MS123 hat geschrieben: 11.07.2023, 09:22
Wie gesagt, ich fände es besser weiterführende Schulen mit Schwerpunkten auszustatten, damit die Jugendlichen sich nach ihren Neigungen bilden können und die Praxis auch in der Schule nicht zu kurz kommt. Das setzt aber auch voraus, dass die Lehrer entsprechende Mittel und Voraussetzungen bekommen und nicht z.B. in den großen Ferien "entlassen" werden.
Auch hier gilt... den Beruf attraktiv machen... genauso wie der Sport sich selbst attraktiv machen muss...
Die Diskussion ob es Schulen mit Schwerpunktpädagogik geben soll, gibt es vermutlich schon seit 100 Jahren.
Das Problem mit den Schwerpunkten sehe ich darin, dass sich Kinder und Jugendliche körperlich und psychisch entwickeln.
Das was bis zum 12.Lebensjahr interessant war oder wo es Talent gab, muss nach der Pubertät nicht mehr von Bedeutung sein.
Ausserdem stellt der Arbeitsmarkt nicht immer die Jobs zur Verfügung, die der Einzelne braucht um seine Fähigkeiten/Talente verwirklichen zu können.
Von daher muss die Schule ein breites Spektrum abdecken, damit die Schüler überhaupt die Möglichkeit bekommen zu bemerken wo ihre besonderen Fähigkeiten liegen.
Aus meiner Zeit an einer Oberschule, weiß ich wie sehr den Lehrern das Klischee anhängt in den Ferien ständig Urlaub machen zu können.
In der Regel bereiten sich die Lehrer auf das neue Schuljahr vor, überprüfen die neuen Rahmenlehrpläne oder besuchen Fort- und Weiterbildungsseminare.
Das größte Problem ist an den Schulen immer noch die fehlende Technik.
Am Gmnasium meiner Kinder wurde nach dem 1. Corona-Jahr mit Hilfe von Bundesmitteln Laptops angeschafft und das Wlan-Netzt der Schule ausgebaut.
Benutzt worden ist beides bis heute noch nicht.
1. Ist nicht geklärt wer für die Wartung und Softwarepflege der Laptops verantwortlich ist.
2. Sind Haftungsfragen nicht geklärt.
3. Gibt es kein Personal und keine Budget, welches bei Ausfall der IT-Technik zur Verügung steht.
Ja, natürlich brauchen wir eine bessere Lehrerausbildung, aber diese darf in unserem Staat nichts kosten und da hört dann oft schon die attraktivität des Lehrerberufes auf.
Schon in meiner Kindheit waren Fächer wie Sport, Musik, Geschichte und Erdkunde, die Fächer die als erstes ausfielen, wenn es Personalnot an der Schule gab.
Darum waren die Lehrkräfte auf den "Nebenfächen" nicht selten die, die am wenigsten motiviert waren.
Wie sollen solche Lehrer Schüler für ihr Fachgebiet begeistern?
Ich war als Jugendlicher groß, schlank mit großen Bewegungsdrang.
Was ich absolut nicht konnte, waren aber Sportarten bei denen es auf Schnellkraft ankam.
Egal wie sehr ich mich auch anstrengte, beim 50m rennen tudelte ich immer als einer der letzten über die Ziellinie.
Von meinen Lehrern hörte ich meistens bloß den Spruch:" Du musst dich mehr anstrengen ..."
Erst in den letzten Jahren der Oberschule, bekam ich einen kompetenten Lehrer, der mir was von genetisch festgelegten Verhältniss zwischen schnell und langsam kontraktierenden Muskelfasern erzählte und der meinte, ich würde nie 50m in einer respektablen Zeit laufen können, meine Stärke wäre eher die Langstrecke.
Ab dem Tag durfte ich statt 50m spints beliebig oft die 3000m um den Sportplatz rennen - lange zu rennen war für mich das einfachste und ich war dankbar nicht mehr sprinten zu müssen.
30 Jahre später kam mein Sohn aus der Grundschule weinend nach Hause und erzählte mir, dass seine Sportlehrerin in vor den gesamten 2 Klassen beschimpft hätte, er solle sich gefälligst beim Sprint anstrengen ...
Das waren genau die Erfahrungen, die ich als Kind durch unfähige Sportlehrer nur zu gut kannte.
Ergebnis war, dass mein Sohn nie mehr bereit war in einem Verein Sport zu machen.
Wie kann ein Sportlehrer einen Schüler wegen fehlenden Talentes maßregeln?
Wer solche Sportlehrer hat, braucht sich über fehlende Nachwuchssportler nicht wundern.