 2-3x pro Woche 5 km deutlich unter Dauerlauftempo, für leviathan jeden Tag 15 km Dauerlauftempo. Und von welcher Zeitdauer sprechen wir hier jeweils, während der du nur "gelegentlich gejoggt" bist?
Letztlich gab es in den letzten 3-4 Jahren verletzungsbedingt, teils auch ereignisbedingt immer mal 6-8 wöchige Zeitintervalle, wo die Wochenkilometeranzahl unter 20-30km/Woche gesunken ist und meist nur 1-2 Laufeinheiten stattfanden.
Was verstehst du hier genau unter "vorsichtig"? Begrifflichkeiten gleich zu Beginn klären kann so manches Missverständnis verhindern.
Absolut präzise Vorstellungen habe ich nicht, da höre ich vor allem auf die Orthopädie und auf die Entwicklung. Die Vorstellung ist aber, in den Wochen bis Ende April nicht über 80 Wkm zu laufen und dann von Mitte Mai bis September in der Spitze nichts oberhalb von 100Wkm anzuvisieren. Aber da ist mir auch wichtig, was mir Orthopädie und Leistungsentwicklung rückmelden.
Für mich steht das nicht außer Frage. Die Trainingsbelastung war wohl über zu lange Zeit zu hoch. Ob aber die Vorbereitung grundsätzlich zu lang war ist für mich weniger klar (auch wenn ich es nicht ausschließe).
Zu hoch sicher, ich gehe aber auch davon aus, dass ich von kürzeren Makrozyklen (jetzt gesehen als mehrere Monate) profitiere, wobei dazwischen ja keine extreme Senke sein muss, aber schon eine gewisse Zäsur in Umfang und oder Intensität/Trainingsmitteln. Ich habe das ja hier schon mal gesagt, dass ich mir sehr sicher bin, dass ich bei einem penibel erfüllten und nicht überzogenen 18-Wochen Pfitzinger, 20-Wochen Hudson -Plan oder 18 Wochen Daniels zu früh in Marathonform kommen würde. Ich hab mir dieses Jahr auch den 12 Wochen Pfitzinger für HM angeschaut, wenn ich da alleine die 4 Wochen TDLs mache, ist das meiste schon gelaufen an Entwicklung. Dann noch 8 Wochen die knallharten Intervalle, das wird zumindest knapp.
Deshalb bin ich bei mir schon davon überzeugt, das nicht nur weniger mehr ist, sondern auch kürzer besser. Das es auch sicherer für meine Mentalität ist, mag physiologisch keine Rolle spielen, in der Trainingspraxis aber schon.
Die von mir hervorgehobene Passage ist meiner Meinung nach bei dir eine der Hauptgefahren: du neigst dazu zu überschätzen, wie viel nötig ist, um auf einen Plan ausreichend vorbereitet zu sein. Es ist aus physiologischer Sicht völlig egal, wenn man (gerade am Anfang) ein paar Einheiten nicht ganz wie geplant laufen kann. Das Problem ist dann eher (mal wieder) die psychologische Seite, bei dir insbesondere die ewigen Zweifel (an dir, am Plan, an allem
).
Aber auch meine Orthopädie, die mir beispielsweise in den vergangenen Jahren immer Beine gestellt hat, wenn ich nach einer Zeit mit wenig Geschwindigkeit plötzlich sowas wie 1000er Intervalle oder 400er gelaufen bin - und da ging es nicht ums Überziehen. Aus diesem Problem resultierten die Fahrtspiele 2016 oder letztes Jahr die regelmäßigen kurzen Intervalle.
Vergiss dabei dann nicht, dass du etwas weniger schnell sein wirst als mit spezifischem Training und am Ende vermutlich das Gefühl haben wirst, dass da auch mehr gegangen wäre. Das ist völlig normal.
Das ist mir vollkommen bewusst. Aber ich versuche tatsächlich gerade, langfristiger zu denken, nicht in diesem Jahr die PB aufstellen zu müssen, sondern in den nächsten 3 Jahren nochmal einen Schritt nach vorne zu machen. Das ist gerade ziemlich leicht und wird bestimmt schwer, wenn dann hier wieder alle ballern und ihre PBs und Altersklassensiege feiern.
Oder mein Kumpel seine PB verbessert. Mit dem will ich übrigens auch wieder gemeinsam laufen, was auch eine Herausforderung wird. Der ist übrigens nicht schneller, als ich (in HH, wo ich 3:09 gelaufen bin, hat er 3:20 geschafft...), aber natürlich schon fast in Top-Form. Und leider ein anderer Trainingstyp, der muss wirklich viel viel drücken, damit sich irgendwas bewegt. Aber soziale Belange sind im Leben halt nicht unwichtig.
Ich weiß, da kommen wir nicht überein, aber ich hatte ja die langen Läufe aus Ende 2017/2018 hier schonmal mit HFmax aufgeschlüsselt und bin nach wie vor überzeugt, dass das nicht ein zentrales Problem war und dass man damit auch arbeiten kann, wenn die anderen Sachen stimmen.
Trotzdem sollte auch bei den schnellen Einheiten über die Monate und Jahre hinweg stetig aufgebaut werden und das schnelle Laufen nie zu lange vernachlässigt werden.
Bei mir drohen sonst Verletzungen oder quälend langsame Speedentwicklung. Insofern will ich das "vorsichtig" integrieren. Zur Klärung der Begrifflichkeit: Nach 4 Wochen Joggen und STL würde ich die nächsten Wochen sowas wie 3-4 mal 30s "schnell" und 1 x Woche eine EB in einen längeren DL einbauen so um @80% HFmax., angefangen mit 5min und dann pro Woche um 5min steigern.
In Woche 1 (12 Wochen) bzw. 2 (18 Wochen) eines Marathon-Plans schon längere Einheiten (13 bzw. 16 km) @"best effort" laufen zu müssen, kann aber schnell nach hinten losgehen. Auch so was wie 6 bzw. 8 km @lactate threshold in Woche 2 bzw. 4 ist nicht zu unterschätzen. Da sehe ich schon einiges an Potenzial, bei solchen Einheiten etwas mehr zu drücken als vielleicht sinnvoll wäre zu dem Zeitpunkt.
Für ich ist das definitiv zu früh. Klar, wenn alles penibel eingehalten wird und auch davor alles optimal war, kann das trotzdem noch gut gehen, aber arbeiten wir nicht gerade daran, uns dem Optimum vom sicheren Ufer aus zu nähern, statt von der Strömungsmitte ?