Danke nochmal an alle für die Glückwünsche.
Mittlerweile hat sich das Pinkeln normalisiert, Schlaf war so lala, Grundmüdigkeit ist moderat. Bin gespannt, wie die nächsten Tage werden.
leviathan hat geschrieben:Bei einem IM kommt immer von Moltke ins Spiel: "Kein Plan überlebt die erste Berührung mit dem Feind."
Definitiv. Wobei wir uns aber beide mit Moltke einig wären, dass es gut ist, für die wahrscheinlichsten Szenarien mindestens einen Plan zu haben.
]Du hast diverse Einflüsse von außen auf die Du reagieren musst.
Ich habe die Wärme und meine Empfindlichkeit dafür in einem so langen Wettkampf unterschätzt. Es gab Anzeichen aus dem Training dafür, aber da performst Du halt nicht 6h in WK-Pace und hältst ausserdem nach 3h halt kurz an, setzt den Aerohelm ab, hältst den Kopf unter fließend Wasser und trinkst zwei alkoholfreie Weizen und nach 15 Minuten ist die Welt wieder vollkommen in Ordnung und Du kannst sogar wieder Vollgas fahren.
Die Bedeutung der ungewöhnlich weit auseinander liegenden Aid Stations hab ich auch unterschätzt.
Und dann kommt eine solche Dehydrierung und die viel bedeutsamere Folge: Nämlich Anstieg der Körpertemperatur ja schleichend und irgendwann ab einer gewissen Schwelle knallt es dann und Befinden und Leistung sinken rapide. Das ist mir in der 5ten Radstunde passiert. So wirklich realisiert habe ich den Anfang nicht, war halt auch noch mit einigen anderen Sachen beschäftigt. Und Anhalten war irgendwie auch keine Option. Ich denke, dafür war es notwendig, mal einen IM so zu finishen und so sehen, dass das 3-4 gut investierte Minuten gewesen wären.
]Ich fand ja tatsächlich, daß Du sehr konservativ auf dem Rad losgelegt hast. Deine Trainings auf dem Zeitrad waren im Vergleich dazu überragend. Waren die 180W so mit dem Coach besprochen? Ich hatte vermutet, daß Du auf jeden Fall die 190 treten willst. Die hatte ich aus dem Training immer als Deine Ziel Pace verstanden.
190W waren aus verschiedenen Blickwinkeln das maximal mögliche WK-Tempo, um nachher noch einen soliden Marathon durchzulaufen. Ich selbst hab mir nicht zugetraut, das über 5 Stunden durchzufahren, eher etwas weniger. Coach hat auch die Strategie empfohlen, eine gute Radform nicht voll auszupacken und dann einen guten Marathon zu laufen.
Ich bin kein wirklich starker Radfahrer und auf dem Rad auch noch kein wirklich guter Rouleur, da fehlen einfach noch Trainingsjahre. So konservativ fand ich mein Pacing deshalb nicht. Ich hätte mir an einem Sahnetag maximal (also mit Blick auf guten Marathon) 5h:10 zugetraut, das hat der Coach heute auch so gesehen. Zudem sollte ich die erste Radstunde lieber etwas zurückhaltend pacen. Und was Du nicht wissen kannst: Die ersten 10 Kilometer aus Kopenhagen raus, bis man auf die Radrunde kommt, sind der langsamste Teil der Strecke. Viele Kurven und ich hatte natürlich auch viel Verkehr. Nach 90km und einem schnellen Stück lag mein Tacho so bei 34,5 , dass war total im Plan. Am Ende ist es jetzt mit den 5:20 auch keine so schlechte Zeit geworden.
Beim Laufen war ich zu Beginn irritiert, warum Du so langsam läufst. Der Verlauf auf dem Rad gibt aber die Begründung.
Ich war ab der fünften Radstunde total überhitzt und einfach paniert. Das war genau die richtige Reaktion, um dieser Notfallsituation irgendwie endlich zu begegnen.
