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von Hauptmieter
Lala mit Nachtzeche
Hatte mit vereinbart, dass ich Nachtzeche läuferisch in die Nacht hinein begleite. Einsteigen sollte ich in Wietzendorf bei Kilometer 91. Bis dahin war ich neben Leissprecher und Todmirror einer der Supporter. Schon für auf der Strecke verpassten wir Nachtzeche in Oberrohe Waldparkplatz bei Kilometer 52. Leissprecher fuhr mit dem Fahrrad zurück und suchte nach Nachtzeche. Auf so gut wie der ganzen Strecke gab es nämlich keinen Handyempfang. Sobald Leissprecher weg war erreichte Todmirror Nachtzeche doch, wir erfuhren dass dieser schon 4 Kilometer weiter war. Also raste Todmirror mit seinem Auto zum nächsten Punkt nach Geradeaus, während ich erfolglos versuchte Leissprecher zu erreichen, dass er zurückkommen sollte und solange auf ihn warten musste. Erst am übernächsten Punkt in Faßberg kamen wir wieder zusammen. Nachtzeche hatte zu diesem Zeitpunkt zunehmend Magenprobleme. Seine Leiste hatte gehalten. Nebenbei informierten wir seine Frau, berichteten wahrheitsgemäß was passiert war, nahmen zugegebenermaßen aber bei unseren Berichteten an sie etwas die Dramatik heraus.
Bis Geradeaus Kilometer 61 war Nachtzeche in einem 6er Schnitt unterwegs, jetzt wurde er zunehmend langsamer.
Als ich in Wietzendorf bei Kilometer 91 einstige aß Nachtzeche etwas Melone wegen seines Magens, dieser war ab da wieder gut. Wir liefen in einem 6:30er Schnitt los. Die Sonne war am unter Gehen, es war ein wunderschönes Licht. Bis zur nächsten Station in Soltau hatten wir 18 Kilometer zu laufen. Todmirror hatte sich zu diesem Zeitpunkt in Bispingen zurückgezogen. Er wollte für ein paar Stunden schlafen und gegen 3 Uhr morgens wieder dazustehen. Sollte Nachtzeche aussteigen würde er ihm sein Zimmer überlassen. Von diesem Plan wusste Nachtzeche aber nichts, das hatten wir Supporter ohne ihn besprochen für den Fall der Fälle....
Also die ersten Kilometer war es wunderschön, tolle Landschaft, viel Heide, Felder, tolles Licht, ein gut zu laufender Boden. Wir sahen etliche Kröten und 2 Rehe. Ja Nachtzeche musste kämpfen, aber es war in Rahmen, nach kurzen Gehpausen lief er wieder.
Wir kamen in einen Wald, allmählich wurde es dunkler, die Wegebeschaffenheit auch. Es gab zunehmend mehr Wurzeln, Stöcke, Sand, mit Wasser gefüllte Löcher. Der Weg ging viel hoch und runter. Auch für mich als ausgeruhten Läufer war dieser Weg nicht einfach zu laufen. Mehrmals strauchelte Nachtzeche.
Ich hatte eingewilligt bis Mitternacht zu Supporten da ich am nächsten Tag eine mindestens 6 stündige Rückfahrt hatte und sonst Montag nicht gut arbeiten kann. Vereinbart war dass ich ihn mindestens für diese Etappe begleite und sehe wie lange ich durchhalte.
Wir kamen nach Soltau, waren richtig froh über den Asphaltbelag und erreichten Leissprecher nach einiger Zeit umringt von 2 angetrunkenen "Fans". Sie hatten vom Vorhaben erfahren und verbeugten sich tief vor Nachtzeche, nahmen ihn in Beschlag, so dass wir alle notwendigen Täigkeiten zwischen den Fragen der Anderen besprechen mussten, die Uhr musste aufgeladen werden, also die Nachtzechen Powerbank herausholen etc. Ich fühlte mich OK, willigte also ein die nächsten 10 Kilometer weiterhin mitzulaufen nach Deimern. Wir verabschiedeten uns, kamen in einen Park mit so einzeln betonierten Steinen. Vom Hauptakteur dieses Laufes kamen jetzt einige Flüche. Ständig gab es viele Abbiegungen, so war es hier schwer immer den richtigen Weg zu finden, ohne GPS - Gerät hätte das nicht geklappt. Aus dem Park wurde ein Wald wieder übersaht mit Löchern, Bodenwellen, Steigungen, Ästen und Löchern. Wir wurden zunehmend langsamer. Nachtzeche war inzwischen froh über 7:14er Zeiten. Auf ging er zunehmend mehr. Gefühlt wurde die Bodenbeschaffenheit schlimmer, die Luft wurde erheblich feuchter. Wenn Nachtzeche ging dauerte es länger bis wir wieder laufen konnten. Ich merkte dass Nachtzeche über meine Begleitung froh war, merkte auf der anderen Seite, dass ich für viel mehr Laufen derzeit nicht austrainiert genug bin und beschloss in Deimern bei Kilometer 121 auszusteigen. Nachtzeche Plan war es zu diesem Zeitpunkt bis 15 Uhr so weit zu laufen wie es nur ging, nur sprach er immer häufiger von seinen "zerschredderten Oberschenkeln". Ich stieg aus in Deimern, wünschte Nachtzeche noch alles Gute, war aber besorgt bezüglich seines Zustandes. Magen und Leiste waren zu diesem Zeitpunkt gut. Ich ahnte dass er die nächsten Kilometer würde größtenteils gehen müssen. Nachtzeche Frau informierte ich wahrheitsgemäß. Nachdem ich mich umgezogen hatte, nahm Leissprecher mich noch nach Bispingen mit, wo meine Frau auf mich wartete. Lustigerweise war der nächste Treffpunkt direkt vor Todmirrors Hotel. In Bispingen rief Nachtzeche bei uns an und sagte dass er jetzt sehr sehr lange brauchen würde wegen seiner "zerschredderten Oberschenkel".
Meine Frau wartete schon in Bispingen und nahm mich mit. Beim Tanken und auch jetzt nach einer weiteren Nacht im Hotel in Celle merke ich, wie sehr mich diese 29 Kilometer gerockt haben. Die Zeit mit Nachtzeche zu laufen war wunderschön, hat uns verbunden, werde ich nie vergessen. Auch das Supporten mit den beiden Mitstreitern war super, werde ich gerne daran denken.
Und Nachtzeche? Nun durch seine Verletzung hat er meiner Ansicht in den letzten Wochen nicht ausreichend trainiert, er hatte nur eine kleine Chance und die hatte er versuchte zu nutzen. Dennoch Riesenrespekt vor seiner Leistung, er versuchte das Unmögliche zu schaffen, wenn man aber verletzt ist oder war, kann genau das passieren was passiert ist....
Liebe Grüße
Cornelius
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte:
www.corneliusrennt.de