alcano hat geschrieben:
Wenn ich dich richtig verstehe, ist dir:
- die Platzierung wichtig (insofern du zumindest im Mittelfeld landen möchtest)
- dabei eigentlich relativ egal, wie viel Aufwand (Training, Geld) deine Mitkonkurrenten in ihre Leistung gesteckt haben und wie "talentiert" diese sind
- bis zu einem gewissen Punkt auch egal, wie sehr du dich selbst verbessert hast und welche Voraussetzungen ("Talent", zeitliche Möglichkeiten, etc.) du mitbringst und ob deine eigene Leistung aufgrund von Training oder Material besser wurde
- als Schlussfolgerung aus obigen drei Punkten im Endeffekt nur
der Vergleich mit anderen wichtig, weitestgehend unabhängig davon wer diese anderen sind und wie deine Platzierung zu Stande gekommen ist (natürlich so lange legal, ethisch, usw.
)
Ich würde nicht sagen, das es so eindimensional ist. Ansonsten hätte ich wohl kaum 10 Jahre Laufsport strukturiert betrieben, ohne jemals in der AK etwas gerissen zu haben.
Daraus ergeben sich folgende Fragen in Bezug auf Wettkämpfe:
- Wie viel bist du bereit finanziell (v.a. in Material) zu investieren, um im Vergleich zu anderen besser zu werden?
- Gibt es auch Wettkämpfe mit einem etwas tieferen Durchschnittsniveau? Weil dich scheint es deutlich mehr zu motivieren, in einem "durchschnittlichen" Feld 10. von 50 zu werden als in einem Spitzenfeld 40. von 50. Da tickt jede*r anders, also wieso solltest du deine Wettkampfplanung nicht daraus ausrichten, was dich persönlich antreibt? Es ist ja nicht so, dass die eine Platzierung mehr wert wäre als die andere, das ist eine ganz individuelle Beurteilung.
Material investiere ich prinzipiell gerne, aber einfach weiß schön ist, das zu haben. Und ich hab mir in den letzten Jahren zumindest nie bewusst WK ausgesucht, wo meine Chancen, was in einer AK zu reißen, besser waren. Als mir aber mal aufgefallen ist, dass ich prinzipiell Chancen hätte, zumindest aufs Podium zu kommen, hat mich das motiviert.
Ich glaube, ich brauche halt Ziele, nach denen ich mich strecken muss. Das ist schon eine große Motivation neben dem Spaß am Sport. Und der ist durchaus vorhanden, ich hab zumindest in den letzten 10 Jahren keine Einheit gemacht, die mir NICHT(!) überwiegend Spaß gemacht hätte. Ich würde nie 1000km in einer Woche aus Pflichtgefühl Radfahren.
Und allgemeiner:
- Macht dir das Training Spaß oder absolvierst du es hauptsächlich, um im Vergleich zu anderen nicht "zu schlecht" dazustehen? Falls zweiteres: wie lange motiviert dich das?
- Wie passt es zusammen, dass du bereit bist in Hinblick auf die Leistung im Wettkampf gewisse Zugeständnisse im Training zu machen, um a) mehr Spaß im Training zu haben, b) das Gefühl von Fortschritt zu haben und evtl. c) "besser dazustehen" im Vergleich zu anderen, mit denen du dich im Training vergleichst, wenn dir doch die Platzierung (bzw. der Vergleich) im Wettkampf so wichtig ist? Weil irgendwie sabotierst du dich hier ja selbst ein bisschen.
Ich glaube, es ist halt nicht so streng. Wenn ich sehe, da gewinnt einer die AK mit einem Schnitt 3:47 über 16km und fährt hinterher einen 40er Schnitt Rad, kratzt mich das so wenig, wie Kipchoges Leistungen. Wenn mir die Leistungen aber prinzipiell erreichbar scheinen, triggert mich das schon.
Am Ende musst du halt entscheiden, was dir wie wichtig ist und was dich glücklich macht (und was nicht). Und einfach nochmal, damit das nicht falsch rüberkommt: Ich werte/beurteile überhaupt nicht. Aber so ganz zufrieden scheinst du aktuell nicht zu sein und da frage ich mich, ob das was du aktuell tust wirklich in Einklang mit deinen Motiven steht.
Ich bin ja im Laufen mit meinen Leistungen über 10km und HM zufrieden, weil die aus viel Arbeit und sehr guten WK resultierten. Mit der Marathonleistung nicht, weil ich da halt an einem Ziel gescheitert bin, dass mir aufgrund meines ersten Marathons erreichbar schien und scheint. Aber ich hab es für meine Bedürfnisse oft genug versucht.
Allerdings fand ich es schon schade, dass für mich halt die Sub3 eine Schwelle waren, und nicht, wie bei anderen die 2:50 oder 2:40. Das mag dann den 2:40er auch ärgern, dass es nicht 2:30 sind, aber bei mir war es so. Deshalb und noch aus einigen anderen Gründen jetzt Triathlon und Duathlon.
Und vielleicht klingt da jetzt hier etwas die Enttäuschung der Erkenntnis durch, das ich halt auf dem Rad im Vergleich mit Talent und Möglichkeiten eher schlechter dastehe, als beim Laufen. Ich hatte da schon etwas anderes erhofft erhofft, aber wie gesagt, das Leben ist kein Wunschkonzert. Nur nach 2 Jahren strukturiertem Training kann man schon, wie beim Laufen auch, relativ gut einschätzen, wohin die Reise geht. Und damit setze ich mich wohl gerade auseinander.
Oder anders formuliert und vielleicht verständlicher: Wenn ich beim Laufen festgestellt hätte, das die Schwelle für mich bei 50min über 10k liegt oder Marathon von 3:30 eine Herausforderung, hätte ich mir wahrscheinlich eine andere Wettkampf-Sportart gesucht. Ich will damit solche Leistungen gar nicht abwerten, im Gegenteil. Ich kann halt aber auch viele andere Sportarten nicht, aber würde sie halt deshalb auch nicht als Wk-Sport betreiben.