Als schlichtes Gemüt rechne ich "konservativ" Marathon im IM entspricht ca. Marathon + 15 bis 20min. Und eine 3h hast Du solo drin. So angeschossen auf die Laufstrecke zu gehen, macht natürlich eine Improvisation nötig. Da hast Du sicher richtig reagiert.
Ich würde eher davon ausgehen, dass 15-20 Minuten die am wahrscheinlichsten maximal mögliche Zeit sind an einem Sahnetag und es können auch, ohne größere Katastrophen auch mal schnell 30-35 Minuten werden. Das ist wie mit der berechneten Marathonzeit. Das ist doch alles keine Mathematik. Ich wäre auch ohne Probleme erstmal maximal einen 5er-Schnitt angelaufen bis km 21 oder sogar 25, weil ich keinen Grund sah, alles auf eine Karte zu setzen. Die Ente kackt bekanntlich hinten und wenn ich da nix mehr hätte zulegen können, wäre es sicher nicht klug gewesen, vorher schneller zu laufen.
Wie gesagt, ich verfolge diverse Marathon- und IM-Aspiranten und die wenigsten haben am Anfang diese berechneten Zeit hingestellt, insofern finde ich meine eher konservative Taktik auch Ok. Muss aber natürlich jeder nach seiner Fasson selbst entscheiden.
Bitter ist halt, dass jetzt am Ende mit viel Leid ein schlechter Marathon nach Mathematik herausgekommen ist, weil mit meinen Umfängen und den Lauf-PBs kann ich sicher mehr. Aber so ist halt das LD-Leben.
Hier frage ich mich tatsächlich, ob Du nicht überoptimierten wolltest. Du bist extrem vorsichtig ins Pacing. Bei allen drei Disziplinen. Deine Ernährungsstrategie schien im Vergleich dazu relativ aggressiv. Kann man da nicht auch ein wenig von der Grenze wegbleiben? Ich kann das nicht wirklich einschätzen. Es wirkt einfach nur aus der Beschreibung heraus genau so.
Das täuscht dann vielleicht. Als eine aggressive Ernährungsstrategie würde ich 100-120g KH/h ansehen auf dem Rad. Ich habe mit 90g/h trainiert, und hatte 80-90 geplant. Das ist doch totaler Mainstream, 60-70 sind schon eher Minimum. Mit dem Wassermangel wurde das natürlich mit der Konzentration ein Problem, ich glaube aber nicht, dass daran der Durchfall liegt, sondern eher an der Dehydrierung.
]Das würde ich so nicht stehen lassen. Für eine Agegrouper in der Kategorie 5:15 bis 6h bike time ist das sicher richtig. Genau in diese Kerbe schlägt auch Friel immer und immer wieder. Wenn Du aber die 5h Marke unterbieten willst oder noch einen Tacken schneller wirst Du um ein paar key sessions nicht umhinkommen. Und dann reicht GA1 Gekurbel in der Regel nicht mehr aus.
Ja, aber dann ist man schon ziemlich weit vorne und auch dann spielt es nur eine untergeordnete Rolle. Es ist ja auch nicht so, dass ich nur locker gekurbelt und Kaffeefahrten gemacht habe, auch wenn man mir das mittlerweile unterstellt.
Wenn ich mal die Nadelstiche übergehe und auf die letzten 10 Wochen vor dem Wk gugge, waren an Keysessions auf dem Rad
- 5 x LD-Tempo-Intervalle bis 120 min , also Fatmax was für mich schon oberes GA1 ist und so bei 135 bis 140 Puls kein lockeres Gekurbel mehr
- 2 x MD-Tempo-Intervalle 90 Minuten , was schon Intensiv ist
- 3 FTP-Einheiten: wobei 2 x die Einheit 4 x 3 Minuten und ein mal 5 x 6 Minuten
- Dann eine Kurzdistanz als WK
Das ist jetzt auch nicht nur lockeres Gekurbel, aber ohne Gekurbel ist alles nix. Und die wenigsten werden, vor allem in unserer AK, den ersten WK unter 5h fahren auf dem Rad. Wie Du selbst mal sagtest, das Forum hier verzerrt manchmal die Realität etwas
