Wie viele Fehler kann man in 24 Stunden machen? Leider jede Menge.
Das war die Kurzfassung meines 24h-Laufs.
Letztlich war es ein verkorkstes Rennen mit einem enttäuschendem Ausgang. Aber zu den Fehlern, im einzelnen, die mir so spontan einfallen.
Als erstes stellte ich fest, dass ich die automatischen Runden auf der Uhr nicht deaktiviert hatte. Das war schon der Nervpunkt bei Kilometer 1. Denn da die Runde ca. 1,3 km hatte, hatte ich so keine Übersicht mehr über meine Rundenzahl. Das ist jetzt nicht wirklich so schlimm, aber es hat mich direkt genervt um im weiteren Verlauf wusste ich echt nicht wo ich mich gerade genau befinde. Das war sehr ärgerlich und wie gesagt, schon bei Kilometer 1!
Aber daran sollte es ja nicht scheitern. Also viel zu optimistisch losgepaced.

Der Kardinalsfehler. Nach der Erfahrung vom Vorjahr machte ich mir durchaus Hoffnung ums AK-Podium mitkämpfen zu können. Denn den Vorjahresfehler, den stellte ich ganz sicher ab, Schmierung war stets gut vorhanden!
Das Problem, die Jungs gingen ab wie die Feuerwehr. Ist ja auch recht simpel. Da so ein Rennen ja doch eher im grünen Tempobereich begangen wird. Oder noch darunter. Nach den ersten Runden lag ich dann auch im Plan, was die Platzierung anbelangte.
Was allerdings völlig aus dem Ruder lief, war die Distanz und die geplanten Pausen. Denn ich machte nicht meine geplanten Pausen und lag nach 4 Stunden bei einer Pace von 5:48 Min. und damit einem Distanzziel von 248 km
Keine Pause bisher, und viel zu schnell. In dieser Phase, gerade mal 1/6 absolviert, kann man das Rennen nicht gewinnen. Aber man kann es verlieren. Jeder kennt den Spruch, doch wer beherzigt ihn, wenn er gerade einen Platz im Ranking verloren hat?
Und so schoss ich mich meinem eigenen Ende entgegen. Mit dem nächsten Fehler. Nimm nie ein Gel im Wettkampf, dass du nicht getestet hast.

Wie blöd kann man sein? Ich hatte Unmengen Gels dabei, die ich in eben solchen Massen schon genommen habe. Aber was macht der Depp? Er probiert was Neues. Keine Ahnung warum, wahrscheinlich weil ja gerade Superman da draußen unterwegs war in meinen Schuhen. Zumindest ein Ego aufgepumpt zu der Größe eines Wolkenkratzers.
Und ich denke das kostete mich dann endgültig das Rennen.
Zuerst ein Toilettebreak und dann machte ich endlich mal 10 Minuten Pause, nach 50 Kilometern und 5 Stunden Laufzeit. Ich damit mehr als eine Stunde schneller zu diesem Zeitpunkt, als ich es optimistisch geplant hatte.
Und so gewinnt man so ein Rennen nicht, man gewinnt so gar nichts. Aber das Kind war da bereits im Brunnen. Denn ich bekam Magenprobleme. In zunehmenden Maße. Nach Verpflegungsaufnahme krampfte der Magen sobald ich lief und umgekehrt ist eben auch nicht die Lösung, denn wer sich leer läuft, das läuft gar nicht mehr.
Es lief also nichts mehr. Vielleicht war an dem Tag auch einfach nicht das drin, was ich mir vorgestellt hatte. Immerhin war ich trotzdem noch weit unter meinem Schnitt von den 6h in Mörfelden. Aber die Performance war an diesem Wochenende nicht da.
Im Gegenteil, das Frustlevel stieg natürlich antiproportional zum Leistungsniveau. Und dieses erreichte nach 9 Stunden und 80 Kilometer den Nullpunkt. Nichts ging mehr. Tank leer. Zum Glück war meine Supporterin mit dabei und konnte mich aus dem Versorgungszelt versorgen. So nahm ich Bouillon mit Nudeln und machte eine halbe Stunde gar nichts. Ich konnte gar nicht. Allein das Essen fiel schwer. Der Kreislauf war echt im Keller.
Natürlich hatte ich mittlerweile auch meine Zielzeiten komplett aus dem Auge verloren. Auch wenn ich mit 80 km bei 10 Stunden noch fast in meiner geplanten Range lag. Aber durch die versaubeutelte Taktik hatte ich meinen Körper zu sehr ausgepowert, das holt man nicht mehr rein.
Also weiter etwas fürs Ego und gegen den Frust tun. Zufällig kam der Leader und spätere Sieger vorbei und drehte so seine Runden in einer 5:18er Pace. Und nach den Nudeln machte ich da einfach mal mit für 8 Kilometer. Warum auch nicht? Die Pace hab ich locker drin und die KHs kamen gerade an und wurden direkt wieder rausgehauen.
Ja, der Frustmodus hatte mich voll im griff. Letztlich endete die Powerrunde mit dem mehrfachen Versuch meines Magen, seinen Inhalt über den Eingang wieder los zu werden. Das gute dabei, zumindest für die anderen Anwesenden, es kam nichts. Gar nichts! Nichtmal trockene Spucke. Das Ding war einfach leer. Wieder. Und so gabs die nächste längere Nudelbouillon-Pause.
Insgesamt benötigte ich so von km 90 bis 100 fast zweieinhalb Stunden. Und das war dann genug. Ich hatte keine Lust mehr, ich hatte keine Energie mehr und gab, mehr oder weniger auf. Mir war kalt, ich wollte nicht wandern, also ging ich ins Bett.
Am morgen wollte ich ggf. nochmal zurückzukehren. So ein paar Stunden noch laufen. Aber da war dann der Wettergott zunächst dagegen. Er schickte just zu der Zeit als ich aufstehen wollte, einen gigantischen Regenguss, der alles von der Straße wusch. Also blieb ich noch 'ne Stunde liegen. Es ging ja eh nur darum sich nochmal zu bewegen. Von wegen Streak und so.
Und so gab es nur noch einen einstündigen Zuschlag. Der ging dafür locker von der Hand. Ich konnte sogar kurzfristig die Strava-Krone auf der Wettkampfrunde erobern. Leider nur für eine kurze Zeit, dafür aber mit einer Pace sub 5. Gar nicht schlecht. Aber eben nur eine Runde.
Ja, das war dann wohl nix. Wieder viel gelernt. Viele nette Leute getroffen, insgesamt wieder eine tolle Veranstaltung, wenn auch nicht mit dem Ergebnis, das ich mir erhofft hatte. Aber so ist der Sport, anders wäre es ja langweilig.