Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, bin ich immer noch nur erleichtert. Natürlich erleichtert, weil nichts akut Schlimmes ist. Aber komischerweise auch irgendwie erleichtert, dass "es" nun vorbei ist, wobei noch etwas verschwommen bleibt, was genau "es" eigentlich ist. "Es", das ist wohl das Hamsterrad, meine ganz persönliche Art, wie ich das Laufen bisher gesehen und praktiziert habe. Immer schneller, immer weiter (wobei das ja schon lange nicht mehr funktioniert). Jetzt bin ich gezwungen, daraus auszusteigen, etwas daran zu ändern. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr mischt sich unter den anfänglichen Frust eben auch eine gewisse Erleichterung, so ein Hauch von Chance und Aufbruch, von neuer Perspektive.
Jetzt muss ich das alles aber erstmal in Ruhe sacken lassen, bevor sich Klarheit einstellen kann, was und wie im Detail ich nun weiter machen will. Aber ich mache definitiv weiter - jetzt erst recht!
@Katz: Der Herr Pfitzinger ist abgehakt, definitiv erledigt. Seine Pläne waren ja auch vorher schon zu intensiv für mich, rein muskulär. Musste ständig die "Rentnerkarte" ziehen und seine Empfehlungen zu verlängerten Erholungszeiten für ältere Läufer in den Plan einbauen, was ihn doch ziemlich verunstaltet hat. Auch ist seine Art, lange Läufe grundsätzlich steigernd zu absolvieren (Endurance Run) nun wohl das Gegenteil von dem, was angeraten erscheint. Weil mein Puls, selbst bei langsamstem Beginn am Ende immer am Poller war, wie bei einem knackigen Tempolauf. Und selbst beim eigentlich einfachen Basisplan, den ich seit einem Vierteljahr befolge, musste ich Erholungswochen einlegen. Also, der Herr Pfitzinger hat seine Schuldigkeit getan, der Herr Pfitzinger kann gehen. Es hat Spaß gemacht, aber das ist nun vorbei - alles hat seine Zeit.
Völlig abgehakt habe ich bereits irgendwelche Wettkampf-Ambitionen. Hatte ich, wenn ich ehrlich bin, sehr weitgehend auch schon vor dem gestrigen Ergebnis. Weil mir schon klar war, dass mein Leistungsverfall über das normale Altersbedingte hinaus geht. Nun weiß ich halt, warum. Man erinnere sich beispielsweise, dass ich beim letzten Versuch, die 10k/sub 60 zu knacken, im Herbst 2018 in St. Leon-Rot nur 50m vor dem Ziel aus den Latschen gekippt war. "Bisschen Kreislauf halt" war die verharmlosende Vermutung, mit der ich mich damals beruhigte. "Engstelle im Kreislauf durch verkalkte Aortenklappe" wäre wohl die treffendere Erklärung gewesen.
Überhaupt, irgendwelchen fertig vorgegebenen Plänen zu folgen, darin sehe ich vorerst keinen rechten Sinn mehr für mich. Ich muss erstmal ausloten, auf welchem niedrigeren Level ich mich nun sinnvoll einpegeln kann und woran ich vielleicht ganz neuen Spaß entdecken könnte. Ganz sicher müsste ich an jedem fertigen Plan irgendwo Abstriche machen. Bei einem HM-Plan natürlich in den Distanzen und bei einem 5k-Plan definitiv in der Tempoarbeit. Also, warum sollte ich mich mit einem Plan frustrieren, von dem klar ist, dass ich ihn von Anfang an nur untererfüllen kann? Ich bin weiß Gott kein Experte in den Trainingswissenschaften, aber so viel traue ich mir noch zu, dass ich mir den für mich geeigneten Plan am besten selbst zusammenstellen kann. Als einzigen Grund, einem vorgegebenen Plan zu folgen, könnte ich mir derzeit eine Situation vorstellen, in der ich - mangels Motivation - Gefahr liefe, jede Struktur und Nachhaltigkeit überhaupt zu verlieren. Aber davon bin ich zum Glück weit entfernt.
Nö, ich mache jetzt mal keine großspurigen Ankündigungen von wegen "Dies mache ich ab sofort so und jenes in Zukunft nicht mehr". Ich werde, sobald meine Achillessehne das wieder zulässt, vor allem mal vieles ausprobieren und einfach schauen, was mir gefällt und mich motiviert. Und dann wird sich daraus das entwickeln, was mir guttut und was mir Spaß macht.
Was aber definitiv weitergehen wird, ist das Ringen um Mobilität und Kraft. Und natürlich um ein geringes Gewicht. Mit 68 kg auf 170 cm bin ich beileibe noch kein Hungerhaken. Aber wenn mein Herz damit zu kämpfen hat, dieses Gewicht in X Minuten über Y Kilometer zu schleppen, dann sollte es allemal hilfreich sein, dabei 5 oder 6 kg weniger schleppen zu müssen. So viel Reserven zeigt mein Badezimmerspiegel allemal. Und dann sind da ja auch noch ein paar andere Baustellen (Gicht, Cholesterin) ernährungstechnisch noch konsequenter anzupacken.
Nein, ich gebe jetzt nicht klein bei - es geht gerade erst richtig los. Nur eben etwas anders als bisher!
P.S.: Als ich heute früh meine Frau zu einem Arzttermin fuhr, dudelte im Radio ein bescheuerter Schlager (ist nicht so mein Genre), mit einem absolut geilen Refrain:
Bin beides - noch dabei und froh darüber.Sei froh, dass du noch dabei bist!