Wie schön wenn ein Plan aufgeht. Noch schöner wenn er von einem planlos Verpeilten stammt.

Es war kuschelig warm in Dettenhausen. Kühle Getränke saufen und dabei chillen. Und was steht auf meiner Agenda: in der Hitze laufen und dabei grillen (lassen). In Dettenhausen fühlt ist heuer die Hölle los, was die Wärme betrifft, aber auch den Andrang. Noch mehr als all die Jahre davor herrscht ein bißchen Chaos auf dem Gelände. Betriebsames Treiben, wuseliges hin und her Gerenne zwischen Sportgelände, Parkplatz und den angrenzenden Wiesen. Aber ich kenne das Prozedere zu gut., als das es mich triggert. Mein bewährtes Equipment, Tischle, Stuhl und Schirm aufgestellt, nur der Platz ist nicht der Gewohnte. Statt an meinem Stammplatz stehe ich ein paar Meter mehr abseits der Laufstrecke. Egal, Hauptsache schön schattig unter den Bäumen. Punkt 10 geht es auf die 1.Runde. Leider merke ich schon da, dass meine Beinmuskulatur - trotz 1-wöchiger Pause - heute anderes im Sinn hat als ich (auf meinem Plan). Nützt nichts. Ein Plan ist ein Plan und der Plan wird nicht planlos, weil der Planer keinen Alternativplan geplant hat. Also machen wie wir es wie im Hinterhof gelernt (Backyard Ultra): One more loop again. Teufelchen an Schweinehund: Bellen und rumjaulen bringt nix. Halt einfach deine Schnauze und mach was dein Herrchen von dir will.
Das schlimmste ist diese dröge Runde die wir zusammen - immer wieder - kontinuierlich - miteinander Gassi gehen müssen. Zuerst auf eine lange Gerade - leicht - aber stetig. bergauf. Eckberg-Gerade Ein kurzer fieser Stich rechts ab. Höchster Punkt der Rundstrecke. An der bewirtetet Vereinshütte vorbei - am Waldrand wieder bergab. Danach links - zurück - durch das kalte Loch (dieses Jahr - auch in den frühen Morgenstunden - nicht) - entlang eines Neubau-Wohngebietes - Richtung Vereinsgelände - und Stadionumrundung. Eine gute Meile - dann beginnt das Elend erneut.
Dieses Jahr bin ich fast nie gegangen. Nur dann wenn ich mit Laufbekanntschaften - labernd - unterwegs war. Schöne Momente - die viel zu schnell vergangen sind. Dann wieder - in Gesellschaft - vieler unbekannter Gleichgesinnter - Runde für Runde - Stunde - für Stunde unterwegs. Es wird nach 12 Stunden (Start war um 10:00 Uhr) dunkel. Im doppeltem Sinn. Es beginnt leicht zu regnen. Kein Gewitter - kein Unwetter - dafür willkommene Abkühlung - Erfrischung für den überhitzten Körper. Seitdem ich die Schuhe bei km 70 gewechselt habe - sind die Beine auch wieder etwas zufriedener, nehme ich "mein Schicksal" gelassener an. Es ist nur eine Frage des Wollens um den Plan einzuhalten, und das Wollen zeigt dem Warum den Mittelfinger. Warum sollen wir nicht wollen wöllen

Es gibt deutlich schlimmere Körperaggregatszustände und: "wenn nicht jetzt wann dann" kann ich mir - und meinem Körper - beweisen, dass wir nicht nach Berlin fahren: Nur um Spaß zu haben? Nope - sondern auch weil wir Bock haben diese Umrundung ein weiteres Mal zu meistern - und alle Unwägbarkeiten die uns (mich und mein inneres Teufelchen) meinen davon abhalten die dezenten Mittelfinger zum Gruße gezeigt zu haben.
Nach exakt 15 h war die Mission, Platzreife (mind. 100 km) für ein weiteres Mal Berlin bei Tag und bei Nacht beendet. Um 1/2 2 packte ich meinen bewährten Krempel zusammen, düste nachhause ins warme Bett - um pünktlich zu nächsten Programmpunkt (gemeinsames Frühstück mit der geliebten Angetrauten) am Start zu stehen. Der weitere Sonntag hatte noch einige Challenges zu bieten, aber ich habe sie alle mit Bravour gemeistert. (Dank auch an das Teufelchen). Berlin 2025 kann kommen. Wir werden das Ding schon schaukeln. Mächtig gewaltig - Egon - würde die Ohlsenbande sagen.