Eigentlich hatte ich mir das WE, bzw. den Lauf in Rotenburg a.d. Fulda anders vorgestellt. Es sollte mein Wiedereinstieg ins Laufen sein, denn die Wochen zuvor waren aus verschiedenen Gründen mit Laufpausen verbracht worden. Einzig das Radfahren blieb mir zur (Rest-)Formerhaltung übrig.
Freitagnachmittag ging es los nach Rotenburg, sollte ich doch ca. 3,5 Stunden bis dort brauchen. Treffpunkt für ein Fori-Treffen war der "Italiener" an der Laufstrecke!! Aufgehalten durch starken Verkehr im Kölner Autobahnring kam ich zu spät. ;-( Die 6-Stundenläufer, die 12-Stundenläufer, die 100km-Läufer und die 100km-Walker waren schon mit ihrer letzten Mahlzeit vor dem Rennen fertig. Es war dennoch schön, bekannte Gesichter wiederzusehen und neue Gesichter kennenzulernen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich noch recht optimistisch, was die kommende Nacht (Start 22 Uhr) und den darauffolgenden Tag betraf. Kurz zuvor hatte ich mit Harald Heyde (Organisator) meinen Wechsel von der 100km-Strecke auf den 12-Stundenlauf + 6-Stundenlauf vereinbart.
Diesen hatten wir bereits Wochen vorher per Mail abgesprochen.
Punkt 22 Uhr wurden wir getrennt auf die Strecke geschickt, die 12-Stundenläufer standen an der Startlinie (Ziel) und die 100km-Läufer/Walker mussten ca. 385 Meter hinter uns starten, damit sie später punktgenau ins Ziel laufen konnten.
Es war schon recht dunkel, einzelne Laternen im Park waren noch an, zusätzliche Grablichter markierten teilweise Behinderungen (Erhebungen durch Wurzelwerke der Bäume) auf der Strecke, ein gasbefüllter Ballon erhellte die Mitte des kleinen Parks, der mit ca. 1,14 km kleinen Rundkurs immer wieder zu laufen war.
Einige waren dennoch mit Stirnleuchten unterwegs, da einige Teilabschnitte absolut dunkel waren. Es bildeten sich Gruppen, sei es weil sie die gleiche Geschwindigkeit liefen, oder weil sie jemanden suchten, der ihnen den Weg erhellte.

So kam es, das ich mit Clemens aus Mainz zusammenlief. Einerseits liefen wir beide im 7:30er Tempo und andererseits hatte ich die helle Stirnlampe.
So vergingen die ersten Stunden, es wurde geredet, gelacht, Geschichten erzählt, Erfahrungen ausgetauscht, wir wurden überholt und überholten selber, wurden im Zielbereich immer wieder lächelnd und aufmunternd von den Rundenzählern begrüßt und trafen alle paar Minuten an der hervorragenden Verpflegungsstelle ein, wo man uns ein reichhaltiges Angebot unterbreitete!!!!!!
Gegen 02:00 Uhr in der Nacht wechselte ich das erste Mal das Funktionsunterhemd, die Nacht war immer noch recht mild und angenehm zu laufen. Es traten Probleme im Oberschenkel (Rückseite) auf, es zwickte und zwackte, aber es war kein Krampfansatz, was ich wegen der Laufpause am ehesten vermutet hätte. Ich verdrängte es und lief wieder los, Kopf gegen Körper hieß es dann Runde für Runde. Ich legte zwischendurch Gehpausen ein und massierte meinen Schenkel, es half nicht viel. Das Bein wurde härter und fester, das Laufen unangenehmer. Zweifel kamen in mir auf, wie ich die kommenden Stunden überhaupt weiterlaufen sollte, geschweige denn könnte?!? Gegen 3 Uhr machte ich die erste längere Pause und hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, trotz verhärtetem Oberschenkel. Clemens drehte weiter seine Runden, Tilo und Markus und auch Walter, die 100km Läufer waren noch unterwegs, wenn auch nicht mehr so locker wie zu Anfang, die Walker drehten ihre Runden. Sie zu beobachten tat angesichts meiner steigenden Verzweiflung weh!! Ein letztes Mal wollte ich es versuchen und danach entscheiden, was ich in den nächsten Stunden machen würde. Es wurden nur noch ein paar Runden, bevor die einzig vernünftige Entscheidung der Aufgabe fest stand!!!! Nach 42 Runden und etwas mehr als 48 gelaufenen Kilometern gab ich frustriert auf, holte mir meinen Schlafsack, mummelte mich am Verpflegungszelt ein und beobachtete mit einem weinenden Auge die anderen Läufer/innen//Walker/innen und einem lachenden Auge, weil ich sie motivieren und anfeuern konnte.
Letztendlich war es die richtige Entscheidung, um nichs schlimmeres herauf zu beschwören. Lieber jetzt ein Griff ins ..., als später in diesem Jahr, was mir erheblich mehr (mentale) Probleme machen würde.
Abgehakt, nach vorne geschaut, geduscht und umgezogen, hieß es nun bei Tagesanbruch die immer noch laufenden + gehenden Sportler zu unterstützen!!!
Positiver Zuspruch vom Streckenrand kann Berge versetzen, habe ich selbst erlebt.
Die ersten 6-Stundenläufer trafen ein und feuerten ebenfalls an, bzw. erkundigten sich an der Strecke über den Stand.
Der zweite Schmerz trat ein, als ich wiederholt von meinem abgebrochenem Lauf erzählen musste. Dieses Gefühl möchte ich so schnell nicht wieder haben!! Heike und Michi erkundigten sich, Chris entdeckte mich kurz vor dem Start und Andreas, der als Betreuer für einen Freund an der Strecke stand, bot erneut seine Hilfe an. Später kamen wir dann wieder ins Gespräch bezüglich Mont Blanc. Das hellte meine Stimmung wieder merklich auf.

Er sucht als Teilnehmer des TDS noch eine Unterkunft, die ich ihm als Mitbewohner eines 4er Appartements anbieten konnte!!! Andreas hatte ich erstmals beim KiLL50 in Hildesheim kennengelernt, hatte sich die Reise also dennoch gelohnt. Heike bat mich ein paar Fotos zu machen, die ich gerne von ihr und den restlichen Teilnehmern machte. Hatte ich doch so noch die Möglichkeit, mich abzulenken und so die Strecke bei Tageslicht und in gemütlichem Knips-Tempo zu begehen.
Die Veranstaltung ist absolut klasse, zumal der 12-Stundenlauf und der 100km-Lauf erstmalig ausgeführt wurden, denn eigentlich war der 6-Stundenlauf das bisherige Highlight!!!
Mein persönliches Fazit ist mittlerweile ein etwas anderes, als unmittelbar bei der Veranstaltung!! Es war eine richtige Entscheidung, schmerzvoll (mental) aber guten Gewissens. Jetzt gönne ich mir ein paar Tage Ruhe, bevor ich wieder in das Training starte und mich auf den Hamburg-Marathon als Zwischenstation für den Thüringen-Ultra im Juli vorbereite.
Dort möchte ich einiges wieder gut machen, für mich, als vorletzte Bestätigung vor Mont Blanc, das es nocht geht, bzw. wieder geht und gut gelaufen ist.
Grüße
Michael