Am Mittwoch lief wie berichtet alles super, aber da hatte ich bereits ein unterschwelliges Zwicken im linken Vorfuß. Dieses wuchs sich dann in der Nacht zu einem veritablen Gichtanfall aus, so dass der leichte Lauf am Donnerstag ausfallen musste. Auch heute (also am Samstag) war ich mir morgens sicher, dass ich den langen Lauf komplett knicken könne. Im Laufe des Tages besserte sich das dann aber rapide und zu meinem eigenen Erstaunen finde ich mich um 15:30 Uhr auf meiner Flachstrecke wieder. Es hat 3°C, ist trocken und absolut windstill - wäre doch ein Jammer gewesen, diesen idealen Lauftag nicht zu nutzen.
Ich nehme mir heute 15 km vor, will mich dabei aber weniger stark steigern als letztes Mal. Mit 7:30/km starten (langsamer fühlte sich wirklich doof an) und dann nur 5s / 3km steigerm, also bis 7:10 auf den letzten 3 km.
Anfangs muckelt mein linker Fuß noch ganz leise vor sich hin, aber nach 500m ist das schon viel besser und nach 1 km ganz weg. Gute Entscheidung also. Mein Anfangstempo finde ich sehr schnell und es fühlt sich sehr gut an. Auf den zweiten 3 km bin ich etwas zu schnell, weil ich vergessen habe, nur um 5s steigern zu wollen. Die Sonne ist inzwischen weg und ich stelle mich auf einen Nachtlauf ein. Nach 6 km überquere ich in Oedheim die Straße, erst kürzlich begann da ja (wieder) das Neuland für mich. Heute laufe ich noch 1,5 km weiter bis zur ehemaligen Eisenbahnbrücke über den Kocher, das ist dann ab jetzt mein neuer Horizont.

Als ich dort wende, ist es schon ziemlich dämmrig. Noch fühlt sich alles gut an, das Tempo 7:20/km macht keine Probleme, ich bin eher schon wieder deutlich zu schnell.
Zurück an der Straße, also nach 9 km, muss ich etwas Verkehr abwarten, was mir gerade gar nicht unrecht ist (Pause rausgestoppt). Jenseits der 10 km bemerke ich eine ganz leichte Müdigkeit in den Beinen heraufkriechen. Wie so oft, bremst die mich aber nicht aus, sondern lässt mich lediglich den labilen Gleichgewichtszustand zwischen zu schnell und zu schlurfig neu justieren. Und das heißt mal wieder: noch etwas schneller als es sich anfühlt. Bis KM 12 ist mein Puls längst wieder knapp unter 90% HFmax angelangt. Meine Atmung ist aber noch gut und regelmäßig. Am anschließenden Maulwurfshügel gebe ich Gas, um keinen Durchhänger zu kriegen. Auf dem anschließenden KM 14 oben auf der Kuppe und auf der ersten, steileren Bergabpassage laufe ich zügig weiter durch und lasse erst weiter unten, im flacheren Gefälle wieder nach, um den Puls etwas runterzuholen. Aber das ist vergebliche Liebesmüh - der Puls jubiliert längst in höchsten Tönen, in Regionen über 90% HFmax und singt "Hier oben ist es so schön, hier bleibe ich und hier will ich nie mehr weg!"
Bis KM 14,0 bin ich noch unentschieden, ob ich den Lauf so durchziehen oder ob ich den letzten KM zum gemütlichen Austrudeln nehmen soll. Horst hat seinen diesbezüglichen, unwiderstehlichen Vorschlag natürlich blitzschnell zur Hand, da nimmt ihm ein entgegenkommendes Auto die Drecksarbeit ab. Inzwischen ist es stockfinster und der Idiot brettert wie blöd auf mich zu, mit voll aufgeblendeten Scheinwerfen, obwohl meine hellgelbe Laufjacke auffällig genug sein sollte, um erkannt zu werden, wenn man nicht völlig bekifft ist. Ich kämpfe noch mit mir, welches meiner Rechte höher zu veranschlagen sei - das auf freie Wegenutzung oder das auf köperliche Unversehrtheit. Da letzteres aber sogar Verfassungsrang hat (Art. 2, Abs. 2 GG), entscheide ich mich dafür und springe im letzten Moment dann doch zur Seite ins tiefe Gras. Da stehe ich nun, schaue tief schnaufend dumm aus der Wäsche und bemerke, dass die Blase leicht drückt. Gute Gelegenheit eigentlich. (Dass die Blasse sich dann aber noch gefühlte 2 min. Zeit lässt, diese unverhoffte Chance auch zu nutzen, ist mir dabei gar nicht mal so unrecht.

) Als ich dann wieder los will, geht aber urplötzlich rein gar nichts mehr. Es ist wie verhext, mein ganzer Körper ist wie vom Donner gerührt - stocksteif, besonders aber Hüfte und Adduktoren. Hat da etwa wieder einer seine Übungen schon lange schleifen lassen?

Jedenfalls schleppe ich mich auf dem letzten Kilometer in knapp unter 9 min. zurück und fühle mich dabei so spritzig wie ein gut abgehangener Rostbraten. Zum Glück ist das bald ausgestanden - gut, dass der Idiot erst so spät aufkreuzte!
Insgesamt 15,0 km mit 40 Hm, davon die ersten 14 km in 7:15/km bei 84% HFmax.
Kleiner Nachtrag zum Gichtanfall: Ich weiß ja seit fast 20 Jahren, dass meine Nieren nur noch halbtags arbeiten. Das war ja mit ein Grund, warum ich vor 5 Jahren wieder mit dem Laufen begann und 20 kg abspeckte. Ich habe dann auch tatsächlich keine Medikamente mehr benötigt, aber in diesem Jahr kamen doch ein paar leichte Gichtanfälle zurück. Kein Vergleich zu den mörderischen Schmerzen früherer Jahre, als der Mist noch unerkannt und unbehandelt war. Beim letzten Arztbesuch vor zwei Wochen zeigte das Kleine Blutbild aber, dass meine Harnsäure- und Kreatininwerte nun doch wieder ziemlich im Arsch sind. Dazu noch "böses" Cholesterin en masse. Das hat mich dann doch dazu bewogen, jetzt wieder Medikamente gegen beides zu nehmen. Ich werde zwar meine Ernährung noch ein weiteres Mal auf den Prüfstand stellen, aber so viel Luft ist da auch nicht mehr drin. Wegen der Gicht esse ich kaum noch Fleisch, bin von der Wurst schon lange weg und nun auf Käse, aber den mag nun offenbar der Cholesterinpegel nicht. Egal, jetzt schlucke ich halt mal die Pillen (Febuxostat und Atorvastatin) und schaue erstmal, was die Werte machen. Ein Segen nur, dass wenigstens mein Blutdruck, der die ganze Nierenschei**e über Jahrzehnte hinweg erst ausgelöst hatte, inzwischen ohne Medikamente dauerhaft auf 130:70 runter ist. Wenigstens ein Punktsieg für die ganze Rennerei.
