Quastiat hat geschrieben:Für jeden Tipp bin ich dankbar
Hallo Quastiat,
du machst so vieles falsch, dass du eigentlich längst laufunfähig vor Schmerzen in der Arztpraxis sitzen müsstest.

So jetzt mal im Ernst: Du machst wirklich einiges verkehrt, was dir auf Dauer große Probleme eintragen kann. Es beginnt mit deiner Trainingsfrequenz. Täglich zu laufen birgt für einen Einsteiger, dessen Bewegungsapparat noch nicht gegen die spezielle Laufbelastung abgehärtet ist, ein hohes Risiko. Deine Muskulatur hat das hinsichtlich der Ausdauer offensichtlich drauf, doch deine Gelenke, Sehnen und Knochen sind dafür nicht ausgelegt. Schon gar nicht, wenn du nun auch noch die Lauflänge rasch ausdehnst. In dieser Hinsicht empfehle ich dir dich auf 3 bis 4 Lauftage pro Woche zu beschränken. Dabei rechnest du in der ersten Woche deine Gesamtkilometer aus. Und steigerst fortan von Woche zu Woche diese GESAMTsumme nur noch um weniger als 10%. Verteile deine Gesamtkilometer in der Woche auf Läufe mit unterschiedlicher Länge. Den längsten läufst du langsam, den kürzesten mit mehr Tempo. Nach dem längsten und dem schnellsten Lauf legst du auf jeden Fall einen Ruhetag ein.
Auf diese Weise kommst du noch eine ziemliche Weile ohne Trainingsplan hin. Danach solltest du dir mit Blickrichtung auf den dereinst angestrebten HM einen Trainingsplan für 10 km vornehmen. Es ist sinnvoll sich zunächst auf kürzeren Distanzen zu schulen und dabei das Tempo zu entwickeln. Wenn das zufriedenstellend trainiert wurde, dann steigst du im nächsten Jahr auf einen HM-Trainingsplan um.
Was deine Zielstellung angeht, die du neben dem Laufen verfolgst, so möchte ich dir raten dir das mit dem Abnehmen durch Laufen aus dem Kopf zu schlagen. Weil das nicht funktionieren wird. Um abzunehmen musst du das Verhalten unterlassen, das dir die Überpfunde eingetragen hat. Mehr Bewegung kann dich dabei motivieren und unterstützen, dir jedoch das Gewicht nicht abnehmen. Angenommen du läufst 30 Kilometer in der Woche. Dann entspricht das einem Energieverbrauch von etwa 2000 bis 2500 kcal. In Körpergewicht umgerechnet vielleicht 300 Gramm. (ca. 7.000 kcal entsprechen einem kg Körpermasse). Das Dumme daran ist, dass du diese Kalorien alle zusätzlich über deine Ernährung und dein Trinkverhalten wieder aufnehmen wirst. Weil Laufen dir Hunger und Durst macht. Sich das zu versagen hieße Hungern. Und Hungerdiäten funktionieren nicht. Es wird nur klappen, wenn du gleichzeitig deine Ernährung umstellst. Anfängliche Scheinerfolge (Abnahme von 1 bis 3 kg) rühren von der Vermehrung/Aktivierung der Laufmuskulatur her. Damit erhöht sich tägliche Grundumsatz an Energie. Sobald du aufhörst zu laufen sind die Kilos wieder da.
Zu den Einlegesohlen: Da gibt es sone und sone. Die richtigen, die man dann auch tragen sollte, sind solche, die der Arzt verschrieben hat und die von einem Orthopädietechniker speziell für die eigenen Füße angefertigt wurden. Jede andere Vorgehensweise ist sinnlos bis schädlich.
Den Puls beim Laufen zu tracken ist sinnlos, so lange du keine Trainingspläne verwendest, die auf Basis von Herzfrequenzbereichen die Trainingsintensität steuern. Also erst einmal sein lassen.
Laufschuhe sind das einzige Werkzeug des Läufers, das wirklich von Beginn an vorhanden und passend sein muss. Laufschuhe lässt man sich im Fachhandel - das sind Läden mit fachlich versierten Verkäufern - anpassen. Nicht jeder Schuh passt zu jedem Fuß. Eher im Gegenteil: In einem Riesenangebot an unterschiedlichen Marken und Typen gibt es nur einige wenige Exemplare, die bestmöglich zu deinen Füßen passen. Welche das sind, kannst du unmöglich hier erfragen. Das wird sich zeigen, wenn du Schuhe im Laden vorgestellt bekommst. Und von denen, die man dir zeigt, kaufst du jene, in denen du dich am wohlsten fühlst. Das heißt auch, dass du dich darin spontan gut fühlen musst.
Was deinen Laufstil angeht, solltest du dich "locker machen" und nicht darauf achten. Lauf so wie du es als Kind gelernt hast. Versuche keinen Stil zu laufen, den dein Körper nicht kennt. Einfach laufen. Den Rest macht die "Software" deines Nervensystems. Das weiß schon, wie es die Muskulatur anzusteuern hat, damit du erfolgreich läufst. Generell gilt: In den Bewegungablauf greift man nur ein, wenn es wichtige Gründe dafür gibt. Das wären etwa Beschwerden, die sich einstellen. Doch auch die haben meist andere Gründe, in der Regel ein zeitweilige Überlastung.
Alles Gute
Gruß Udo